Literatur

Damenopfer
Katharina Klein in den Schlagzeilen


von Helmut Barz


408 Seiten
© Sutton Verlag, 2015
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-451-5



Mit dem Innenminister scheint etwas nicht zu stimmen. Hanfried de la Buquet lacht sich kaputt. Die Lage ist ernst, denn er kann gar nicht mehr aufhören. Scheint ein Notfall zu sein. Nach Luft ringend lacht er ohne Unterlass weiter. Katharina Klein erkennt die missliche Lage sofort. Während sie noch über die Konsequenzen nachdenkt und zögert, handelt Andreas Amendt. Ohne zu zögern hastet der Gerichtsmediziner um den Schreibtisch herum und verpasst dem Innenminister einen Satz Ohrfeigen. Erst die dritte erzielt den gewünschten Erfolg ...

Kurz zuvor hatte er noch genüsslich und mit Nachdruck aus Katharina Kleins Personalakte zitiert. Die Kriminaldirektorin hat einige Leichen im Keller liegen. Auch wenn sie eine Vielzahl von Ermittlungserfolgen vorzuweisen hat, wäre sie "ein problematischer Fall", was letztlich ihre Diensttauglichkeit mit einigen Fragezeichen versehen würde.

Dienstvorschriften und Weisungen der Vorgesetzten wären für sie kein Thema und grenzwertige Überschreitungen der Legalität nicht selten. Ihre Teamfähigkeit wäre ebenfalls in Frage zu stellen und in Konfliktfällen würde sie weder "ausgleichsorientiert" noch deeskalierend" handeln. Ihr Glück allerdings, dass der Innenminister in der aktuellen Situation genau so jemanden braucht!

Im aktuellen Fall geht es um einen Selbstmord in der Öffentlichkeit. Justizminister Jan-Ole Vogel, "umschwärmter Superstar der hessischen Landesregierung", erschießt sich während einer Rede zur Eröffnung der neuen "Sonderermittlungseinheit eins Frankfurt am Main" der Frankfurter Polizei. Katharina Klein, welche sich in seiner unmittelbaren Nähe befand, konnte die Tat nicht verhindern.

Gemeinsam mit Andreas Amendt, Chefarzt des "Instituts für okkulte Pathologie und kryptoforensische Medizin", werden sie vom Innenminister, brisanterweise Vogels Todfeind, beauftragt, der Sache nachzugehen. Man möchte die genauen Gründe des Suizids in Erfahrung bringen. Hierzu werden sie von Hanfried de la Buquet mit ebenso schwarzen wie speziellen Ausweisen ausgestattet, die ihnen die eine oder andere verschlossene Tür öffnen sollen.

Damit ist das ungleiche Paar mit zeitlich begrenzten Sonderrechten ausgestattet und beide stehen ab sofort als spezielle Ermittler im Dienst des Innenministeriums. Auch die interne Bezeichnung für diesen auserwählten Personenkreis verrät der Innenminister: SEDI-Ritter.

Neben der komplexen Handlung und deren Hauptdarsteller/inne/n legt Helmut Barz einmal mehr allergrößten Wert auf eine ebenso hochkarätig besetzte Liste der Nebendarsteller. Einfach göttlich ist beispielsweise der transsexuelle Besitzer des "Transitions". Eigentlich besucht Katharina den Laden dienstlich, doch "Evelyn" besteht darauf, dass sie ein wie für sie geschaffenes Lederbustier zumindest einmal anprobiert.

Schach spielt in "Damenopfer" nicht nur in den Kapitelüberschriften oder auf der Unterwäsche des prominenten Selbstmörders eine Rolle, sondern belegt in der brisanten Geschichte um politischen Sumpf und Verrat eine übergeordnete Rolle. Mit Humor geizt der Autor ebenfalls nicht und fährt die ganze Palette von bissiger Satire ("Die Steigerung von Feind": S. 67) bis hin zu rabenschwarzem Humor ("Jetzt hat er wenigstens seinen Therapeuten zum Reden": S. 188) auf.

Auch der vierte Band der Katharina Klein-Reihe (siehe auch "Dolphin Dance" und "African Boogie") bietet wieder Krimikost auf hohem Niveau. Katharina ist bekanntlich einiges gewohnt, doch dieses Mal geht Helmut Barz nicht gerade zimperlich mit seiner "Dame" um. Allen Ärger dieser Welt scheint sie magisch anzuziehen und auch ihr privater Bereich macht seinem Image als permanentes Notstandsgebiet alle Ehre.

Selbst nach weiteren 400 Seiten ist es immer noch ein großes Vergnügen herauszufinden, ob es Menschen, egal aus welchen gesellschaftlichen Schichten auch immer, jeweils schaffen werden, Katharina "klein" zu kriegen. Die lange Wartezeit hat sich definitiv gelohnt. Sollte sich das bis Band fünf der Reihe ähnlich gestalten, warte ich wiederum sehr gerne!

 

Thomas Lawall - April 2015

 

 

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