Literatur

Kalte Nacht


von Anne Nørdby


506 Seiten
© 2020 - Gmeiner Verlag GmbH
www.info@gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-2642-1



Filmreif gestaltet sich eine der ersten Szenen. Zwei Scheinwerfer nähern sich in dunkler Nacht, bis sie sich im Flutlicht eines Unfallorts in eine, deutlich in die Länge gezogene, schwarze Limousine verwandeln. Wenig witzig findet Maja Lövgren die knappe Begrüßung durch den aussteigenden Herrn, der sich sofort nach seiner "Kundschaft" erkundigt.

Die Polizeiassistentin kontert mit der Bekanntgabe einer Planänderung. Die beiden Leichen dürfen nicht nach Karlskrona, sondern müssen in die Rechtsmedizin nach Lund gebracht werden. "Der Typ vom Leichentransport" zeigt sich wenig begeistert, doch es gibt keine Alternative. Der Fahrer des Fahrzeugs starb beim Aufprall an einen Baum sofort, seine jüngere Tochter überlebte schwer verletzt auf der Beifahrerseite.

Rätsel gibt eine zweite Leiche auf. Die ältere Tochter, in eine Decke gehüllt im Fußraum vor der Rückbank gelegen, war, wie erste Erkenntnisse nach Augenschein ergaben, bereits vor dem Unfall tot.

Im zweiten Fall für Tom Skagen, Kommissar der Sondereinheit Skanpol, einer Untergruppe von Europol, dreht Anne Nørdby, im Gegensatz zu "Kalter Strand", sofort alle Spannungsregler auf volle Leistung. Aus den zunächst bekannten Fakten des Unfalls im südöstlichen Teil Schwedens ergeben sich gleich zu Beginn eine ganze Reihe von Fragezeichen. Eines davon führt nach Hamburg, dem Wohnort der verunglückten Familie ...

Als Fan des entsprechenden Genres ist man also nicht dazu verurteilt, erst einmal mit der Lupe auf mühsame Spannungssuche zu gehen, sondern wird umgehend in einen Zustand hellwacher Aufmerksamkeit versetzt. Und dies nicht nur, was den Fall selbst betrifft, denn ebenfalls auf den ersten Seiten deutet die Autorin Probleme in Form massiver Meinungsverschiedenheiten zwischen Maja und Polizeiinspektor Göran Berg, ihrem Chef, auf dienstlicher Ebene an.

Und schon stellt sich nach nur etwa dreißig Seiten Lektüre die Frage, ob dieses Tempo gehalten werden kann. Überflüssig, denn die Spannung bleibt bis zum völlig unerwarteten Ende auf gleich hohem Niveau.

Interessant sind jene Kapitel, in welchen Tom Skagen das Trauma seiner Vergangenheit, die ihn immer wieder einholt und zu vernichten droht, aufzuarbeiten versucht. Immerhin liegen jetzt die Fakten auf dem Tisch, doch ein weiteres Geheimnis bleibt. Ungeschriebene Blätter bleiben ferner Toms private Zukunft, denn hier ergeben sich neue und spannende Perspektiven. Das alles begründet die freudige Erwartung auf einen dritten Fall!

 

Thomas Lawall - Juni 2020

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum