Literatur

Satansbraut

von Edith Kneifl & Stefan M. Gergely


208 Seiten
© Haymon Taschenbuch, Innsbruck-Wien 2014
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-85218-963-5



Nicht selten gibt es Probleme, wenn sich das "Quartett" seinen ritualisierten Vorlieben widmen möchte. Gräfin Elsa von Kuenring, Pfarrer Josef Pfeffl, Arzt Siegfried Dorn und Kapitän Hugo Hecht treffen sich meist in Lokalitäten der gehobenen Klasse. Die seit ihrer Schulzeit miteinander Befreundeten können, ihre charakterlichen Ausrichtungen betreffend, unterschiedlicher nicht sein.

In vier Punkten sind allerdings ihre Leidenschaften deckungsgleich. Man liebt Waldviertler Spezialitäten, ist gutem Wein nicht abgeneigt und zeigt großes Interesse für ungelöste Kriminalfälle. Einen spektakulären Erfolg kann die Viererbande vorweisen und seither umgibt sie die Aura des Legendären. Während sich die Gäste in den jeweils besuchten Etablissements in Bewunderung üben, missfällt den Gastwirten die vierte Leidenschaft des Quartetts umso mehr: das Kartenspiel.

Dabei geht es nur um harmlose Spielchen wie "Bauernschnapsen, Tarockieren oder Pokern", und zuweilen um das Thema des leidigen für und wider Geldspielautomaten im Einzelnen oder Spielsucht im Besonderen, welches sich in den in schöner Regelmäßigkeit entwickelnden Diskussionen mit den Schankwirten immer zwangsläufig ergibt. Doch es gibt auch Tage, an welchen das Kartenspiel wenig interessiert ...

Bei einem  morgendlichen Ausritt entdeckt die Gräfin höchstselbst die Leiche eines "berühmten Hip-Hop-Jungstars aus dem Waldviertel". David Engels, der sich "Hey Dave" nannte, fand am Opferstein von Thail den Tod. Nachdem sie umgehend die Polizei mit Ihrem Mobiltelefon verständigt hat, untersucht sie erst einmal selbst den Tatort und zieht erste Schlüsse.

Die herbeizitierten Beamten treffen schließlich ohne allzuviel Eile ein und erweisen sich zudem noch als völlig inkompetent. Spuren im Schnee ignorieren sie und einer der Polizisten möchte gar mit seinem Handy ein Foto von der ermordeten Berühmtheit schießen. Seine Nichte sei schließlich nicht nur ein Fan des Popstars, sondern auch noch unsterblich in ihn verliebt ...

Bereits hier tun sich für den Leser erste Fragezeichen auf, denn ein derartiges Verhalten zur Schau zu stellen, kann nur ein zielgerichtetes Instrument sein. Die Schiene "Polizei ist dumm - Privatermittler sind die besseren" wird betreten, egal mit welchen Mitteln. Die Marschrichtung ist also klar, und daran wird sich auch nichts mehr ändern.

Leider gestalten sich die weiteren Ermittlungen ebenso langwierig wie langweilig. Es scheint so gut wie nichts in dem Roman zu passieren - da hilft auch der zweite Mord an der sechzehnjährigen Sabrina nicht weiter. Es geschieht einfach, ja fast nebenbei, und am Ende fügt sich dann ein passendes Puzzleteilchen an die vakante Stelle.

Die Vorurteile der Bevölkerung im Zusammenhang mit einem Verdächtigen und dessen Neigungen mögen eine gewisse Brisanz und Authentizität besitzen, auch der aufkeimende Drang zur Selbstjustitz und die Folgen wären ein gutes Thema gewesen. Doch auch das wirkt allzu konstruiert und vorhersehbar.

Die (viel zu schnelle) Auflösung überrascht wenig und wirkt zudem in den Details total überzeichnet. Eine bestimmte Musikrichtung mit allerlei Klischees aus einer breit angelegten Sammlung aus religiösen und politischen Motiven und Richtungen zu überfrachten, wirkt nicht überzeugend und unprofessionell. Die Namensgebung einer Metalband der extremeren Variante ist dann sogar eher peinlich. "Devil Stones" bedeutet ebenfalls eine Vermengung von schreibtechnischen Absichten, die einfach weder zusammenpassen noch dem Thema gerecht werden. Ein "Hey Dave" als Hip-Hop-Star geht ebenfalls gar nicht ...

Nur zu meckern ist aber nicht meine Marke, weshalb ich in Sachen Humor noch etwas anzumerken hätte. Tragisch-komisch wird es, wenn sich Annemarie Engels erinnert, welche Karriere man ihrem ermordeten Sohn einst in Aussicht stellte: die eines Justin "Biberlake". Lustig ist auch ein rotzfrecher Papagei mit unflätigem Wortschatz, sowie ein wasserscheuer Schiffskapitän.

Leider halten sich die humorigen Ausbrüche, wie alles andere, in engen Grenzen. Sehr gerne hätte ich auch mehr über private Aktivitäten der Gräfin erfahren, die ganz offenbar wenig geneigt ist, gewisse Neigungen anbrennen zu lassen. Aber man kann nicht alles haben. Drei bis vier Stunden Krimiunterhaltung der unkomplizierten Sorte gab es immerhin. Und es bleiben Erinnerungen an so hervorragende Titel wie "Stadt der Schmerzen" und "Schön tot" ...

 

Thomas Lawall - Mai 2014

 

 

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