Nestis und die verbotene Welle
von Petra Hartmann
158 Seiten © 2017 by Verlag Monika Fuchs, Hildesheim www.nestis.de www.verlag-monikafuchs.de www.petrahartmann.de www.otto-fradina.de ISBN 978-3-947066-00-1
Es ist wieder soweit. Endlich. Nestis ist zurück. Schwer zu sagen, ob es dem Rezensenten nur so vorkommt, aber das Titelbild entwickelt beim dritten Band der Serie irgendwie eine besondere Sogkraft. Wieder und wieder bleibt er daran hängen und wird mit dem Betrachten der wunderbaren Illustration, wie gewohnt aus der Hand von Olena Otto-Fradina, gar nicht mehr fertig.
Was ist los mit Nestis, dem Meermädchen, Nick, dem jungen Wassermann, und ihrem Freund Tom, dem Menschenjungen aus Achterndiek, sowie dem Zitteraaljungen Kurzschluss? Sie scheinen ein Problem zu haben. Und vor allem: Was ist das nur für ein seltsam-faszinierender Apparat, den sie in der Hand halten? Zweifellos erinnert er an ein Grammophon, aber diese geheimnisvolle Apparatur scheint einige nicht alltägliche Eigenschaften aufzuweisen. Nicht nur, dass sie unter Wasser funktioniert ...
Nämlich dort, wo wieder einmal das Gegenteil von allgemeiner Harmonie herrscht. Herr Seestern, Mathelehrer und Schulleiter, ist entsetzt. Eine neue Band scheint die Kinder durcheinander zu bringen. Der Sound von "Ølpæst", einer Haifischband, würde mit Sicherheit die Jugend verderben. Sein Ziel ist es, ein "nordseeweites Auftrittsverbot" zu erwirken. Das gibt Anlass zu heftigen Gegenreaktionen, doch die einzigen Komplikationen sind das bei weitem nicht ...
Petra Hartmann erzählt eine weitere Geschichte aus dem Leben des Meermädchens Nestis. Neben der aufregenden Handlung weiß sie, wie immer, diese mit allerlei Besonderheiten auszustatten. Mit einem ausgiebigen Besuch in "Plattfischs Plattenladen" zum Beispiel. Extrem kurios ist die "Konferenz über die jährliche Wassertropfen-Zählung" und dem damit beauftragten Personal, wobei es sich hier um "die übelsten Planktonspalter" handelt.
Ferner erfahren wir, was ein "pubertierender Quallenlutscher" ist, und zu welchen Taten ein "fröhlicher Hering" fähig ist. Nahezu unglaublich sind vereinzelt erwähnte technische Fakten. Zum Beispiel was den Bremsweg eines großen Öltankers betrifft. Wer hätte gedacht, dass jener in Seemeilen bzw. Kilometern gemessen wird ...
Als begeisterte Seglerin lässt die Autorin in dieser Geschichte besonders viel von ihrer Leidenschaft einfließen. Hierzu bedarf es zahlreicher Ausdrücke und Formulierungen aus der Seglersprache, welche der gemeinen Landratte nicht immer verständlich sind. Erklärt und übersetzt wird jene Geheimsprache in einem kleinen "Segler Lexikon" am Ende des Buches. So wird selbst ein simples Ablegemanöver zu einer unterhaltsamen und spannenden Episode.
Der recht umfangreiche Text ist für Kinder unter acht Jahren nur bedingt zu empfehlen. Neugierig werden sie jedoch zumindest die vielen Illustrationen machen. Schließlich gilt es herauszufinden, was die faszinierenden Bildchen bedeuten. Die älteren Kinder werden sich schnell mit dieser oder jener Figur identifizieren, zumal die Geschichte vorweg nimmt, was sie sehr bald, gleichwohl in leicht abgewandelter Form, ebenfalls erleben werden.
Große Leser - ja, auch für diese ist "Nestis und die verbotene Welle" geeignet - werden sich erinnern. Unangenehme Erinnerungen an die eigene Jugend werden wach. Was haben sich die versammelten Erwachsenen damals aufgeregt über die "verrückte neue Musik", die zweifellos katastrophale Folgen für die Entwicklung ihrer Kinder und überhaupt der ganzen Generation haben würde.
Und sie werden sich sehr gut an jene Bücher erinnern, die noch diesen besonderen Zauber hatten! Jene geheimnisvolle Kraft, die alle verborgenen Türen öffnete und der nicht selten angeketteten Phantasie freien Lauf ließ. Figuren, Geschichten und Bilder, die man nie vergessen wird ...
"knister ... knarz ... pfeif ..."
"Und jetzt unterbrechen wir unser Programm für eine Durchsage vom Sender eures Vertrauens. Hier ist die verbotene Welle und liebe Leute, lasst euch nichts vormachen, denn wir können euch versichern, dass es solche Bücher immer noch gibt! Viel Spaß damit und nicht vergessen: Rock die Nordsee, Baby!"
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