CD-Review

MY SILENT WAKE - Preservation Restoration Reconstruction (2013)


Folk, Mittelalter-Anleihen




Donnerwetter. Oder eben nicht. Was die gewaltige Dampflok auf dem Cover verspricht, kann die Platte in keinem Fall halten. Eine Überraschung ist es allerdings nicht, denn lange vor Erscheinen der Platte wurde signalisiert, dass es sich um ein "ruhigeres" Werk handeln würde.

Ian Arkley hat sich als dominierendes Werkzeug eine Gitarre auserkoren, die auch bei einem totalen Stromausfall hervorragende Leistungen zu bringen in der Lage ist. Vorausgesetzt, man kann sie bedienen - aber was kann Herr Arkley eigentlich nicht?!

Es scheint vollkommen egal zu sein, mit wieviel Schalldruck er auf die Bühne kommt - unter die Haut geht das immer. Wie das gehen mag, vermag der Schreiberling nicht in Worte zu fassen. Dafür gelingt es ihm ohne Mühe, auch mit dieser Scheibe glücklich zu werden. Unglaublich, wie eine Sache wachsen kann, indem man Grundlegendes einfach weglässt.

Nach der progressiven Doom-Matte "Silver Under Midnight" (ebenfalls 2013) kommt nun das diametrale Gegenteil. Völlig entschleunigt und auf das Wesentliche reduziert. "Midnight" läutet, fast auf eine falsche Fährte führend, das Spiel der leisen Töne ein.

"My Sorrow Is Yours" gibt dann die weitere Richtung unmissverständlich vor. In seiner Intensität erinnert mich das Album entfernt an das geniale Akustik-Album von Charlie Dominici "O3 A Trilogy - Part One" (2007) insbesondere "Child of Light" und ganz besonders "When You Leave". Das war es dann auch schon mit den Gemeinsamkeiten, denn bei einfach allem, wo MY SILENT WAKE draufsteht, muss mit einer mehr oder weniger ausgeprägten Entrücktheit gerechnet werden.

Der schwermütige Aspekt erfreut sich natürlich auch hier an seiner Allgegenwart, wobei man das auch falsch aufnehmen kann. Ian meint ja, sinngemäß so in etwa, dass er seine Musik nicht als Fahrstuhl in ein endloses Jammertal begreift, sondern als möglichen Ausweg aus einem solchen. Das Leben scheint ihm die Songs zu diktieren. Vielleicht kommen uns deshalb die Gefühle und Empfindungen, die seine Klänge erzeugen, alle so überaus bekannt vor.

Es ist (mir) kaum möglich, einen Song besonders hervorzuheben. Mal ist es "Don't Turn Away", der das Gänsehautbarometer bis zum Anschlag hochfährt, mal ist es "Another Day" oder "Last Song To You" ... und/oder all die anderen. Trotzdem gibt es wieder das obligatorische ++-Erlebnis, denn der schon erwähnte Song ist einfach ... ach, ich weiß nicht.

Ab "NDE" wird es gelegentlich mittelalterlich, wobei betont werden muss, dass man sich von jeder Verkitschung fern hält. Selbst wenn sich so manch ein zartes Flötentönchen gar locker-fröhlich gibt, schwingt spätestens beim zweiten Hördurchgang das Nachdenkliche und Tiefgründige mit. "In Rememberance" und "Light And Shadows" wissen das noch zu unterstreichen.

MY SILENT WAKE üben sich mit diesem Album in Bescheidenheit. In Demut kann man Großes vollbringen. Wenn die Welt einst untergeht, werden diese grundgütigen Klänge bleiben. Irgendwie und irgendwo.

Fazit: Ruhepol. Zeitlose Schönheit. Nachhaltig bewegendes Kammerspiel.

 

Bewertung: 12/12
Don't Turn Away: 12++/12

Thomas Lawall - März 2016

 

 

 

Tracklist:

01. Midnight
02. My Sorrow Is Yours
03. Who Am I
04. OHM
05. Don't Turn Away
06. NDE
07. Child of Light
08. Another Day
09. From My Window
10. When You Leave
11. In Rememberance
12. Last Song To You
13. Light and Shadows

All acoustic tracks by Ian Arkley

Album line-up:

Leider habe ich kein Line-up gefunden
(diese verdammten Downloads - ich will Hardware!),
aber wenn ich im Netz richtig gelesen habe, sind, über zwei Jahre verteilt, sieben ehemalige und aktuelle Bandmitglieder an dem Projekt beteiligt gewesen.



www.myspace.com/mysilentwake

www.facebook.com/pages/My-Silent-Wake

www.facebook.com/pages/My-Silent-Wake-acousticambient

www.mysilentwake.co.uk

 

 

 

 

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