Literatur

Das unanständige Lexikon
Tabuwörter der deutschen Sprache und ihre Herkunft


von Robert Sedlaczek und Christoph Winder


280 Seiten
© 2014 Haymon Verlag
Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-7099-7136-9



Nachschlagewerke sind langweilig! Stimmt nicht, denn das war gestern. Heute gibt es diesbezügliche Werke, die uns eines Besseren belehren. Natürlich ist wieder Robert Sedlaczek beteiligt, der uns bereits mit dem "Wörterbuch der Alltagssprache Österreichs" und seinen "Wiener Wortgeschichten" ebenso unterhaltsame wie bildende Nachhilfestunden in Sachen Sprachkunde geliefert hat.

Gemeinsam mit dem Kollegen Christoph Winder hat er keine Mühen gescheut, den sog. Tabuwörtern auf den Grund zu gehen und sie in einem eigenen Lexikon zu versammeln. Ich habe gar nicht gewusst, dass es so viele "unanständige" Wörter gibt. Insofern kann man durchaus von einer Bereicherung sprechen, obgleich das eine oder andere Wort (von mir) noch auf seine Alltagstauglichkeit getestet werden muss.

Es ist nämlich ganz entscheidend, in welcher Gegend man welches Wort gebraucht. Eine Grundregel scheint zu sein, dass jeweils ortsfremde Formulierungen nicht unwesentlich interessanter klingen und Gefallen finden, als die jeweils gebräuchlichen, die als "unanständig" empfunden werden. In der Einleitung weisen die Autoren auch auf die gravierenden Unterschiede im Angloamerikanischen und Deutschen hin. Während in Deutschland Fäkalwörter vorherrschen, gibt man über dem Teich den Schimpfwörtern aus dem sexuellen Bereich den Vorzug.

Beispiele brauche ich nicht aufzuzählen - sie sind allzu bekannt und längst im jeweiligen Sprachgebrauch fest verwurzelt. Viel interessanter sind die (mir) weniger bekannten Formulierungen (s.o.), die alleine schon vom Klang her ihre Wirkung nicht verfehlen. Dazu gehört beispielsweise "Zipfelbritschen". Klingt lustig, ist aber eine bösartige Frau. (Eine weitere Bedeutung wäre dann vom geneigten Leser selbst nachzulesen.)

Neben derbem Vokabular gibt es auch und geradezu liebenswerte Wort-Kreationen. Bei einem "Rehhäutel" handelt es sich um das "Gemächt" älterer Herrschaften, die "Duttelkrax" ist ein Büstenhalter und mein vorläufiger Lieblingsbegriff ist "Rüsseljäckchen", welches eine etwas zu kleingeratene männliche Badehose bedeutet!

Allzuleicht kann der Wortklang auch in die Irre führen. So mag man den Begriffen "Büxenkacker" bzw. "Büxenschieter" zunächst katastrophale Bedeutungen unterstellen, doch die schlichte Aufklärung folgt auf dem Fuß. Es sind lediglich Umschreibungen für einen ängstlichen Menschen.

Erstaunlicherweise habe ich in dem durchaus seriösen Werk auch einen handfesten Blondinenwitz (viel Spaß beim Suchen!) gefunden, welcher für die Erklärung eines nicht unerheblichen Sprachwandels herhalten muss. Und überhaupt sind die einführenden Ausführungen der beiden Sprachexperten mindestens genauso interessant, wie die nachfolgende Auflistung der Wörter.

"Das unanständige Lexikon" ist eine handverlesene Auswahl unanständiger Vokabularien, liebevoll gepflegt, sortiert und mit Sachverstand erklärt, auf dass die oft zu Unrecht tabuisierten Wort-Schätze nicht in Vergessenheit geraten.

 

Thomas Lawall - August 2014

 

 

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