Bobby Z von Don Winslow
288 Seiten Fremdlizenz April 2022 Droemer Taschenbuch © 1997 Don Winslow www.droemer.de ISBN 978-3-426-30891-2
Thriller gibt es wie Sand am Meer. Wer sich im Genre einigermaßen auskennt, dem ist auch das Problem mit dem abfallenden Spannungsbogen bekannt. Was sich zu Beginn spannend anhört, verläuft sich immer mehr in bedeutungsloser Langeweile. Nicht selten wirkt das Ende allzu konstruiert und aufgesetzt, fast wie eine Art Notlösung. Leserinnen und Leser bleiben ratlos zurück und fragen sich, weshalb man sich denn die Mühe gemacht hat, bis zur unbefriedigenden Auflösung durchgehalten zu haben.
Das ist bei "Bobby Z" völlig anders. Die kürzlich bei Droemer erschienene Ausgabe ist kein neuer Winslow, sondern bereits 25 Jahre alt. Damals ahnte noch niemand etwas von künftigen Großtaten wie "Tage der Toten", "Das Kartell" oder "Jahre des Jägers".
Das heißt aber noch lange nicht, dass die Geschichte um den bemerkenswerten Looser Tim Kearny altbacken oder gar verstaubt daherkommt. Ganz im Gegenteil, denn das Buch kann sich mit dem Tempo eines rasanten Action-Films messen (selbiger erschien bereits 2007 mit Paul Walker als Tim Kearny.) Mit allen Ecken, Kanten und vor allem mit ebenso grandiosen wie völlig unmöglichen Actioneinlagen.
Kein Wunder, denn aus dem Dilemma, in welchem sich der Kleinkriminelle Tim Kearny befindet, kann es unmöglich einen Ausweg geben. Schon blöd, wenn man es schafft, im Knast (notwendigerweise) einen übermächtigen Gegner umzubringen, der dummerweise die versammelten Hells Angels hinter sich hat. Da nimmt man gerne das Angebot eines Agenten der DEA (Drug Enforcement Administration) an, sich für den legendären Drogen-Schmuggler Bobby Z auszugeben, um ... ja, und mehr soll nicht verraten werden.
Jedenfalls bekommt es der Held im Laufe der sich immer weiter zuspitzenden Katastrophen mit dem mächtigen Mafiaboss Don Huertero zu tun, einer völlig skrupellosen Spaßbremse vor dem Herrn. Im weiteren Verlauf sieht sich Kearny also mit drei Gruppen konfrontiert, die unterschiedliche Motive, dennoch aber ein gemeinsames Ziel haben: Seinen Tod. Inwieweit die Drogenfahndung, die Hells Angels und das Killerkommando um Don Huerto ihr Ziel erreichen, bleibt die spannende Frage. Und wie Tim Kearny das überleben soll, sowieso.
Don Winslow schreibt nicht um den heißen Brei herum. Handlung ist angesagt und kein seitenlanges Füllmaterial. Die Personen skizziert er knapp, aber auf den Punkt. Mit Landschaft und Umgebung verfährt er ebenso. Bilder entstehen nicht nach und nach, sondern sofort.
In Verbindung mit der Story kann das nur ein Zusteuern auf die totale Eskalation bedeuten. Und so ist es dann auch. Das Ende hat es wahrhaftig in sich. Eine derartig spektakuläre Auflösung und Schlusspointe war dann ganz und gar nicht zu erwarten. In Sachen Thriller eine absolute Vollbedienung.
"Folgendes passiert:" ...
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