Das Ende des Schweigens
von Claudia Rikl
522 Seiten © 2018 Rowohlt Verlag GmbH www.rowohlt.de ISBN 978-3-463-40685-5
Sieht so aus, als ob sie sich verfahren hätte. Susanne Ludwig ist auf dem Weg in den wohlverdienten Urlaub. Frisch geschieden und guter Dinge. Sie telefoniert mit dem Hausbesitzer, der sie telefonisch wieder auf den rechten Weg bringt. Eine Woche würde sie in jenem Sommerhaus verbringen. Allein, denn ihre Tochter Marie weiß sie in sicherer Obhut ihrer Großeltern.
Die kleine Siedlung ist nur zu Fuß zu erreichen. Leichter Regen zwingt sie zur Eile. Die Gartentür steht offen und rasch betritt sie das Haus durch die nicht abgeschlossene Haustür. Etwas scheint nicht zu stimmen. Sie durchquert Flur und zwei Zimmer. Nichts ...
Die Ermordung eines Ex-Majors der NVA gibt Rätsel auf. Der Zustand der Leiche ebenfalls. Insbesondere mit der durchaus ungewöhnlichen Todesursache. Die Voraussetzungen für einen spannenden Kriminalfall scheinen also gegeben, zumal der Roman im Zusammenhang mit angeblichen Vorfällen in der Nationalen Volksarmee NVA, der Streitkraft der ehemaligen DDR, eine politische Dimension zu haben scheint. Suggeriert jedenfalls der knapp gehaltene Klappentext des Buches.
Schnell entpuppt sich "Das Ende des Schweigens" aber als schlicht gestrickter Kriminalfall, der sich ewig in die Länge gezogen präsentiert. Zu keiner Zeit können die handelnden Personen, sowie die Geschichte selbst, in irgendeiner Weise fesseln, ja nicht einmal unterhalten. Man kämpft sich allein aus dem Grund, zu erfahren, weshalb Hans Konrad ermordet wurde und natürlich wer es war, durch die zähe Lektüre.
"Zäh" jedoch nicht etwa wegen schwer verdaulichem gehobenem Anspruch, sondern eher durch eine allumfassende Langeweile bedingt. An einigen Abenden getestet, kann bestätigt werden, dass sich diese Lektüre ganz hervorragend als Einschlafhilfe eignet. Im negativen Sinne wach halten können allenfalls bemühte Metaphorik und mangelhafter Ausdruck. Kaum zu glauben, dass es noch Formulierungen, die sich um verknotete Eingeweide drehen, oder Sätze wie "Jetzt tanzen seine Augenbrauen bis zu den Haarwurzeln", gibt.
Auch ebenso unbeholfene wie sinnlose Dialoge, die nur den Zweck haben, den Stoff, mangels Inhalt, in die Länge zu ziehen, nerven. Als Beispiel sei hier die "Journalistin" erwähnt, die man wohl als eine der miserabelsten der Welt bezeichnen könnte, welche gezwungenermaßen diverse Dinge mit ihrem "Psychiater" (ebenso lachhaft) führen muss. Weiterhin ärgern zuckende Augenlider, warm werdende Ohren, schmal werdende Augen oder eine heiß werdende Stirn. Oder man stelle sich einen "dampfenden Topf" vor, dessen Deckel man "mit bloßen Händen" auf selbigen presst: "Und wie weh das tat." Echt jetzt? Immerhin soll es aber in gewissen Situationen helfen ...
Auf Seite 326 entdeckt man dann den vorläufigen Höhepunkt formulierungstechnischer Katastrophen, denn hier muss der Neubrandenburger Kommissar Michael Herzberg einen - man glaubt es kaum - "kurzen Hitzeschwall aushalten", ausgehend von der "warmen Hand" Ariane Konrads, der Stieftochter des Opfers: "Ein Teil davon rieselte ihm wie heißer Sand durch die Lenden."
Donnerwetter. Selten so gelesen. Insofern verwunderlich, da der Rezensent durchaus andere Qualitäten aus diesem Verlag kennenlernen durfte. Als Beispiele mögen hier noch einmal die grandiosen Romane "Das alte Böse" von Nicholas Searle oder "Sag mir, wo die Mädchen sind" von Leena Lehtolainen erwähnt werden. Im Gegensatz dazu hinterlässt das vorliegende Buch ebenso langweilige wie belanglose und zudem nahezu völlig spannungsfreie Eindrücke.
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