Literatur

Kaschmirgefühl


von Bernhard Aichner


188 Seiten
© 2019 Haymon Verlag, Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-7099-3456-2



Wer die beiden sensationellen Kriminalromane "Die Schöne und der Tod" und "Für immer tot" kennt, weiß um die Fähigkeit Bernhard Aichners, Dialoge besonders pointiert, glaubwürdig und völlig nahtlos in seine Geschichten einfügen zu können. Wie aus dem Ärmel geschüttelt sieht das aus, was wiederum eine Kunst ist, denn was so einfach aussieht, ist es ganz und gar nicht.

Offensichtlich hat sich der Autor entschlossen, jener Gabe nun mehr Raum zu verschaffen. Wesentlich mehr Raum. Wer es mit den Dialogen so gut beherrscht, kann zweifellos auf die Idee kommen, eigentlich das ganze Drumherum nicht mehr zu brauchen. Gedacht, getan.

So oder ähnlich mögen sich die Vorbereitungen zur Geburt von "Kaschmirgefühl" gestaltet haben. Sehr originell und wohl eine Ausnahme im Literaturbetrieb. Das ganze Buch ist ein einziger Dialog, genauer gesagt, ein Telefongespräch. Ein ganz besonderes Telefongespräch, denn bei jenem handelt es sich um den Anruf bei einer Sex-Hotline.

Viel sollte man in dieser Buchbesprechung nicht verraten, dazu ist "Kaschmirgefühl" viel zu originell. Ein paar Fakten vielleicht, die der Klappentext so oder so bereits verraten hat. Zunächst spricht man unter falschen Namen miteinander. Was wohl Usus ist, bei jener Sache, die es normalerweise bei einem solchen Gespräch zu bewerkstelligen gilt. Schnell ergeben sich aber Umstände, die zur jeweiligen Preisgabe der wirklichen Namen führen.

Der zeitliche Rahmen der Unterhaltung ist begrenzt. Mit Unterbrechungen dauert sie gut 9 1/2 Stunden. Immerhin und ganz erstaunlich, wie sich zwei Leben, in nicht einmal einem halben Tag, grundlegend ändern können.

Wer Bernhard Aichner als Autor von Kriminalromanen kennt, vermutet alsbald, dass hier irgend etwas nicht stimmt und man womöglich auf falsche Fährten geschickt wird. Derlei Vermutungen stellen sich als vollkommen richtig heraus. Auf eine Pointe darf man sich also einstellen. Vielleicht sogar auf eine doppelte ...

Und was das ganze mit "Kaschmir" zu tun hat, erfährt man ebenfalls. Lückenlose Aufklärung also. Bleibt nur noch eines zu wünschen übrig: Viel Vergnügen bei der Lektüre dieses "kleinen Romans über die Liebe"!

 

Thomas Lawall - August 2019

 

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