Live


DOOM SHALL RISE VI - THE DOOM METAL FESTIVAL
(17. & 18. April 2009 - Göppingen - Chapel)

Nach einem Jahr Pause war es endlich wieder soweit. Und die Welt nahm reichlich Notiz davon, denn nicht nur das benachbarte Ausland war vertreten. Norweger wurden ebenso gesichtet wie vereinzelte Brasilianer ... !

Ärgerlich nur, wenn die ersten Probleme bereits unmittelbar nach der Anreise auftreten. Im City-Hotel angekommen, wurde ich zunächst freundlichst vom Sohnemann des Besitzers empfangen. Er verließ sogar seinen Posten für einen gemeinsamen Spaziergang ums Anwesen, um mir die etwas diffizile Zufahrt zur hoteleigenen Tiefgarage zu verklickern. Gesagt getan, parkte ich meinen Reiskocher nach einer mittleren Irrfahrt an vereinbarter Stelle. Wieder im Hotel, bekam ich es nun mit dem ebenfalls sehr netten Boss zu tun. Leider konnte er Carsten, seine Kumpane und mich auf der Liste nicht finden. Es müsse sich wohl um ein Versehen handeln, was ich verneinte, da ich mir Carstens 100%iger Zuverlässigkeit sicher bin. Das wiederum glaubte er gerne, sah sich aber trotzdem im Recht. Nachdem wir ca. 20 Minuten immer wieder die gleichen Hauptsätze ausgetauscht hatten, kam endlich Carsten, samt dem Mohr (Gonzo war noch on the road) ... und zückte die schriftliche Bestätigung. Der Hotelbesitzer sah nun seinen Fehler ein: Wir sind überbucht! Toll! Nach div. Telefonaten brachte er uns in einem anderen Etablissement in vier Einzelzimmern unter, nachdem er den Preis von sage und schreibe 68 auf 50 Euro pro Nacht und Nase heruntergehandelt hatte. Dann hat er mir noch die Reiskocherparkerlaubnis im eigenen Haus bis Sonntag erteilt, die Gebühr von 15 Euro aber erlassen - dazu gab es dann noch ein Trinkgeld aus eigener Tasche in Höhe von immerhin 20 Euronen. Nun gut, dann ging es per Pedes zum nächsten, gar nicht mal so unweiten Hotel und die Ausgestossenen fanden endlich ihr Quartier - der vierte, schon zitierte, im Bunde kam dann auf verschlungenen Pfaden hernachgefleucht. Alsdann drängte die Zeit wirklich und hastdunichtgesehen waren wir schon wieder auf den Beinen und schlappten die gut drei Kilometer zur Kapelle, wo wir uns umgehend eine Ampulle leckeres Bierchen reinschraubten ... und schon ging es los:

Die Münchner Combo EXTORIAN lieferte den ebenso pünktlichen wie amtlichen Einstand. Gleich zwei Damen am Ständer sind für mich sowieso schon die halbe Miete, auch wenn meinereiner zu vernehmen glaubte, dass der teils recht eintönige Gesang nicht unbedingt immer 100%ige Spurtreue bewies, insbesondere wenn zweistimmig gefahren wurde. Diese kleinen Unstimmigkeiten konnte der Basswerfer aber mühelos ausbügeln, zumal schon jetzt am frühen Abend das eine oder andere zunftgerechte Gitarrensolo erste Begeisterungswallungen erzeugen konnte. Insgesamt ein sehr gelungener Einstand also, zumal ich laut div. Rücksprachen anscheinend der einzige war, der Abstriche am Gesang vorzunehmen gedachte.
LORD OF THE GRAVE haben mich zunächst bitter enttäuscht, denn schmerzlich vermisste ich die Dame am Tieftöner. Im Kap Tormentoso zu Stuttgart am 03.04.08 zuletzt gesehen, wurde sie offenbar durch einen ziemlich männlichen Herrn ersetzt. Hmpf, dachte ich noch grollend vor mich hin ... aber nur, bis er zu spielen begann! Im Vergleich zum flotten Fünfer des Openers legten die drei Schweizer gleich drei bis vier Tüten Brikett nach. Vom Gesang war allerdings gar nix mehr zu verstehen, was die morbid verzerrte Gitarre vehement zu unterstreichen wusste. Krass, geniös und völlig zeitlos! SHEVER sagten kurzfristig wegen Krankheit ab. Das verstehen wir. Schade wars trotzdem.

REINO ERMITANO waren deshalb die dritten im Bunde. Während der reichlich experimentelle Ausklang von LORD OF THE GRAVE noch imaginär nachklang, starteten die Peruaner eine ziemlich flotte Marke. Die verkleinerte Version von SHAKIRA überzeugte durch die erste nachvollziehbare Sangesleistung des Abends. Das etwa (dank Plateaustiefelchen!) 98cm große Wuschiköpfle hatte gleichwohl zwei Doppelzentner mehr Intonation auf der Matte als die genannte Pop-Radiologin. Soviel Qualität hat wohl die Gesangsanlage irgendwie irritiert und zur ersten kapitalen Panne des Abends geführt. Gejuckt hats niemand wirklich, denn das schöne an Live-Events dieser Art ist nunmal die Tatsache, dass es eben LIVE ist! Wie im richtigen Leben geht also auch der Bühne so manches schief. Why not und in der Chapel eh kein Problem. Der Fehler war ja auch bald behoben und nach einem sabbathikalischen Instrumental-Pausenfüller der Sonderklasse (alles andere funktionierte ja) ging es genauso zackig weiter, wie es begonnen hatte.
Beim nächsten Gig wurde die Bühne plötzlich um gefühlte zehn Meter breiter. Und der Sängerknabe auch! Der gar nicht mal zart Besaitete erinnerte mich entfernt an CREMATORY'S Barden Felix, war aber mit 1,50m Höhe und 2,00m Breite um einige Ecken formatiger, da er die Gewichtsklasse des Pfälzers noch einmal mindestens um ne halbe Tonne überbieten konnte. Dementsprechend voluminöser war der Abräumfaktor der schwedischen Doom-Propheten von GRIFTEGARD! Brontal!

Richtig witzig, im Sinne von Ablaching, wurde es dann mit PAGAN ALTAR, denn selbstverständlich waren einige Komiker im Publikum anwesend. Einer davon startete eine Serie von nicht zu überhörenden DARKTHRONE-Zwischenrufen. Unpassend zwar, aber nicht ohne Witz. Deshalb kam ich auch kurz mit einer sich vor Lachen biegenden Blondine ins Gespräch, die sich vor lauter Gegacker fast in den String gemacht hätte. Als ich mir dann Notizen in Sachen Zwischenruf machte, hat es sie bzw. ihn dann fast zerissen. (Den String mein ich.) Der gleiche Druckspüler hat übrigens permanent Leute mit langer Matte angemacht bzw. diese zu einem Frisörbesuch aufgefordert. Er hatte übrigens eine selbige (Mähne) zur Verfügung, die sich wahrhaft sehen lassen konnte. Witzisch! Wasn Spaß. Die Kapelle übrigens auch. Der altbekannte Kaugummiautomat lieferte eine Glanzleistung an Performance ab, mein lieber Scholli. Er war und ist der Dominator himself und hatte von Anfang an das Heft in der Hand. Rumpelstilzchen Terry Jones und seine Mannen belieferten die dankbare Zuhörerschaft mit herrlich kauzigem Heavy-Rock, der die staubigen 70er noch einmal hochleben ließ. PAGAN ALTAR waren erlebte Musikgeschichte.
Wie letztes Jahr (so auch morgen) sollte eine US-Combo den Abend krönend beenden. REVELATION gelang das Kunststück, trotz später Stunde. Der schwarzbemützte Donnergott am Subwoofer brillierte ... und erstmals durften wir Gitarrenläufe in Lichtgeschwindigkeit erleben - mächtig zähe Gitarrenwände in Wüstensand gesetzt! 2.10 Uhr war Sense - was für ein g-e-i-l-e-r Abend ...
... der mit einigen Absackern in den düsteren Katakomben der Chapel ausklang. Coole Location übrigens. Man sieht hier alles ziemlich locker oder gar überhaupt nicht. Selbst wenn ein Tisch samt 15 Bierflaschen laut scheppernd umkippt, juckt das weder Barkeeper noch Handlanger und die an(ver)wesende Kundschaft schon gar nicht. Wieso auch, denn schließlich ist ja nur ein Tisch umgefallen. Genau!
Witzige Randgeschichten gäbe es auch in Richtung Harndrang zu vermelden. Heute versuchte ich es auf die alte Tour, denn die Warteschlange vor der (viel zu kleinen) öffentlichen Bedürfnisanstalt war zu lang. Das Risiko war mir einfach zu groß und ich ging raus, um mir ein passendes (bzw. noch freies) Bäumchen zu suchen. Als bekennender Warmduscher gehöre ich selbstverständlich auch zur Fraktion der Stehpisserhasser. Pfui Deibel! Was zu Haue verboten ist, musste ich in Göppingen notgedrungen in die Tat umsetzen, bedachte dabei aber nicht, dass ich schon Jahrzehnte aus der Übung bin. Erschwerend kam hinzu, dass ich ausgerechnet an diesem Abend verblödete Boxershorts ohne Eingriff trug. Mannomann, das hat gedauert, bis ich den Kasper überhaupt gefunden habe, ze fix! Schließlich führte ich ihn unter größten Anstrengungen (nebenbei musste ich noch aufpassen, dass mir der Rucksack mit Kamera nicht auf den regendurchnässten Boden fällt) rechts unter dem hochgekrempelten Höschen ins Freie, zielte kurz und ließ einen gewaltigen Strahl ab, der aufgrund des inzwischen aufgelaufenen Innendrucks doch recht heftig aus der Röhre trat. Richtig zufrieden, erleichtert und guten Mutes begann ich mit den Einpackarbeiten, jedoch nicht, bevor ich auch wirklich den allerletzen Tropfen fein und säuberlich abzwirbelte. Doch oh Schreck, was zeigte mir die angrenzende Laterne? Ein dunkler Fleck auf der Hose! Mehr als handtellergroß! Wie konnte denn das passieren? Ich kapiere das Malheurchen bis heute nicht wirklich ...
... weshalb ich mich Samstag und Sonntag dann doch lieber in die Warteschleife einklinkte. Brutal witzig, dass im winzigen Etablissement nur jeweils zwei Wand- und Bodenschüsseln zur Verfügung stehen, mindestens aber immer bis zu 15 Leutchen rumstehen (mehr passen nicht rein), um zu warten, bis sie am Zug sind. Das brachte einen Stehpinkler offenbar aus dem Ruder ... es lief einfach nicht. Kann ich gut verstehen. Ich will auch nicht, dass mir ne Horde scherzender Chorknaben beim Geschäft zusieht. Erste Protestrufe brachten nicht den gewünschten Erfolg. Offenbar war aber ein Psychologe an Bord, der verkündete, dass er nun den Wasserhahn aufdrehen werde, um mittels dieser Geräuschkulisse die Dinge, die nicht wollten, zum Laufen zu bringen. Wir mussten alle ruhig sein, dann drehte er den Hahn auf und kurz danach stellte sich der Erfolg ein. Es gab Standing Ovations.

Gegen vier Uhr noch ein freiwillig anrückendes Taxi zu erwischen war Glücksache, und kam uns ob der getankten Ladung nicht völlig unrecht. Was wir allerdings nicht wissen konnten war die Tatsache, dass sich der Fahrer offenbar auf der Flucht befand. Er fuhr um sein Leben. Für kurze Zeit wähnten wir uns in einem amerikanischen Action-Streifen bzw. auf dem Hockenheimring in einem Renn-Taxi, womit ich eigentlich schon immer mal mitfahren wollte. Das kann ich nun abhaken ... und billiger wars obendrein.

Der Morgen graute in mehrerlei Hinsicht. Frühstück war schon verpennt, doch der Hunger groß. Zudem weckte mich die Putze unsanft, worauf ich unsanft zurückbellte. Also zog es mich in Richtung Downtown, wo ich trotz strömendem Regen eine Pizzeria suchte und eine winzige fand. Der Laden war leicht heruntergekommen, Personal und Gäste aber ziemlich gut drauf. Pizza, lecker Salätchen samt Cola waren als verspätetes Frühstück ziemlich genial und gegen 13 Uhr war ich dann back im Hotel Hohenstaufen. Um 14 Uhr krabbelten, wie vereinbart, dann auch die anderen Ratten aus ihren Löchern. Das Wetter war doomig schlecht. Es regnete. Also gings diesmal mit Carstens Karre auf den Weg, was nicht von Nachteil war, denn die sieben Stunden Stehzeit vom Freitag sollten heute auf zehn Stunden ausgedehnt werden ....

Um 15 Uhr (hätte auch gerne früher sein können) kleisterten PROCESSION aus Südamerika die erste Matte aufs Gelände. Die Mannen aus Libertador begannen staubtrocken aber ebenso amtlich und erinnerten unzweifelhaft an WARNING, wenn ich nicht irre. Schon nach dem zweiten Stück kam der chilenische Sattelschlepper so richtig in Fahrt, was die offenbar schon vollständig erschiene Jüngerschar mit den obligatorischen kurzen "Verbeugungen" höflich honorierte.
Aus Norwegen reisten SYRACH an. Sie kamen, sahen und siegten ... und schon stand meine Endgültige samt unseren Kinderchen Aaron und Benjamin vor der Haustür. Da die Kommunikation per Handy nicht wirklich funktionierte, kämpfte ich mich leicht grollend von der ersten Reihe in Richtung Ausgang, wo ich dann doch freudig die bessere Hälfte der Familie begrüßen konnte. Meine Jungs waren dann auch ganz heiß drauf, den Laden zu entern, was insofern nicht ganz einfach war, denn einen Obolus wollte man zwar nicht (cool!), aber ein Formular musste ausgefüllt werden. Man wollte sich halt absichern, falls den beiden Zwölfjährigen die Schalltrichter platzen würden. Kein Problem. Hey, ich bin deutscher Staatsbürger. Ich fülle gerne Formulare aus. Echt jetzt.
Also, wir waren bei "siegten". Die Wikinger schafften locker, was dem AMARTH sein AMON im Traum nicht schaffen würde. Der Rat der fünf Weisen strotzte nämlich nicht nur vor Energie, sondern verschraubte auch qualitativ ganz andere Messlatten, insbesondere in Verbindung mit König Dickbauch "The Fat Trout (Single Malt)" am Bass! Doom Rock 'n Roll at it's best!
Kappenträger und Gitarrenvirtuose Oddy setzte im nächsten Akt ganz andere Brandmarken und glänzte auch und vor allem mit dem bisher ausdrucksstärksten Gesang. TORTURED SPIRIT aus Nordrhein-Westfalen verstecken hinter gnadenlosen Breaks und tonnenschwerer Last eine Handvoll schüchterner Blueselemente (hoffentlich war ich nicht der einzige, der das bemerkt hat). Natürlich klingts (auch hier) mitunter stark nach OZZY und IOMMI, aber so ist das nunmal. Geniös wars trotzdem und allemal und sowieso, gell?

Einen ersten - ach Quatsch - weiteren Höhepunkt bildete dann das Mannheimer Klangorchester BLACK SHAPE OF NEXUS. Zur allgemeinen Belustigung gestaltete sich der Soundcheck von Sänger Malte, der erstmals mit Pilzkopf und Funkmikro zu Potte kam. Das sah lustig aus. Ja gut, das gewohnte Kehlkopfmikro sieht auch lustig aus ... egal, jedenfalls war für überbrückende Faxen genug Zeit, die zwecks Installationsarbeiten an den bandtypischen Elektronikspielereien auch dringend erforderlich war. Alsdann legte der Dampfer ab und umgehend war Schluss mit lustig ... bis zum atemberaubenden Finale. "VI" habe ich in dieser Intensität noch nicht vernommen. Boff! Das dachte sich wohl auch Schlaggenius Marius, der am Ende restlos erschöpft vom Podest kippte und dabei noch die Hälfte des Equipments mitnahm. Der Rest der heute schon kultigen Truppe hatte sich im Verlauf des Konzertes ebenfalls immer mehr dem Boden genähert ... ! Meine Allmächtige war beeindruckt, ebenso die Buben, welche umgehend um Kopien der Songs baten. Sie würden das gerne zum Einschlafen hören (gröhl!). Dann gabs noch zwei Festival-Shirts und dann ab die Post nach Hause. Schade eigentlich, aber schön, dass sie da waren!
THE LAMP OF THOTH zündeten jetzt die britische Seite der Medaille. (Auch und überhaupt muss an dieser Stelle mal gesagt werden, dass Auswahl und die damit verbundene Abwechslung wirklich vom Allerfeinsten waren!) Das Gespann gestaltete den weiteren musikalischen Verlauf dann etwas eingängiger, recht bodenständig und durchaus auch einmal mitgröhltauglich. Zudem erfreulich, endlich mal wieder eine Tante am Schlagwerk zu sehen. "Lady Pentagram" begann zwar etwas holprig verhalten, wusste aber zur rechten Zeit kräftigst zu strampeln. Sauber! Die Gesamtleistung der Band nötigte das Publikum dann auch zu den ersten nachdrücklichen Rufen nach einer gepflegten Zugabe, die jedoch aus Zeitgründen nicht gewährt werden konnte.
Warum mich SEMLAH sofort an LED ZEPPELIN erinnerten, weiß ich nicht so genau. Ist auch egal, denn das Universum der musikalischen Assoziationen ist schließlich unergründlich. Der fundamentale Schraubendampfer rockte jedenfalls, was die Schwarte hielt, wobei die schwedischen Powerdoomer aber keineswegs das Motto des Festivals vergaßen. Allein Glatzkopf Joleni zauberte eine substantielle Glanzleistung nach der anderen aufs Areal - da hätte man gerne noch weiter ergriffendst gelauscht.

Zu OMEGA MASSIF muss man nicht viele Worte machen, ausser denen natürlich, dass sie ihrem Namen wieder alle Ehre machten. Das ist halt nicht nur Omega, sondern eben auch reichlich massiv. Zunächst sorgte beim Soundcheck ein T-Shirt-Motiv für unfreiwillige Komik (weiß jetzt nicht ob das dem Schmittfull oder dem Melchers seins war). Egal, ich schätze, das Teil wird demnächst entsorgt werden, denn auf weitere "Free-Willy-Zwischenrufe" wird man in Zukunft sicher gerne verzichten können. Muhahaha. Ansonsten haben die Buben das große Schnörkel-Los gezogen, was den morbiden Gesamteindruck vehement untermauert. Im krassen Gegensatz dazu stehen die analogen Ansagen - tja, es geht halt auch ohne Mikro! Einen weiteren netten Kontrast bildet die phänomenale (Öko-)Lightshow, die nun wirklich ihresgleichen sucht. Dieses Beispiel weiser Mäßigung setzt eine Marke in die richtige Richtung. Licht aus - Sound an!
Der Sänger des nachfolgenden Kurorchesters sah nun wie alles andere aus, bloß nicht wie ein VOODOOSHOCK oder sowas in die Richtung. Wer mag das sein - Buddy Holly? Ja ne, Spaß beiseite, denn wer etwas spröde wirkt hat es womöglich faustdick hinter den Ohren! Wenn Herr Groebel in die Saiten greift, vergisst man glatt, wo der eigene Hammer hängt. Aber hallo! Herrlich auch seine Sangesintonation ... selbst wenn zu Beginn auch hier der Eindruck entstand, dass da ein paar Silben neben dem Gleis lagen. Der weitere Verlauf strafte meine Einschätzung aber Lügen, weshalb es sich wohl auch um eine optische Täuschung gehandelt haben mag. (Wer übrigens diese Formulierung versteht, darf den Satz behalten.) Jedenfalls war die brillante Kapelle im Triumvirat der drei absoluten Top-Acts an der richtigen Stelle platziert!
Nun wurde es richtig spannend - warum, weiß ich allerdings nicht. Vielleicht kann es mir mein Therapeut danächst erklären. Wieder ging es in nördliche Gefilde - jetzt waren die Finnen am Ruder: LORD VICAR. Schön übrigens, wenn der eine Lord dem anderen Lord sein T-Shirt trägt. Der Schweizer Grabadel - die zweite Band des gestrigen Tages - wusste Missjöh Chritus wohl zu gefallen. Recht so! Gitarrist Peter Vicar segelt nach dem Ende von REVEREND BIZARRE nun mit eigenem Dampfer, richtig? Und hat der genannte Sangesfürst nicht auch schon mal bei COUNT RAVEN und SAINT VITUS gedient? Egal, jedenfalls klang die Combo richtig kultig, was man von einer (selbsternannten) "True Doom Metal Band" auch erwarten darf. Schade nur, dass einige Prollmetaller und Rumschubbser unterwegs waren. Die Deppen braucht im Prinzip niemand - doch dem Doom-Gott seis gedankt, dass die Minderbemittelten bei weitem nicht in der Überzahl waren.

Und jetzt, werte Leserschaft, war der Oberindianer angesagt, all the way from Maryland/USA. Zunächst krabbelte der wuselige Hektiker permanent auf dem Boden rum, um seine ganzen Spielzeuge zu installieren und polgenau zu verstöpseln. Genau zur Geisterstunde passte diese nicht unspannende Basteleinlage recht gut, zumal sich der notwenige Totalumbau on Stage etwas zog und in die Chapel so etwas wie nervös-freudige Erwartungshaltung einzog. Das Schlaggestänge wanderte vom Podest nach unten - man verkleinerte damit den Abstand zum Publikum beträchtlich. Es knisterte hörbar, denn so langsam wurde jedem klar, dass jetzt etwas ganz Großes kommen würde.
Was der zarte Hühne, der u.a. mit SAINT VITUS, SPIRIT CARAVAN, THE HIDDEN HAND und THE OBSESSED Musikgeschichte schrieb, dann später zum Vortrag brachte, spottet jeder vernüftigen Beschreibung. Auch seine kongenialen Mitstreiter an Bass und Trommelgewerk wussten durch Virtuosität und brachiale Akzentuierung zu begeistern. Das ließen sich sämtliche Vorbands ebenfalls nicht entgehen, und man versammelte sich fast vollzählig neben der Bühne, um dem Großmeister bei der Arbeit zuzusehen und um ihm so nahe wie möglich zu sein. Ich selbst stand genau vor ihm, und bekam das Maul nicht mehr zu. Nach drei Fotos gab meine Digitale den Geist auf, was mich zunächst in Panik versetzte. Aber mit einiger Mühe gelang es dann, den Ersatzakku zu orten und gegen den sinnentleerten auszutauschen. Scott "WINO" Weinrich gab nicht nur sein Bestes, sondern auch insgesamt drei Zugaben. Nachdem dies (leider) nicht ewig so weitergehen konnte, war dann gegen 1.30 Uhr das bittere Ende angesagt. Die gut zehn Stunden Stehzeit vergingen wie im Flug und fast machte sich Betroffenheit breit und die schreckliche Wahrheit, dass das sechste DOOM-SHALL-RISE nun auch schon wieder zu Ende ist.

Nichts währt ewig - es ist ein Jammer! Somit gab es mindestens einen Grund, wieder auf den einen oder anderen Schlummi-Fix in die Kellerkaschemme zu pilgern ... um spät in der Nacht den weiten Fußmarsch moderat verstrahlt anzutreten. Diesmal rauschten nur volle Taxis, die heute wohl ein Rennen gegeneinander fuhren, an uns vorbei ... und die Orientierung ebenso. Carsten, Gonzo und meinereiner wären wohl ewig in die falsche Richtung marschiert, hätte uns nicht der gute Mohr auf den rechten Weg gebracht!
Was bleibt, ist die Erinnerung an ein Festival der Referenzklasse und die Hoffnung, dass das Bier billiger wird und dass wir uns 2010 alle gesund und munter wiedersehen werden.

DOOM SHALL RISE!

Thomas Lawall - April 2009
Fotos: Thomas Lawall


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