Literatur

Mörderisches Puzzle

von Elke Schwab


384 Seiten
© SOLIBRO Verlag, Münster 2011
www.solibro.de
www.elkeschwab.de
ISBN 978-3-932927-37-9



Lukas Baccus hätte den Anruf vielleicht etwas ernster nehmen sollen. Susanne Kleber, die Freundin seiner geschiedenen Ehefrau Marianne, meldete sich bei ihm privat. Ihr Chef sei verschwunden. Seit zwei Tagen hätte es kein Lebenszeichen mehr von ihm gegeben. Nach Dienstschluss am Wochenende hätte er noch einen Termin bei einer Bewerberin - einer gewissen Brigitte Felten - gehabt, die ihn in ihre Wohnung eingeladen habe.

Der Chefredakteur der "Neuen Zeit" lässt für gewöhnlich nichts anbrennen, weshalb ihr Anruf zunächst ohne weitere Auswirkungen bleibt. Lukas gab zu bedenken, dass dieser mit 52 Jahren schließlich erwachsen sei. Womöglich hätte er mit seiner neuen Gespielin ein aufregendes Wochenende verbracht und jede zeitliche Orientierung verloren. Außerdem wäre hier der örtliche Kriminaldienst zuständig. Die Landespolizeidirektion hätte mit Vermissten nichts zu tun, und würde sich erst in Bewegung setzen, wenn jemand tot sei. Zudem äußerte er den Verdacht, dass es sich bei dem Anruf auch um eine Eifersuchtssache handeln könnte, da Susanne mit ihrem Chef ebenfalls gewisse Beziehungen pflegen würde, was selbige dazu nötigte, das Telefongespräch sofort zu beenden ...

Lukas Baccus wird geweckt. Unsanft und auch noch vom Kollegen Theo Borg. Reichlich verwirrt stellt er fest, an seinem Arbeitsplatz eingeschlafen zu sein. Theo eröffnet ihm, dass er erstens nicht fürs Schlafen bezahlt werde und zweitens Post habe. Zunächst begreift er nicht, weshalb ihn seine private Post offenbar nunmehr auf dem Dienstweg erreicht. Seltsam auch, dass sich die Kolleginnen Andrea Peperding, die ewig meckernde Emanze, Kommissarin Monika Blech sowie Sekretärin Josefa Kleinert ebenso an seinem Schreibtisch versammelt haben wie der Kollege Dieter Marx aus der Drogenabteilung - welcher immer zu jeder Zeit ein mehr oder weniger passendes Bibelzitat bereithält - sowie Dienststellenleiter Wendalinus Allensbacher höchst persönlich.

Lukas versteht immer noch nicht, bemerkt aber, dass das gelbe Päckchen schon einmal geöffnet wurde. Offenbar wissen die Kollegen schon Bescheid, weshalb er zögert, um ihnen die Show zu stehlen. Schließlich wird es Allensbacher zu viel und er drängt mit scharfen Worten darauf, den Inhalt nun in Augenschein zu nehmen und eine diesbezügliche Meinung zu äußern. Zuerst kann Lukas gar nichts erkennen. Schließlich zieht er einen Folienbeutel heraus und traut seinen Augen nicht ...
 
Wir geraten in diesen rasanten Mordfall im Prinzip ohne jede Vorwarnung. Schon auf der ersten Seite geht es in einem unmissverständlichen Prolog zur Sache. Elke Schwab startet durch und bringt ihr wahrhaft "mörderisches Puzzle" umgehend auf den Punkt!

Der zweite Band der Baccus-Borg-Krimi-Reihe überrascht mich in jeder Hinsicht. Auffallend stellen sich mir zum Beispiel die Charakterzeichnungen der Nebenfiguren dar, da sie die Hauptakteure Theo Borg und Lukas Baccus stellenweise fast etwas blass erscheinen lassen. Insbesondere die Beziehungen gewisser Damen untereinander, sowie das weit verzweigte Beziehungsgeflecht der Kollegen, liefern reichlich Zündstoff und geben sogar Anlass zu diversen Verdachtsmomenten.

Die Liste der Verdächtigen schraubt die Autorin somit in spannende Höhen, und es ist in keinem Falle langweilig, den vielen falschen Fährten und Irrwegen zu folgen. Ganz im Gegenteil, zumal es an jeder Ecke einen falschen Alarm gibt. Beißender Zynismus, ein ausgeprägter Hang zum Makabren und eine deftige Portion Erotik sind ebenfalls keine Fremdwörter, und der schaurige Gesamtzusammenhang sucht ebenfalls seinesgleichen. Die komplexe Story ist frei von Längen und auf einem konstanten Spannungsniveau. Hier und da eingestreute Situationskomik bringt zudem humoristische Elemente in die Story ein und zeugt vom mitunter recht schrägen Humor der saarländischen Autorin. Dies bewies Elke Schwab auch bei einer recht unkonventionellen Lesung, als sie im September 2011 ihren achten Roman im Sektionsraum der Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Homburg vorstellte!

Vorsicht! Mit "Mörderisches Puzzle" erwartet den Leser ein Thriller mit nicht zu unterschätzenden Nebenwirkungen. Eine davon hat unmittelbar mit der allgemeinen Paketzustellung zu tun. So wie es aussieht, werde ich das nächste gelbe Päckchen, welches mir von unserem stets vor Freude strahlenden Postboten überreicht wird, mit nicht unbeträchtlichen Vorbehalten öffnen ...!

 

Thomas Lawall - Februar 2012

 

 

 

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