Literatur

Schwarze Dame Tod

von Mara Laue


240 Seiten
© Sutton Verlag, 2011
www.sutton-belletristik.de
www.mara-laue.homepage.t-online.de
ISBN 978-3-86680-755-6



Zell glaubt, sich verhört zu haben. Ihn interessiert, wie die Angehörigen von Robert Asmund die Nachricht von dessen Tod aufgenommen haben und ob es irgendwelche auffälligen Reaktionen gegeben hat. Kollege Ferudun Özyavas beichtet seinem Chef, dass sie bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt hätten, die Familien zu besuchen. Sie waren am Vorabend zwar unterwegs, wurden aber zu einem Notfall gerufen, der sie bis weit nach Mitternacht beschäftigt hatte.
Zwei Tage waren nun schon seit dem Mord vergangen. Entsprechend verärgert reagiert Schwiegervater Gerhard Holbeck, als ihm Kriminalhauptkommissar Ralf Zell die Todesnachricht persönlich überbringt. Auf der anderen Seite scheint es den Baulöwen nicht im Geringsten zu interessieren, was seinem Schwiegersohn zugestossen ist. Seine Tochter Isabella wirkt zwar betroffen, nimmt die Nachricht aber dennoch seltsam gefasst auf ...

Wenn man schon mal ein Taxi braucht, ist keins da. Um so schlimmer, wenn einem das auch noch zum Verhängnis wird. Robert Asmund rannte zu einer Bushaltestelle, suchte unter dem Wartehäuschen Schutz vor dem Regen und bestellte per Handy ein Taxi. Seelisch und moralisch stelle er sich auf die übliche Eifersuchtsszene ein, die ihm seine Frau präsentieren würde. Doch weder die üblichen Anschuldigungen und Vorwürfe, noch die Anfahrt des Taxis sollte Robert noch erleben, denn plötzlich traf ihn ein sehr heftiger Schlag gegen die Brust. Es dauerte eine Weile bis er begriffen hatte, dass es sich bei dem dunklen Fleck auf seinem Hemd um sein eigenes Blut handelte. Dennoch begriff er nicht wirklich, was mit ihm geschah. Auch die verschwommene Gestalt, die sich ihm näherte, konnte er nicht mehr zuordnen. Sie war schwarz und vermummt und langsam wurde ihm klar, dass seine letzte Stunde geschlagen hatte ...

Erste Ermittlungen führen in ein Lokal in Lehndorf. Zells Kollege Seifert erkennt den Toten auf den Aufnahmen vom Tatort. Es handelt sich um einen Stammgast eines Lokals, in dem auch er regelmäßig verkehrt. In "The Magic Song" gibt es vegetarisches Essen vom Feinsten und ein außergewöhnliches Musikprogramm. Ab 22 Uhr tritt die unvergleichliche Sängerin Veronica Ravenhorst alias Nicki Raven, die auf sehr eigentümliche Weise magische Folksongs interpretiert, mit ihrer Band auf. Die Sängerin trägt stets ein pechschwarzes Outfit, was unweigerlich Assoziationen zu Robert Asmunds letzten Worten erlaubt: Taxifahrer Gregor Jelinski wollte dem Opfer noch helfen, aber es war zu spät. Roberts Leben war vorbei, doch die letzten Worte des Sterbenden "Schwarze Dame Tod" konnte er gerade noch verstehen!

Das Einzige, was zunächst klar zu sein scheint ist, dass es sich um keine zufällige Tat handeln kann. Gegen 23.40 Uhr rief Robert in der Taxizentrale an. Jelinski brauchte nur knapp 5 Minuten bis zur Bushaltestelle! Sein Notruf bei der Polizei ging bereits um 23.48 ein, nachdem er zuvor noch den Notarzt bestellte. Dem Täter waren also ganze drei bis höchstens vier Minuten für den Mord und die anschließende gründliche Durchsuchung des Opfers geblieben! Das kann kein Zufall sein. Denn welcher Zufallstäter kann wissen, dass Robert wegen seines defekten Wagens einmal im Jahr an dieser Bushaltestelle stehen würde, um auf ein Taxi zu warten. Wenn es aber keine zufällige Begegnung war, stellt sich die Frage, wieso der Täter oder die Täterin Robert nicht schon vor Erreichen der Bushaltestelle umgebracht hat ...

Mara Laue strickt ihre Story um den Braunschweiger Kriminalhauptkommissar Ralf Zell zunächst recht einfach und geradlinig. Die handelnden Personen bleiben anfangs ohne Profil, doch die weiteren Umstände führen zwingend zu einer Charakterisierung der Hauptakteure, die sich in der "Halbzeit" des Romans in so nicht erwartete Handlungsebenen verstricken. Dass jetzt guter Rat teuer ist, wusste die Autorin sehr eindringlich in Szene zu setzen, während sie gleichzeitig den Spannungsbogen kontinuierlich steigert, um die weiteren Ereignisse bis zum gnadenlosen Showdown zu dramatisieren.

Nach "DrachenHatz" und "Der Verlobte" konnte mich ein weiterer Thriller aus dem Programm "Sutton Krimi" überzeugen, was zur Folge haben wird, dass ich einige andere Bücher erst einmal beiseite legen werde, um mit einem weiteren Band der Reihe fortzufahren ...!

 

Thomas Lawall - Mai 2011

 

 

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