CD-Review

MY SILENT WAKE - Silver Under Midnight (2013)


Progressiver Doom-Death




Ja also, geht doch. Nachdem ich bei meinem Review zur vierten Scheibe "IV Et Lux Perpetua" schon befürchtet hatte, die Band könnte sich mit allzu spacigen Anleihen in Richtung 70er-Jahre-Psychedelic-Gedöns verabschieden, hat man sich der alten Tugenden besonnen. Dies bedeutet gleichzeitig aber gar nicht, dass sich die Truppe in modifizierten Wiederholungen ergeht.

"Midnight" bereitet als Intro die Fangemeinde auf die nachfolgenden Großtaten vor, indem es weltfernes Geläut, irgendwo zwischen Bali und Unendlichkeit, verhalten anstimmt. Selbst dieses minimalistische Getön vermag umgehend die einerseits so typische wie andererseits sehr schwer zu beschreibende MY SILENT WAKE-Stimmung zu erzeugen.

Einerseits weiß man nun, was die Erwartungen sogleich bestätigen, wobei "Destroyer" der Bandgeschichte durchaus auch neue Impulse hinzufügt. Damit bestätigen MY SILENT WAKE einmal mehr ihren Ausnahme-Status und ihre unanfechtbare Eigenständigkeit.

"Oblivion" knallt mit Überbreite auf die Matte und lässt ordentlich eingepegelte Tieftöner den Sinn ihres Daseins voll auskosten. Niemand zaubert Doom und Death zu solch einer wunderbaren Einheit zusammen. Räudiges Vollgas und heftige Bremsattacken geben sich die Hand und besiegeln die gnadenlose Allianz in "My Killer" - der Wahnsinn! Der tiefergelegte Bombast darf sich zudem noch mit der einen oder anderen progressiven Zugabe schmücken.

Als wenn das alles noch nicht fast zu viel des Guten ist, darf man dann in "Third Season" wieder einen jener Tracks mit tief herunterhängender Kinnlade bestaunen, die trotz ihrer über vierzehn Minuten niemals enden mögen! Könnte sein, dass Ian Arkley noch mal alle Register ziehen wollte, da man bekannterweise in den nachfolgenden Alben mit einigen Überraschungen rechnen muss.

Melancholie mit dem Vorschlaghammer vorzutragen und gleichzeitig weltfern klingen zu lassen, schaffen eben nur MY SILENT WAKE. Entrückt und doch so greifbar. Wie kann Großartigkeit nur so bescheiden klingen? Die Melodien sind eingängig ohne jedoch banal zu wirken. Doch Vorsicht: Wenn man jene Trauer und jenen Trübsinn, der sich durch das Gesamtwerk zieht, falsch versteht, könnte es einen in die ewigen Abgründe katapultieren.

Das würde der Intention Ian Arkleys allerdings widersprechen. Er komponiert, wie es das Leben tut. Es ist wahrlich nicht immer eine sonnige Angelegenheit und wo viel Licht ist, sind die Schatten bekanntlich nicht weit. Was aber immer bleibt, sind diese hellen Löcher am Horizont. Wie auch immer man sie deutet, man kann durchaus Trost in der Dunkelheit finden.

Fazit: Entrückte Bodenständigkeit. Jünger der Ambivalenz.

 

Bewertung: 12/12
"Third Season" 12++/12

Thomas Lawall - Januar 2015

 

 

 

Tracklist:

1. Midnight 
2. Destroyer
3. The last man 
4. Oblivion 
5. My Killer
6. Wars 
7. Third Season

Album line-up:

Ian Arkley: Vocals, guitar, keys, ebow, bass and percussion
Kate Hamilton: Bass and dulcimer
Mark Henry: Drums

Guests:

Greg Chandler: Additional keys, vocals
Martin Bowes: Narration vocals



www.myspace.com/mysilentwake

www.mysilentwake2.bandcamp.com/album/eye-of-the-needle

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www.mysilentwake.co.uk

 

 

 

 

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