Eis. Kalt. Tot.
von Anne Nørdby
510 Seiten © 2021 - Gmeiner-Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-0024-7
Wissenschaftliche Studien tappen noch weitgehend im Dunkeln. Menschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten gibt es viele. Die Begabung, sich Gesichter besonders gut und sehr lange merken zu können, ist eine davon. Warum das so ist und wie es funktioniert konnte noch nicht herausgefunden werden.
Erlernen kann man dieses Talent offenbar nicht. Lediglich ein weiterer Ausbau jener Fähigkeiten scheint möglich zu sein, weshalb aktuell nur eine recht profane Erkenntnis zur Verfügung steht. Entweder ist man ein "Super-Recognizer" oder eben nicht.
Marit Iversen, ehemals bei der dänischen Polizei beschäftigt, gehört zu jenem erlauchten Personenkreis. Seit ihr Talent bei einem FBI-Lehrgang entdeckt wurde, nimmt sie als eine der ersten Versuchspersonen an einem Trainingsprogramm und Forschungsprojekt an der University of Greenwich in England teil. Seither wird sie im In- und Ausland von den jeweiligen Sicherheitsbehörden engagiert, wenn es gilt, verdächtige Personen auf Überwachungsvideos zu identifizieren ...
Kapitel eins, welches auch als Prolog funktioniert, erzählt eine Situation, wie sie in vielen anderen Geschichten ganz ähnlich beschrieben wird. Nun ja, mag man denken, das hat man so oder so schon öfter gelesen. Das Strickmuster scheint also bekannt zu sein. Unterstrichen wird diese Annahme durch den stets nach vorne gerichteten, unkomplizierten Schreibstil.
Sauber angetäuscht, denn was sich zunächst wie Krimikost von der Stange liest, vollzieht im weiteren Verlauf eine erschreckende Wandlung. Erstaunlich dabei, dass sich dies keineswegs auf die zielgenaue Sprache bezieht, sondern eher auf jene Taten, die man in diesem Genre in aller Regel erwartet.
Soll heißen: Mit einfachen Worten beschreibt Anne Nørdby das Unvorstellbare. Dieser ambivalente Kontrast weiß in seiner scheinbar einfachen Konstruktion um so mehr zu schockieren. Das allein genügt der Autorin allerdings immer noch nicht, denn so schaurig eine Tat sein möge, es gibt immer noch eine Steigerung. Und wenn sich dann Türen in Grönlands Legenden und die Mythen der Inuit öffnen, ist endgültig Schluss mit lustig.
Alptraummorde haben schon viele Klappentexte versprochen, jedoch nicht eingehalten. In dieser Geschichte sieht das völlig anders aus. Für Hochspannung sollte es ein anderes Wort geben ...
Bevor es mit dem dritten Teil der Tom-Skagen-Reihe ("Kalter Strand" und "Kalte Nacht") weitergeht, bildet "Eis. Kalt. Tot." den ersten Teil einer weiteren Nordic Noir Thriller-Reihe, mit der Super-Recognizerin Marit Rauch Iversen in der Hauptrolle. Nur ein "Auftakt" also? Das lässt Böses erahnen!
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