Der Verlobte
von Christine Sylvester
120 Seiten © Sutton Verlag, 2011 www.sutton-belletristik.de ISBN 978-3-86680-757-0
Ein riesiges Ungeheuer setzt zum Sprung an. Tillmann erstarrt und sieht sein letztes Stündlein gekommen. Die gewaltige Dogge bäumt sich auf und legt ihm die Vorderpfoten auf die Schulter. Tillmann kann direkt in die schlabberige Schnauze sehen, die ihn jetzt gleich mit Haut und Haaren verschlingen wird. Das wars. Ende. Er verabschiedet sich von seinem Leben und schon wird es dunkel um ihn.
Stromausfall!
Großmutter klatscht in die Hände und augenblicklich lässt Hundedame Gretel von seinem vermeintlichen Opfer ab. Die Dienstmädchen eilen herbei und erhellen den Raum mit großen Kerzenleuchtern. Bestimmt sei wieder ein Strommast eingeknickt, was hier in dieser Gegend bei schlechtem Wetter öfters passieren würde ...
Tillmann weiß noch nicht genau, wie er die Gesamtsituation einschätzen soll. Eigentlich wollte ihn seine Verlobte Lilly nur ihrer Familie vorstellen. Ein ruhiges und entspanntes Wochenende war geplant. Doch daraus sollte nichts werden, denn irgendetwas stimmt mit dieser Familie nicht. Ein Jahrestag soll begangen werden, von welchem ihm Lilly aber gar nichts erzählt hatte. Etwas Schreckliches musste passiert sein, was sich an diesem Wochenende zum zehnten Mal jährt.
Die illustre Runde hat einiges zu verbergen und spart nicht mit gegenseitigen Vorwürfen und Anklagen. Allen voran Lillys Großmutter, welche die Entführung ihres Sohnes Ludger beklagt. Drei Millionen Lösegeld forderten die Entführer, doch Gerüchte besagen, dass der Entführte dieses Verbrechen selbst inszeniert haben soll. Andere Stimmen behaupten, dass bei der Geldübergabe eine Millon gefehlt hätte. Fortan beschuldigen Onkel Leopold, seine Schwester und Lillys Mutter Louise sowie Tante Lilo sich gegenseitig, das Geld unterschlagen zu haben.
Diese ungeklärten Umstände sorgen für ordentlich Zündstoff, welche die ohnehin verwirrenden Familienverhältnisse nicht gerade positiv beeinflussen. Somit verwundert es nicht sonderlich, dass in dieser explosiven Lage bald der erste "Unfall" geschieht. Der zweite Todesfall sieht dann ganz und gar nicht mehr nach einem Unglück aus. Doch jetzt kommen die weiteren Ereignisse erst so richtig ins Rollen ...
Der Roman ist relativ kurz, weshalb ich mich ebenso kurz fassen möchte. Hier erwarten Leser und Leserin zwei Stunden Krimivergnügen der besonderen Art. Dieses amüsante Kammerspiel wirkt wie eine Theaterinszenierung. Für Krimifans mit leicht angeschrägtem englischen Homor unbedingt zu empfehlen. Auf engstem Raum entsteht ein überaus brodelnder Cocktail mit allerlei hochexplosiven Zutaten.
Falsche Fährten sind schnell gelegt und doch tappt man im Dunkeln, weshalb einem gar nichts anderes übrigbleibt, als dieses Krimi-Kleinod in einem Durchgang zu lesen. Am Ende belohnt uns Christine Sylvester dann auch nicht nur mit einer, auch nicht mit zwei, sondern gleich mit drei faustdicken Überraschungen!
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