Literatur

Blutige Mondscheinsonate

von Elke Schwab



384 Seiten
© SOLIBRO Verlag, Münster 2014
www.solibro.de
ISBN 978-3-932927-85-0



Lukas Baccus und Theo Borg, die beiden chaotischen Kriminalkommissare des Landespolizeipräsidiums Saarbrücken, sind nicht nur zum Innendienst verdonnert, sondern auch zur Lösung eines, auf den ersten Blick, unlösbaren Rätsels. Die Identität eines weiblichen Mordopfers ist zu klären, doch es ergeben sich, auch nach Studium der aktuellen Vermisstenliste, zunächst keine Anhaltspunkte.

Kommissar Zufall hilft ihnen jedoch auf die Sprünge, als sie in ihrem Büro den Besuch einer jungen Frau erhalten, welche vermutet, das Opfer zu kennen. Sie berichtete ihr von einem geheimnisvollen Rendezvous, ohne jedoch den Ort sowie den Namen des Auserwählten preiszugeben. Ein offizielles Posting in einem sozialen Netzwerk scheint die Vermutungen allerdings zu bestätigen.

Delia Sommer spielte mit dem Feuer und sollte ihre Unbekümmertheit bitter bereuen. Ihre übel zugerichtete Leiche wurde bei einer Führung im Deutsch-Französischen Garten auf dem Ehrenfriedhof entdeckt. Der Mörder erhält durch seine publikumswirksame Inszenierung höchste Aufmerksamkeit, zumal die Presse "zufällig" Zeuge der Ereignisse wurde.

Leider muss der Psychopath und selbsternannte "Phönix" eine bittere Enttäuschung hinnehmen, denn die weitere Berichterstattung versetzt ihn in einen Schockzustand, als der Öffentlichkeit im Rahmen einer Verhaftung der vermeintliche Park-Mörder präsentiert wird. Er fühlt sich missverstanden und übergangen. Gleichzeitig motiviert es ihn zu weiteren Taten und der damit verbundenen Klarstellung, wer der tatsächliche Täter ist ...

Elke Schwab beginnt auch diesen Kriminalroman mit einem Einblick in die Seelenwelt des Mörders, doch Entscheidendes ist diesmal anders. Statt eines kurzen Streiflichtes präsentiert sie einen schauerlichen Prolog über 20 Seiten. Ohne seine Identität preiszugeben, stellt sie uns den Unheimlichen vor und auf welchen Wegen sein erstes Opfer zu ihm findet.

Die Autorin reichert die Handlung, wie gewohnt, mit allerlei Nebenkriegsschauplätzen an, allen voran dem Zoff zwischen den Kolleginnen und Kollegen des Landespolizeipräsidiums. Ihre Fähigkeit, den eigenen Stoff mit einem Augenzwinkern aus der Distanz zu beobachten, überträgt sie auf ihre Hauptdarsteller Lukas Baccus und Theo Borg. Egal, welche Unpässlichkeiten auf sie hereinbrechen, stets kommentieren sie das Unvermeidliche mit einem kessen Spruch auf der Lippe.

Elke Schwab spart auch nicht mit Humor im Detail, sind es nun die beiden Büro-Vögelchen Peter und Paul, allgemeine "Vogel-Psychologie", der Radetzky-Marsch als Klingelton oder ein "Schnauf-Alarm". Auch das Fehlerteufelchen ist zu Gast sowie entgleiste Formulierungen wie "Die Tür öffnete sich ohne anzuklopfen".

Zudem bedient sich die Autorin nicht nur eines Klischees, sondern baut es auch ordentlich aus: Es gibt in diesem Roman auffällig viele Gärtner! Verzichten muss der Rezensent weiterhin auf den Ausbau der Rolle seines Lieblingsnebendarstellers, die des frommen Dieter Marx. Zwar hat das Drogendezernat Maßgebliches beizusteuern, trotzdem kann ich mir den bibelfesten Mahner (immer noch) in einer wesentlich tragenderen Rolle vorstellen.

Endlich kann man mal eine Rezension unter passender musikalischer Begleitung verfassen. Beethovens Mondscheinsonate lädt geradezu dazu ein und stellt ein würdiges Fundament zum diabolischen Spiel um Leichtsinnigkeit und die trügerische Welt des schönen Scheins dar.

 

Thomas Lawall - Dezember 2015

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Mörderisches Puzzle
Eisige Rache
Pleiten, Pech und Leichen

 

 

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