Die Könige der Elben
von Alfred Bekker
416 Seiten, Taschenbuch ISBN: 978-3-8025-8128-1 ©EGMONT Verlagsgesellschaften mbH www.egmont-lyx.de
Nachdem der Krieg gegen die Menschen mit schweren Verlusten für beide Seiten beendet ist, kehrt etwas Ruhe im Reich der Elben ein. Doch plötzlich taucht ein neuer Feind auf, der durch die Dimensionen reisen kann – der Axtherrscher. Er einigt das wilde Volk der Trorks und bedroht die nördliche Grenze der Elben. Zudem stiehlt er die Artefakte, die Keandir von der Insel des Augenlosen Sehers mitbrachte. Während Keandir aufbricht, um dem Axtherrscher die Stirn zu bieten, geht Andir in ein selbst gewähltes Exil um herauszufinden, ob die Dunkelheit auch in seiner Seele zu finden ist. Magolas führt derweil die Staatsgeschäfte weiter. Im Süden des Zwischenlands ist derweil ein riesiges Menschenreich entstanden, das immer weiter expandiert. Daher kommen Emissäre des an das Elbenreich grenzende Menschenreich Aratan, um Beistand zu erbitten. Unter ihnen ist Larana, die Tochter des Königs von Aratan, die Magolas schon lange in seinen Träumen sah. Magolas verliebt sich in sie und bricht mit einem Elbenheer nach Aratan auf, um von dort Krieg gegen die Menschen aus dem Süden zu führen. Nachdem Magolas den Süden unterworfen hat, heiratet er Larana und beherrscht ein riesiges Menschenreich. Versteckt in diesem Reich ist der Tempel des Xaror, des Wesens, das einst den Augenlosen Herrscher verbannt hatte, und der die Macht hat, Leben zu verlängern…
Im zweiten Band der Trilogie entwickelt Alfred Bekker die Charaktere von Andir und Magolas und deren Beziehung sehr schön weiter. Sowohl Magolas’ Suche nach Macht und eigenen Abenteuern, wie auch Andirs Selbstzweifel und seine Suche nach seinem wahren inneren Wesen, sind gut aufgebaut und beschrieben. Die Träume Ruwens und die Ängste um ihre Kinder, wie auch die sich neu zusammenfügenden Schicksalsfäden sind subtil eingebaut und steigern die Spannung. Ein gelungener Kniff ist der neue Verbündete, den Keandir auf seinem Feldzug gegen den Axtherrscher entdeckt. Denn er bringt eine Erklärung für den Schwund magischer Macht im Elbenreich und ist trotz seiner Macht nicht ohne Probleme für einen beliebigen Krieg zu erreichen. Die Geschichte von Magolas und Larana ist erfrischend aufgebaut – keine klassisch kitschige Liebesgeschichte. Die dunkle Vorahnung, die sich von vorneherein als Schatten über die Beziehung legt, gibt der Liebe von vorneherein etwas Bedrohliches. Doch immer kann der Leser hoffen, dass Magolas sich für einen anderen Weg entscheidet.
Die Geschichte, die Bekker weiterspinnt, ist einfallsreich, intelligent und spannend. Dass er auch im zweiten Band noch nicht wirklich den am Anfang – auf der Insel des Augenlosen Sehers – schon erwähnten „Superbösewicht“ Xaror erscheinen lässt, sondern nur seinen Lakaien, hält die Spannung ungemein. Sehr gelungen finde ich auch die kurzen Ausblicke in die Zukunft, die verschiedene Charaktere bekommen. Sie halten den Spannungsbogen, geben nicht zu viel preis, aber lassen die Stimmung eine Nuance dunkler werden. Perfekt gelöst.
Etwas seltsam fand ich im ersten Augenblick das Wandern durch verschiedene Dimensionen. Auch dies wird aber von Bekker sehr schön in den Kontext der elbischen Mythologie eingebaut, so dass auch das Weltbild der Elben an diesem Punkt geweitet wird. Die Lebendigkeit der Beschreibung der elbischen Gesellschaft hebt die Elbentrilogie von anderen Fantasyromanen positiv ab.
Im zweiten Band beginnt der Autor leider auch damit, einige unnötige und letzten Endes langweilige Gore-Szenen einzubauen. Da diese die Geschichte in keiner Weise weiterbringen, gibt es dafür Punktabzug. Es sei aber dazu gesagt, dass sich diese unnötigen Szenen in Grenzen halten – das Buch ist weit davon entfernt, ein Horror-Schocker zu sein!
Insgesamt ist „Die Könige der Elben“ eine tolle Fortführung der Geschichte auf gleich bleibend hohem Niveau.
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