Literatur

Das zweite Schiff - Rho Agenda 1

von Richard Phillips


432 Seiten
© 2006 Richard Phillips
© der deutschsprachigen Ausgabe:
2014 Piper Verlag GmbH, München
www.piper.de
ISBN 978-3-492-26991-9



Kein Wunder, dass sich die beiden Mädchen zu Tode erschrecken, als sie eine Hand sehen, die aus dem Nichts zu kommen scheint. Körperlos und doch lebendig ...

Heather McFarland ist mit den Smythe-Zwillingen auf ihren Fahrrädern unterwegs. Sie und ihre beiden Schulfreunde Jennifer und Mark wollen ein selbstgebautes Modellflugzeug ausprobieren. Die "Piper Cub" ist nicht nur mit einem Verbrennungsmotor und einer Fernbedienung ausgestattet, sondern auch mit einer Mikrokamera.

Der Versuch misslingt, und die Maschine stürzt in einem Canyon auf der Hochebene von New Mexiko ab. Die Jugendlichen verbringen den größten Teil ihrer Freizeit in dieser abgelegenen Gegend, aber sie verlieren sich dennoch bei der Suche nach dem abgestürzten Flugzeug. Schließlich entdecken sie es und sie finden auch Mark, der plötzlich wie vom Erdboden verschluckt zu sein schien. Und sie finden noch etwas anders ...

Fast zeitgleich hält der amerikanische Präsident eine Ansprache an die Nation und berichtet von einem ganz besonderen Fund. Für die Wissenschaft würde es sich um eine Entdeckung von unermesslichem Wert handeln, die zunächst aus vielerlei Gründen geheimgehalten werden musste. Im Frühjahr 1948 sei in New Mexico ein UFO entdeckt worden. Die Absturzstelle in der Nähe von Aztec sei genauestens untersucht worden, die sehr hoch entwickelte Technik gäbe aber bis zum heutigen Tag Rätsel auf.

Feststehen würde allerdings, dass das Objekt keinesfalls aus unserem Sonnensystem stammen würde. Ferner berichtet der Präsident von einem wissenschaftlichen Projekt, welches sich ausschließlich mit der Erforschung des Schiffes beschäftigen würde. Für eine Zusammenfassung der neuen Erkenntnisse übergibt er das Wort an Donald R. Stephenson, den stellvertretenden Direktor des Alamos National Laboratory.

Sein Bericht ist zunächst etwas allgemein formuliert. Immerhin weiß er einen Durchbruch bei der Entschlüsselung der fremdartigen Technologie zu verkünden. Revolutionäres gäbe es vor allem in den Bereichen der Medizin und der Energieerzeugung vorzustellen ...

Mit ausgiebigen Vorbehalten wagte ich mich an die Lektüre dieses Science-Fiction-Thrillers, da mir seit Jahrzehnten dieses Genre fremd geworden ist. Deshalb war ich umso positiver überrascht, als mich "RHO Agenda" bereits auf den ersten Seiten zu fesseln wusste.

Indem Richard Phillips nicht nur die Ereignisse um den Fund von 1948 und seine weitere Entwicklung bis in die Gegenwart schildert, sondern einen zweiten Erzählstrang um den Fund dreier Teenager einfügt, wagt er einen Spagat und einen ständigen Schwenk der Perspektive. Der Wechsel zwischen den Erzählebenen wirkt dabei wie ein Multiplikator des Spannungsaufbaus.

Vielleicht ist es das alte Lied von großen Entdeckungen und dem Segen auf der einen und dem Missbrauch auf der anderen Seite. Macht, Geld und Skrupellosigkeit fusionieren. Doch immer wieder gibt es Menschen, die dagegenhalten und die Vernunft auf den Plan rufen. Und wenn sie die Oberhand gewinnen, ist es umso schöner. Gut, auch das ist Science-Fiction.

Im Bereich Physik und Computertechnik zieht der Autor alle Register und dem einen oder anderen Leser wird der Atem stocken, wenn er erfährt, was man mit "Quantenzwillingen", einer "neuronalen Feinabstimmung" und mit "Kalter Fusion" so alles anstellen kann, oder welche Möglichkeiten man besitzt, wenn man im Hexadezimalsystem zu denken vermag.

Trotz aller technischen Raffinessen bleibt der Roman insgesamt leicht strukturierte Kost, was aber nicht bedeutet, dass "RHO Agenda - Das zweite Schiff" nicht einer der spannendsten SF-Romane ist, die ich jemals gelesen habe. Leider gestaltet sich das Ende des Romans insofern etwas unbefriedigend, als die Story an einem überaus spannenden Punkt endet, was auf eine Fortsetzung hinweist.

Während sich im Buch selbst leider keinerlei dahingehenden Hinweise befinden, findet man in einem Interview mit dem Autoren die Auflösung. Hier ist dann plötzlich die Rede von einer Trilogie, die bereits 2011 fertiggestellt wurde. Angesichts des gewaltigen Potentials der Geschichte und den vielen offenen Fragen besteht somit Hoffnung, die beiden Fortsetzungen (hoffentlich) sehr bald in Händen zu halten.

 

Thomas Lawall - September 2014

 

 

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