HUBERT VON GOISERN "Wia die Zeit vergeht" (DVD 2006)
Alpenrock - Das Original
Das Negative zuerst. Wieder nix Neues von HUBERT VON GOISERN! Nach der öden TRAD II (2003) und der überflüssigen (Best of-)DoCD "Derweil" (2006), darf es nun die DVD-Umsetzung des bereits 1997 erschienenen Videos "Wia die Zeit vergeht" sein. Dieses Durcheinander versteht jetzt sicher niemand mehr, denn was die Katzen-Fans am TRAD-Desaster genervt hat, dürfte jetzt im umgekehrten Fall die TRAD-Fans auf sämtliche zur Verfügung stehenden Palmen bringen. Wehe, wenn jemand aus der aktuellen Fangemeinde diese DVD gar für ein vermeintlich neues Werk halten sollte ... Au weia! Spätestens beim "Wildschütz-Räp" dürften diese nämlich schreiend aus der Stube rennen! Das Datum der Live-Aufnahme wäre sicherlich eine nette Vorwarnung gewesen, aber dieses fehlt ... und noch viel mehr ...
Was gibt es im Vergleich zum Video neues bzw. an zusätzlichem Material? Null! Nichts! Kein einziger Bonus-Song hat es auf die Scheibe geschafft. Und überhaupt dürfen wir, wie schon seit den "iwasig-" und "Grenzenlos-" DVDs (2003), an weiterer Ausstattung exakt gar nichts erwarten. Selbstverständlich hat man sich wiederum nicht einmal die unwahrscheinliche Mühe gemacht, wenigstens die allerkleinste Spur eines Booklets herzustellen. Das ist ebenso dreist wie absolut nicht mehr zeitgemäß! Und im "Menu" gähnt die Leere ... ! OK, deshalb will ich mich auch nicht lange aufhalten, denn auch diese Veröffentlichung bietet nurmehr olle Kamellen ...
Aaaaaaber ... WAS FÜR WELCHE!!! Fans der ersten Stunde besitzen natürlich das Video, und nun gibt es diese musikalische Lawine auf DVD! Bildqualität und vor allem der Sound gehen voll in Ordnung, und wer damals nicht dabei war, darf sich den von Hubert erfundenen und für immer definierten Alpenrock nun in einer angemessenen Qualität und Lautstärke unter die Mütze geben.
WAAAAHNSINN!!!
Mein Gott, das waren noch Zeiten! Keine anderes Line-up danach hat wieder so viel Schmackes auf die Bretter gelegt. Nie wieder konnte eine Sängerin Sabines Format und Stimmvolumen auch nur annähernd erreichen. Alleine sie ist der Kauf dieser DVD wert! Aber auch die anderen Musikanten sind an dieser alpinen Krawallmatte maßgeblich beteiligt. Das kreative Getöse untermauerte Tastengigant und Bassvorleger Stefan Engel (der in "Oben und Unten" an DEEP PURPLES John Lord erinnert), sowie der unvergleichliche Reinhard Stranzinger, der mit seinen Gitarrensoli nicht nur den Rock'n'Roll ("Solide Alm") gepachtet, sondern auch die eine oder andere PINK-FLOYD-Hommage ("Weit, weit weg") aus dem Ärmel schüttelt. Gleich zwei Schwerarbeiter (Wolfgang Maier, Evert van der Waal) an den Schlagwerken brachten den musikalischen Erdrutsch zusätzlich in Fahrt!
Schönheitsfehler gibts aber leider auch im inhaltlichen Bereich. "Live Konzert. Aufgenommen im Zirkus Krone/München" ist eine geschickte Formulierung. Kein Datum und nix. Kein Wunder, denn das "Konzert" scheint mindestens aus zwei Auftritten zusammengschnitten zu sein, was sich an manchen Stellen durch mangelhafte Lippensynchronisation und verschiedenen "Outfits" bemerkbar macht. Fans sind eigentlich zahlende Kunden, und diese sollte man nicht an der Nase herumführen ...
Dennoch sind und bleiben diese Aufnahmen "besonders wertvoll" und sind an Originalität einfach nicht zu übertreffen! Diese Zeiten wird es so nie mehr geben! Huberts (Alpinkatzen-)Sound wurde oft kopiert aber nie erreicht. Und das ist endgültig!
Fazit: Alpenrock für Insider! Musik und Bilder einer Legende!! Gott erhalts!!!
Thomas Lawall - Januar 2007
Bewertung: 12/12 (DVD-Ausstattung: 0/12)
Line-up:
Hubert von Goisern: Gesang, Zieharmonika, Gitarre, Cornett und Beefhorn Sabine Kapfinger: Gesang Stefan Engel: Bass, Tasteninstrumente, Gesang Wolfgang Maier: Schlagzeug Reinhard Stranzinger: Gitarre, Gesang Evert van der Waal: Perkussion
Tracklist:
01. Solide Alm 02. KGB (Kuhglockenblues) 03. Iawaramoi (Steirer) 04. Schleiniger 05. Gott erhalts 06. Kuahmelcher 07. Weit, weit weg 08. Benni 09. Da Juchitzer 10. Wildschütz-Räp 11. Oben und Unten 12. Koa Hiatamadl 13. Goisern 14. Heast as net
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