Ein abgezockter Sauhund
von Roland Krause
256 Seiten © Emons Verlag GmbH www.emons-verlag.de ISBN 978-3-7408-0947-8
Kann sich jemand an den Münchner Hauptkommissar Josef Sandner erinnern? Seinen Einstand gab er 2011 in "Der Sandner und die Ringgeister". Schon damals war klar, dass es bei einem einzigen Auftritt nicht bleiben sollte. Und wer das Glück hatte, die göttliche "Hurenballade" (Querblatt-Buch des Jahres 2016) gelesen zu haben, weiß, aus welchem Holz Roland Krause, der gebürtige Lindauer, geschnitzt ist.
Mit einem brandneuen Kriminalroman meldet er sich zurück, und, um das Fazit vorwegzunehmen, hochgesteckte Erwartungen werden in vollem Umfang erfüllt, was insofern nur die halbe Wahrheit ist, da selbige locker übertroffen werden.
Roland Krause gibt vor, sich mit "Ein abgezockter Sauhund" "gehäutet" zu haben. Sein Weg führte ihn weg von der "bayrisch geprägten Gemütlichkeit" sowie von dem Korsett des klassischen Lokalkrimis. Auch die Mundart fällt weg, was keinesfalls bedeutet, dass wir es hier nicht wiederum mit einem typischen "Krause" zu tun haben.
Der Münchner Kleinkriminelle Samson Simek ist fix und fertig. Er spielt, auf seiner notdürftig aufgeräumten Bettcouch liegend, mit einer "Nagant M1895", einem russischen Armeerevolver, den er einst für eine Prise Koks eingetauscht hat, und lässt die Ereignisse des Tages Revue passieren. Schon klar, dass jene drei ganz und gar nicht natürlichen Todesfälle nur die Spitze des Eisbergs sind ...
Unterweltboss "Stani" hat ihn beauftragt, einen alten Kumpel ausfindig zu machen. Samson und "Pauli" waren einst gemeinsam in der "Hotelbranche" tätig, doch nun ist er einfach verschwunden. Im Mittelpunkt von Stanis Interesse steht Paulis letzte Diebesbeute. Was die Lage nicht unkomplizierter macht ist die Tatsache, dass er mit diesem Ansinnen nicht alleine dasteht.
Man kann sicherlich nicht behaupten, die Geschichte würde das Genre neu erfinden und sei somit besonders originell. So, wie sie der Autor erzählt, allerdings schon! Seite für Seite ein Fest! Was die ebenso übersichtliche wie schnell erzählte Story nicht hergibt, machen beispielsweise die Vorstellungsrunden der Protagonisten locker wieder wett. Sie sind, wie gewohnt, der eigentliche Mittelpunkt dieser hinreißenden Milieustudie. Ohne Figuren wie dem schmierigen Stani, Ladyboss "Thyla", dem bockharten Edgar (der nie eine Begegnung mit "Nachdenken" hatte), oder dem ebenso strunzdummen Oleg würde die Geschichte nicht funktionieren. Krauses höchst vergnügliche Sprachbilder, die er permanent aus dem Ärmel schüttelt, setzen dem munteren Treiben die Krone auf. Schräger gehts nimmer.
Samson, der den Morgen für "die überflüssigste Tageszeit ever" hält, hat Probleme, die sich in permanenter Addition befinden, bis sie schließlich völlig aus dem Ruder laufen. Kein Wunder, wenn man geregelte Arbeitszeiten ablehnt, und nicht "für ein paar Kröten den Affen zu geben" gewillt ist. Ohne Spurenelemente aufkeimender Vernunft muss er andererseits nicht auskommen, weshalb er beschließt, weniger Gras zu rauchen, denn "halluzinieren ist ungesund". Aus dunklen Gassen rotzfrech präsentiert. Parallelwelt im Zwielicht, rabenschwarz erzählt.
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