Literatur

Wurmloch - Rho Agenda 3

von Richard Phillips


432 Seiten
Deutsche Erstausgabe
©2012 Richard Phillips
©der deutschsprachigen Ausgabe:
Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2015
www.piper.de
ISBN 978-3-492-26993-3



Ob es spannender noch geht, fragte ich am Ende der Buchvorstellung des Vorgängers. Die Antwort ist einfach: Es geht! Damit wäre geklärt, dass es sich beim dritten Teil der Reihe sehr wohl um eine Pflichtlektüre handelt, insbesondere für Freunde der beiden ersten Teile "Das zweite Schiff" und "Immun".

Es ist so, als ob sie tatsächlich an Bord wären. Wenn Jennifer, Mark und Heather die Headsets aufsetzen, die sie aus dem abgestürzten Schiff der "Aliens" geborgen hatten, ist die Illusion perfekt. Die "Avatar-Projektion" ist derart perfekt, dass sie nicht nur den Eindruck haben, durch das Schiff laufen zu können, sondern auch Dinge und sich selbst und gegenseitig anfassen zu können.

Inzwischen haben sie durch längere Trainingssitzungen die Zusammenarbeit mit ihren durch die neuartige Technologie neuronal verstärkten Gehirnen und dem noch intakten Schiffscomputer perfektioniert. Doch nun wollen sie einen Schritt weitergehen. Es gibt unbekannte Sektionen im System, die es jetzt zu erforschen gilt. Die Zeit ist reif, die Barrieren zu umgehen und herauszufinden, was die Mission des Schiffes und ihrer Besatzung war.

Die Begegnung mit der künstlichen Intelligenz des Schiffes gestaltet sich dramatischer als zunächst vermutet. Und dies gilt für beide Parteien. Das "Fremde" fühlt sich sogar in die Enge getrieben und sieht sich gezwungen, eine Lösung für dieses Problem zu finden. Mark gelingt es, den Computer an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit zu bringen, was diesen wiederum dazu nötigt, nach einer sofortigen Lösung zu suchen, um sein innerstes Betriebssystem, sein Bewusstsein, zu schützen. Die KI entscheidet sich spontan dafür, "das Schiff zu verlassen" und wählt dafür einen recht unkonventionellen Weg (den der Autor leider nicht weiterverfolgt und beschreibt. Ein Hinweis auf einen weiteren Teil?).

Derweil entwickeln sich am Europäischen Kernforschungszentrum CERN in der Schweiz ernsthafte Komplikationen. Allem Anschein nach scheint im Teilchenbeschleuniger eine Anomalie entstanden zu sein. Nach einer Protonen-Kollision zeigen sich ungewöhnliche Teilchen-Interaktionen und Strahlenenergien. Auch nach dem Abschalten des Strahlenkanals bleiben die erhöhten Messwerte erhalten. Zunächst scheint es undenkbar zu sein, dass durch die beabsichtigten "LHC-Kollisionen" Energien entstehen, die auch nur annähernd ausreichen würden, ein Schwarzes Loch im Mikrobereich entstehen zu lassen ...

Zum weiteren Verständnis sollten sich potentielle Leserinnen und Leser vorab mit den beiden Vorgängern beschäftigen. Die Ereignisse werden in kurzen Rückblenden zwar gestreift, wenn man aber mit "Wurmloch" beginnt, würden zwangsläufig einfach zu viele Fragezeichen entstehen. Zudem vereinfacht ein gewisses "Grundwissen" das Verständnis für die wechselnden Schauplätze und die zahlreichen Personen, die in die komplexe Geschichte quasi "hineingewachsen" sind.

Meist handelt es sich in einschlägigen Romanen um eine einzige Bedrohung, die der Menschheit und dem Planeten zum Verhängnis werden könnte. Richard Phillips weiß aber dieses Schema auf seine ganz spezielle Art und Weise zu multiplizieren. Es brennt an allen Ecken und Enden und auf höchster Ebene sowieso. Nicht nur von außen droht der Untergang, sondern auch durch unkontrollierten Einsatz von Techniken, die letztlich nicht beherrschbar sind. So erscheint es fast logisch, wenn wir es in diesem Buch mit einem rund 80seitigen Showdown zu tun bekommen! Mehr, als jeder Spielfilm verkraften würde.

Der Science-Fiction-Thriller "Wurmloch" bildet nicht nur den absoluten Höhepunkt, sondern auch einen würdigen Abschluss (?) der Rho-Trilogie. Trotz reichlich überhöhten Spannungskurven möchte der Rezensent allen empfehlen, sich bei der Lektüre dieses Buches Zeit zu lassen. Man kann somit die Spannung noch etwas erhöhen und -viel wichtiger- dieses außergewöhnliche Spektakel ist nicht zu schnell vorbei!

 

Thomas Lawall - Oktober 2015

 

 

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