Live

HAMMER OF DOOM II - 17.10.2009 - Würzburg, Posthalle


Na ja, nach einer satten Stunde Fahrzeit und ebensolanger (Parkplatz-)Suche kam ich fast pünktlich zum angesagten Event. Dass ich zwei drei Songs des Openers DARK FOREST verpasst habe, war nicht die Welt, denn dieser strumpfbehoste NWOBHM-Poser-Kram ist nicht unbedingt meine Marke und schon gar nicht bin ich wegen dieser Art Mucke nach Bayern gedümpelt. Immerhin konnten die Briten ordentlich einheizen und mehr als den einen oder anderen Höflichkeitsapplaus kassieren. Meinereiner hat sich vorläufig ob der albernen Bühnenshow in die hinteren Lästerränge zurückgezogen, jedoch wage ich die Hoffnung, dass die junge und motivierte Truppe ihren Weg gehen wird, denn auf den großen Festivals braucht man diesen Kinder-Metal.

DAWN OF WINTER konnten das Blatt umgehend wenden, denn mit der zweiten Kapelle betrat gleich die erste Kultband des Abends die Matte. Fast 20 Jahre frönt die Band nun dem traditionellen Doom und stellte einmal mehr klar, wie mit zähem Minimalismus Atmosphäre und Tiefgang gezaubert werden kann! Die Ludwigsburger ließen die frühe Stunde glatt vergessen und verwandelten zärtliche Vorabendgefühle in tiefschwarze Nacht und eisige Winterstürme. Und wenn man locker den ersten Höhepunkt des Abends hinlegt, macht es rein gar nix, wenn Herr Mutz einen gewissen Gesangseinsatz verpasst oder gar die beste Ansage der Welt vergisst ...
DAWN OF WINTER
Sami Hynninen, auch bekannt als Sir Albert Witchfinder (REVEREND BIZARRE) überzeugte mit seinen Kerls auf der ganzen Linie. SPIRITUS MORTIS gingen mit dem neuen Mann am Megaphon, welcher erst seit Januar 2009 an Bord weilt, und mit dem aktuellen Album "The God Behind The God" umgehend in die Vollen. Die Finnen zeigten sich wahrlich beflügelt und entwickelten eine standesgemäße Dynamik, die das Motto des Events mit einer sehr eindringlichen Darbietung unterstrich. Vor lauter Begeisterung vergaß ich glatt, mir die aktuelle Scheibe zu besorgen, was schleunigst nachgeholt wird ...
SPIRITUS MORTIS
Mit Frauen am Schlagwerk habe ich keine Probleme - ganz im Gegentum. Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen, musste ich dennoch meine Eindrücke vom diesjährigen DOOM SHALL RISE VI bestätigt sehen. Lady Pentagram schwingt die Stöckchen einerseits punktgenau aber andererseits scheinbar völlig leidenschaftslos. Würde sie etwas weniger spröde zu Felle schreiten, könnte sie der dritte i-Punkt der Kapelle sein - wobei sich sogleich die Frage auftut: Kann sie nicht oder darf sie nicht? Na ja, so kann nur ein Sesselpupser denken - wie auch immer: THE LAMP OF THOTH bügelten die zitierten Schwachstellen allein durch immense Spielfreude aus. Die kauzige Truppe lotet die Grenzen des Genres aus, ohne jedoch die Anwendung des Schlepphakens zu vergessen ... getreu dem bandeigenen Motto: "We want to doom the doomiest doom that doom can doom!" Ass klar!  
THE LAMP     
OF THOTH
THE GATES OF SLUMBER können mich mit dem neuen Album "Hymns of Blood and Thunder" nicht sonderlich überzeugen und so war es zunächst auch, als sie als fünfte Combo den Ring betraten. Wenig inspiriert und seltsam gebremst wirkte Hauptmann Simon und insbesondere Basswerfer Jason McCash, der beim DOOM SHALL RISE V 2008 einen ungleich größeren Bewegungsdrang zu vollziehen wusste. Lediglich "Iron Bob Fouts" legte eine beeindruckende Performance am Trommelgestänge vor (welche sich die zuvor genannte Lady einmal zum holden Gemüt führen sollte). Gottlob kam das US-Trio nach anfänglichem Dünnbrettgebohre in Sachen klassischem Heavy Metal (hüstel) zu Potte und schraubte die Gangart etwas nach unten und in die Breite ... denn nur dann wird es wirklich "heavy". Große Marke!
THE GATES OF SLUMBER
Und schon folgte (pünktlich) der nächste Kult. Sollte ich richtig liegen, spielt Dan „Fodde“ Fondelius seit 2005 mit Frederik Jansson (Bass) und Jens Block (Schlagzeug) in neuer Besetzung. Mit den Songs der neuen Scheibe "Mammons War" im Gepäck wahrlich mehr als ein gelungenes Comeback ... und wenn Chritus (LORD VICAR) selbst und dann auch noch persönlich zwei Gastbeiträge trällern darf, kommt das schon verdammt geil auf die Kanzel. COUNT RAVEN, musikalisch an immerwährenden Vorbildern verhaftet, orientieren sich an ebenso immerwährenden Tiefen, die breit und wuchtig in Szene gesetzt werden. Das könnte ewig so weitergehen, und wenn man Urgestein Dan ein wenig zu genau bei der Gitarrenarbeit zuschaut, stürzt man in der Zeit zurück ...
COUNT RAVEN
... und landet promt auf einem Altar. Nun hat diese affengeile Kapelle ja nu wirklich nix Neues zu bieten. Wieso auch, denn schließlich müssen sich Legenden wie PAGAN ALTAR nicht permanent neu erfinden! Schlappe 19 Jahre alt war ich, als Alan und Terry Jones die Band gründeten. Sie spenden mir Hoffnung und die Gewissheit, dass Unkraut einfach nicht vergeht. Show und Mucke waren klassisch heavy und glänzten durch keinerlei neumodisches oder gar innovatives Brimborium - dennoch glaubte man, schon bessere Gigs gesehen zu haben. Interessant war übrigens zu beobachten, wie hilflos der Alan zu sein scheint, wenn ihm mitten im Konzi eine Saite flöten geht. Reichlich ziel- und hilflos wähnt er durch einen scheinbar luftleeren Raum, bis ihm die jungen Kollegen zu Hilfe schreiten. Doch wehe, man lässt ihn wieder ans Holz ... ! Kauz-Doom at its best!
PAGAN ALTAR
Nach den dünnen Einsteigern, gefolgt von nicht weniger als sechs kultigen Doom-Acts, begann nun (für mich) der Abstieg. Schon im Vorfeld konnte ich mir auf DEATH ROW keinen Reim machen, denn unter diesem Namen spuckte die Suchmaschine u.a. allerhand Rappergedöns aus. Pfui Deibel! Dank musikalischem Nachhilfeunterricht weiß ich aber inzwischen immerhin, dass Wuschelkopp Eric einst bei den nachfolgenden TROUBLE gedient hat. Tss, der kam mir doch gleich so bekannt vor. Weitere drei Musikanten standen einst bei PENTAGRAM in Lohn und Brot ... umso erstaunlicher, dass ich mit der Mucke nicht wirklich viel anfangen konnte. Zu einseitig, langweilig und auf diese unsägliche Stimmungsmache ausgelegt ... womit ich ja generell Probleme habe.
Der Frontbär schien nicht bemerkt zu haben, dass man sich nicht auf einem Open Air befindet und vergaß deshalb, den Fanaufdistanzhalter Sonnenbrille abzunehmen. In Verbindung mit der Kippe in der Hand sollte das wohl cool rüberkommen. Aber dann vom Blatte singen ... nü ja! Egal, ich ging ne Runde Döner mampfen und als ich zurückkam, spielten die immer noch den gleichen Song. Musikalisch solide und weit über Durchschnitt, aber bei mir kam halt trotzdem nix rüber. Dennoch verdienten sich DEATH ROW die erste und einzig wahre Zugabe des Abends, bevor man dann samt Gesangbuch und locker über die Schulter drapiertem Lederleibchen endgültig vom Acker trabte. Singt der Mann in der richtigen Liga?

... um Sangesfürst Eric Wagner also bereinigt, betraten TROUBLE gegen 0.15 Uhr die Manege und somit glänzten dann nur noch zwei Gründungsmitglieder der ehemaligen Doom-Giganten. Bruce und Rick taten ihr Bestes, doch erstens gab es wenig Tiefergelegtes und zweitens blamierte die hyperaktive Barbie-Puppe am Ständer mit ridiküler Gesangssimulation die ehrwürdige Truppe in Grund und Boden. Irgendwie war da ein Zusammenhang zur ersten Combo zu entdecken, welche dergestalt - zumindest was den Show-Anteil betrifft - gleichermaßen auf Punktejagd gehen wollte. Das restlos lächerliche Gehopse von Mister Kory Clarke versaute den Abend nachhaltig. Die Torte hat wohl zu viel LED ZEPPELIN geguckt! Die personifizierte Peinlichkeit wurde am Ende dann nur noch durch die herbeigeredete Zugabe übertroffen!
Nach einigen Fotos im Pressegraben flüchtete ich destowegen auch alsbald ganz nach hinten, wo sich die versammelte Lästerfraktion mit ausgestreckten Mittelfingern eine private Lachparty gab. Ebenfalls schön zu beobachten war, wie viele Doomer mit gutem Geschmack laut gestikulierend in Scharen aus der Halle flüchteten - das geht voll in Ordnung und bringt mich zu einer schönen Überleitung sowie zum Schlusswort:

Wenn dieses affig-alberne Made-of-Steel-Gehabe samt fliegendem Mikroständer und Schleudermikro jetzt so langsam in den Doom-Bereich schwappen sollte, dann bin ich wirklich nur noch auf den ganz kleinen Events zu finden! Den Lappen für das HAMMER OF DOOM III am 6. Feb. 2010 hab ich zwar schon eingetütet, aber wenn dann wieder so Hammergedöns-Abziehbilder über die Balustrade hoppeln, können mich weitere Events dieser Art drei bis viermal!

In diesem Sinne wünsche ich mir für die dritte Runde bedeutend weniger HAMMER - aber dafür fünf LKW-Ladungen mehr DOOM!

Thomas Lawall - Oktober 2009
Fotos: Thomas Lawall


www.myspace.com/hammerofdoomfestival



Weitere Fotos vom HAMMER OF DOOM

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