Literatur

Immun - Rho Agenda 2

von Richard Phillips


512 Seiten
© 2015 Piper Verlag GmbH, München
www.piper.de
ISBN 978-3-492-26992-6



Freddy Hagerman, Exreporter der New York Times, befindet sich in finanziellen Schwierigkeiten. Nach der dritten Scheidung reicht das Geld, welches er als Klatschreporter für den Kansas City Star verdient, nur knapp für die Unterhaltszahlungen und die Miete. Als es an der Haustür klingelt, vermutet er einen Boten, der ihm einen weiteren Gerichtsbeschluss überreicht. Die Anwälte seiner Exfrauen arbeiten fleißig daran, die jeweiligen Zahlungen einzutreiben oder zu erhöhen.

Ein UPS-Bote überreicht ihm ein Paket in Schuhkartongröße, welches er zunächst achtlos ins Wohnzimmer wirft. Da sich der Inhalt beim Aufschlag auf den Bodens nicht anhört wie Aktenmaterial, entschließt sich Freddy, neugierig geworden, das Päckchen sofort zu öffnen. Der Inhalt, ein versiegelter Umschlag und eine Schmuckschatulle, gibt zunächst Rätsel auf.

Der Umschlag enthält eine Karte mit einer Nachricht des Terroristen Abdul Aziz. Dieser teilt ihm mit, dass er bereits tot sei, wenn Freddy dieses Paket erhalten würde. Er macht Andeutungen in Richtung des Rho-Projektes, allerdings ohne konkret zu werden. Dies müsse jetzt einer der ehemals besten Enthüllungsjournalisten in Erfahrung bringen. Helfen würden ihm dabei die Gegenstände in der Schatulle, eine Adresse und ein Objektträger. In einem weiteren Plastikbeutel macht der Reporter eine grausige Entdeckung ...

"Das zweite Schiff" wird nicht mehr lange ein Geheimnis bleiben, was die Freunde Heather, Mark und seine Schwester Jennifer sehr bald erfahren müssen. Während sich die Regierung noch mit der Erforschung des ersten gefundenen Raumschiffes beschäftigt, welches 1948 in New Mexico gefunden wurde, ergeben sich dramatische Wendungen, die es unmöglich machen, den Fund weiterhin geheim zu halten. Die drei Freunde müssen "ihr" Schiff aufgeben.

Dabei haben sie ihm viel zu verdanken. Alles begann mit den Headsets, die sie in dem fremdartigen Schiff fanden, aufsetzten und Dinge erfuhren, von denen sie früher nicht einmal zu träumen wagten. Alle drei veränderten sich und entwickelten, jeder für sich, erstaunliche Fähigkeiten. Leider nicht ohne gravierenden Folgen.

Parallel dazu bleiben auch jene Folgen nicht aus, welche in Verbindung mit dem "Rho-Projekt" stehen, der Erforschung der Nanotechnologie der "Aliens" des ersten Schiffes. Die Regierung der vereinigten Staaten bestätigt, dass es sich bei dieser Technologie um eine Anwendung von Nanomaschinen handelt. Tierversuche am Los Alamos National Laboratory wären vielversprechend verlaufen, weshalb man sich entschlossen hätte, das spezielle Serum unheilbar krebskranken Kindern zu verabreichen.

Die Ergebnisse wären unglaublich gewesen. Innerhalb weniger Tage seien alle Patienten genesen. Auch andere, schwere organische Leiden im Endstadium oder Aids wären keine Problem mehr. Rückfälle oder Abwehrreaktionen des Immunsystems seien keine bekannt geworden. Die Nanomaschinen würden ganze Arbeit leisten. Dennoch gibt es Streit um eine vollständige Freigabe der Technologie. Kein Wunder, dass sich im Hintergrund diverse Interessengruppen für dieses Serum interessieren, koste es was es wolle ...

Was der erste Teil der Trilogie verspricht, hält der zweite Teil mühelos. Richard Phillips legt sogar noch einige Kohlen nach, wobei er mit dem vor Spannung fast ins Buch beißenden Leser ein hinterhältiges Spiel treibt. Während er im ersten Teil mit 428 Seiten, unterteilt in 87 Kapitel, auskam, zerlegt er nun über 500 Seiten in 146 Kapitel. Teilweise nur wenige oder gar eine Seite lang ergeben diese einen ständigen Wechsel der Erzählebenen und verlangen dem erstaunten Leser einen Gedankensprung nach dem anderen ab.

Dennoch handelt es sich bei "Immun" nicht um ein intellektuelles Denkspiel, sondern um einen Unterhaltungsroman. Dementsprechend kann man den gegebenen Wegen des Autors ohne Mühe folgen. Der ständige Szenenwechsel gleicht dem einer Hollywood-Inszenierung und dient einzig und allein der schon in der Rezension des Vorgängers erwähnten Multiplikation des Spannungsaufbaus.

Selbiger erreicht jetzt gnadenlose Dimensionen, da alle beteiligte Personen des Romans gleichsam in die Enge getrieben werden. Jeder muss auf seine Art handeln und das auch noch so schnell wie möglich. Einen weiteren Kunstgriff erlaubt sich Richard Phillips insofern, als er gelegentlich ein und die gleiche Szene jeweils aus einem anderen Blickwinkel zu erzählen versteht. Spannender geht es nicht! Oder etwa doch?

Wie auch immer. Der dritte Teil wird, ebenso wie "Immun" und sein Vorgänger "Das zweite Schiff", eine Pflichtlektüre sein, und dies nicht nur für SF-Leser, sondern auch für Freunde des Thriller-Genres.

 

Thomas Lawall - März 2015

 

 

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