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 Dolphin Dance
Katharina Klein ... zurück in Frankfurt
von Helmut Barz
448 Seiten
© Sutton Verlag, 2012
www.suttonverlag.de
www.sonderermittlungseinheit.de
ISBN 978-3-95400-038-8
Einige Wochen soll es dauern, bis eine Patronenkugel mit einer anderen abgeglichen ist. Die Mühlen im BKA mahlen eben langsam. Zu langsam, wie Katharina Klein findet. Deshalb nimmt sie die Angelegenheit lieber selbst in die Hand, obwohl es ihr in ihrer Eigenschaft als Kriminaldirektorin eigentlich strengstens untersagt ist. Sie musste ihrem Vorgesetzten, Kriminaldirektor Polanski, versprechen, alle weiteren Ermittlungen zu unterlassen und sich auf ihre Aufgabe als Leiterin der neuen Spezialeinheit für unaufgeklärte Verbrechen zu konzentrieren.
Doch die Idee, die Originalmunition, mit welcher ihre Eltern und ihre Schweseter vor 16 Jahren erschossen wurden, mit jenen drei Kugeln zu vergleichen, die ihr der Auftragskiller "Ministro" hinterlassen hat, lässt ihr keine Ruhe. In Afrika machte sie die Bekanntschaft mit ihm und dachte in jener Nacht, deren genauer Verlauf bis heute ungeklärt ist, ihr letztes Stündlein sei gekommen. Der vermeintliche Priester Javier ließ seine Maske fallen, doch statt sie zu erschießen, feuerte er dreimal in ihr Kopfkissen, bevor er aus ihrem Bungalow im Fünf-Sterne Ressort Golden Rock, vor der Küste Tansanias, verschwand.
Kurzerhand fährt sie mit Andreas Amendt nach Wiesbaden, um die wochenlange Wartezeit auf das Ergebnis der ballistischen Untersuchungen abzukürzen. Der Gerichtsmediziner hat noch immer nicht alle Zweifel abgelegt, selbst der Täter gewesen zu sein. Schließlich war Andreas damals am Tatort mit blutverschmierter Kleidung aufgefunden worden. Eine geschickte Manipulation des wahren Mörders oder schreckliche Wahrheit? Schon deshalb muss Katharina den wahren Sachverhalt endlich aufdecken, denn sie ist von der Unschuld des ehemaligen Verlobten ihrer Schwester Susanne überzeugt.
Gerhard Schönauer denkt ja gar nicht daran, schon wieder eine sinnlose Untersuchung durchzuführen. Zu oft schon hat der Ballistiker die gleiche Munition, die ihm Polanski immer wieder zu Vergleichen geschickt hat, ohne die erwarteten Ergebnisse geprüft. Und die Untersuchung durch den persönlichen Besuch einer attraktiven Kriminaldirektorin zu beschleunigen, ginge schon gar nicht. Schließlich sei er glücklich verheiratet. Derlei Erwägungen interessieren Katharina Klein aber überhaupt nicht. Im Inventar ihrer Handtasche befindet sich deshalb ein Argument mit im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagender Wirkung, welches sie erfolgreich einzusetzen gedenkt ...
Nach dem zweiten Teil der Katharina-Klein-Reihe "African Boogie" geht es mit "Dolphin Dance" nahtlos weiter und zwar auf dem Frankfurter Flughafen am 15. Januar 2008, als sie aus Afrika zurückkehrt. Meine anfänglichen Bedenken, die Geschichte könnte mit weiteren fast 450 Seiten wohl deutlich an Fahrt verlieren, zerstreuten sich schnell. Sofort steht man als Leser wieder mitten im Geschehen, rund um die Ereignisse des immer noch ungeklärten Mordes an Katharina Kleins Eltern und ihrer Schwester Susanne. Helmut Barz gelingt das Kunststück, den Spannungsbogen mühelos aufrecht zu halten und die Intensität der Story sogar noch von Seite zu Seite zu steigern.
Positiv fällt auch weiterhin sein Anspruch auf, sowohl den Beschreibungen der Schauplätze als vor allem den Charakterisierungen seiner Romanfiguren absolute Priorität einzuräumen. Bis ins letzte Detail ausgearbeitet sind auch wieder persönliche Attribute von noch so kleinen Nebendarstellern. Selbst wenn es sich "nur" um eine Putzfrau handelt, stellt Helmut Barz hier keineswegs leblose Statisten als Lückenfüller vor, sondern eigenständige Persönlichkeiten, die beim Leser, wie bei allen anderen Protagonisten, umgehend eine bildliche Vorstellung erzeugen. Die ungekünstelten Dialoge verleihen den Personen ein zusätzliches Plus an Glaubwürdigkeit.
Doch was nützen die besten Darsteller, wenn die Story nicht eine besondere wäre. Gegen den Strom schwimmt seine Hauptfigur Katharina Klein, die sich, allen Widerständen zum Trotz, gegen alles und jeden hinwegsetzt, um ihr Ziel nicht aus den Augen zu verlieren. Hauptaugenmerk und eine zentrale Frage ist, wenn Ministro, wie sie denkt, der Mörder ihrer Eltern ist, was diese getan haben könnten, was diese Tat rechtfertigte. Denn Ministro versicherte ihr damals in jenem Bungalow, dass er grundsätzlich keine Unschuldigen töten würde. Aus diesem sich zwangsläufig entwickelnden emotionalen Dilemma lässt uns der Autor nicht nur einmal unmittelbar teilnehmen, und es lässt uns Leser nicht los, bis zum alles entscheidenden Showdown, der in "Dolphin Dance" gleich in mehrfacher Ausfertigung kommt!
Neben all der nervenaufreibenden Spannung gönnt sich Helmut Barz auch wieder den einen oder anderen schrägen Seitenhieb. Sein dezenter Humor kommt aber ohne Übertreibungen aus, gewinnt niemals die Oberhand oder driftet in preiswerten Slapstick ab. Verraten will ich auch hier nicht viel, denn welche netten Umschreibungen er beispielsweise für einen Porsche Cayenne aus dem Ärmel schüttelt, und durch Katharina Klein zum Vortrage bringt, ist wirklich lustig. Künftig wird man gerne und mit breitem Grinsen im Gesicht von solchen Autos überholt! Man erfährt übrigens auch, inwieweit "schwere Jungs" unschuldig sein können, oder warum ein Genitivapostroph dennoch an der richtigen Stelle stehen kann.
Eine Frau, ein Ziel ... uuund Action! Nichts kann Katharina Klein stoppen. Auch vor Straftaten wie Diebstahl, Beweisunterschlagung oder Einbruch schreckt sie nicht zurück. Was sein muss, muss sein! Und dieser dritte Band sowieso. Die kongeniale Fortsetzung der Katharina-Klein-Reihe ist zugleich die spektakulärste. Ein Kriminalroman mit Format! Und wenn ich alles richtig verstanden habe, dürfen wir die 33-jährige Kriminaldirektorin auf ihrem weiteren Lebensweg noch etwas begleiten, wohin er sich auch immer verzweigen möge. Gerne!
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