Interpret, Albumtitel und Erscheinungsjahr sind (mir) nicht bekannt
Zu 1
Hm ... Speedmatal, Deathmetal, Doommetal? Das vermag ich nie so recht einzuordnen. Jedenfalls höre ich ein etwas klassisch angehauchtes Intro mit "Guitarwall", bis die Stimme des Sängers einsetzt. Der Rhythmus wird schneller, die Stimme infernalischer. Das ist der Stoff, aus dem die musikalischen Träume von Thomas sind, oder? Aber gleich folgt eine längere, wundervoll ruhige Passage, zum Teil auf dem Klavier gespielt. Eine entspannte Stimmung verbreitet sich. Jessas, so nach sieben Minuten hört man plötzlich den Teufel singen, mit unterirdisch-agressivem Growling in der Stimme. Nach über acht Minuten Wechselbädern der Gefühle kündigt sich Track 2 an.
Zu 2
Diesmal nur knapp sieben Minuten. Sanfter Beginn mit Unschuldslammstimme. Das lässt auf weitere Überraschungseffekte hoffen, denn so sanft kann's schließlich nicht weitergehen. Wo sind wir denn. Na, wird's bald? Noch nicht. Aaaaaaaaber jetzt. Unser Stimmbandakrobat hält mit den aberwitzig schnellen, einpeitschenden Rythmen und improvisatorischem Charakter natürlich locker mit. Betäubungsmusik pur! Nebenbei könnte man locker seinen Frust ablassen und 'nen Stapel Holz für den winterlichen Kamin verhackstücken.
Zu 3
Das flotte Gitarrenintro kommt mir irgendwie bekannt vor, allerdings in etwas abgewandelter Form. Kann mich jetzt aber nicht erinnern, an welche Band es mich erinnert. Ja, ihr Handwerk verstehen die Jungs schon gut. Wieder fast sieben aufregende, nicht sehr inspirierende Minuten - allerdings mit einem eingängigen Refrain.
Zu 4
Hoppala, Meistersänger legt meine Gehörgänge mit Samtstaffage aus. Bravissimo! Inbrünstig geht er fast schon tenormäßig zu Werke, immer wieder durch akustische Gitarren unterbrochen bzw. begleitet. Beim Stichwort "I must", das er mit theatralischer Stimme artikuliert, bricht das Inferno über ihn und mich herein. Klar, wat mut, dat mut. Und wenn man muss, dann muss das Müssen sein dürfen. Oder: To must or not to must, that is the question, frei nach Shakespeare. Dies wird dadurch musikalisch umgesetzt, indem ihm eine instrumentale Passage Zeit lässt, zu müssen. Klar wird es jetzt wieder lauter. Er ist ja wieder da. Öha, danach, also in der letzten Minute des Tracks, klingt er wieder viel relaxter, fast schon klassisch und ich kann mal meine Gedanken mehrere Augenblicke lang schweifen lassen. Also der Song geht ins Ohr, gefällt mir auf Anhieb.
Zu 5
Mit geheimnisvoller Geisterstimme und musikalisch-unterirdischem Background geht’s in diese Runde, bis nach einer Minute die Geister erwachen. Schöne Passage, die dann mit E-Gitarrenhilfe weitergeführt wird. Stilmäßig dann wieder wie gehabt. Einfach aufregend, ohne zu viel anzuregen. "Speak to me you have no right" meine ich herauszuhören. Okay, als momentan rechtloser, aber hörender und kritischer Blindreviewer sag' ich dann nix mehr und lasse ihn besser zu mir speaken. Das tut Meistersänger zur Abwechslung mal wieder mit furchterregender Growlingstimme. Was die Stimmbänder so alles aushalten müssen! Schauen danach sicher aus wie ein Wischmopp nach einem Wischmarathon und Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde.
Zu 6
Mit zwischenzeitlich gut geölten Stimmbändern taucht er in eine wieder mal besonders wilde Nummer mit aberwitzig schnellem Rythmus ein. Quasi aus dem Stand vom ersten Takt an. Soll ich das fast 9 Minuten aushalten bzw. meine Ohren? Nee, denn die Stimmung schlägt sofort um, als hätte man mein Flehen erhört. Wunderbar filigran-sanfte Passage. Zu früh gefreut, denn gleich schallt es mir in beängstigendem Tempo wieder akustisch zwischen die Lauscher, dass es nur so scheppert. Kommt Growling von Grölen? Wenn ja, hätte ich Recht ... Guter Himmel, er steht kurz vor der Ekstase: Muss er schon wieder müssen? Oder muss ich Erste Hilfe leisten? Kurz vor dem Herzinfarkt gönnt er sich eine Erholungspause, wieder mit engelsgleicher Sangesstimme. Ich komme mir vor wie in der Sauna. Mal heiss und dann wieder eiskalt. Gerade flüsterte er noch, dann geht’s schon wieder vehement zur Sache. Wenn ich nur wüsste, welche er meint. Irgendwas muss ihn wahnsinnig auf- oder erregen. Keyboardklänge mit hochdosierten Gitarren bei Minute 7. Aja, das bringt mich wieder in Stimmung. Hab's also doch durch(aus?)gehalten.
Zu 7
Drumset und E-Gitarre laden ein, bis ein mehrstimmiger Minichor aufhorchen lässt, der dann aber von Metal übertönt wird. Man will ja schließlich kein Weichei sein. Schräge Synthietöne geben den Gitarren eine Steilvorlage, wieder aktiv zu werden und das tun sie auch genüsslich. Ein Großteil des Albums wird von oft extremen Tempiwechseln geprägt. Aber jetzt bin ich mittendrin in einer wunderbaren ruhigen Passage etwa bei Minute 4. Meistersänger ähm -sprecher spricht das Wort zum Sonntag. Getragen, angemessen, feierlich. Sieh an, er könnte als Erzähler in einem Shakespeare'schen Theaterstück fungieren. Ich habe ihn ja weiter oben schon für diesen Zweck fast entdeckt. Er spricht immer noch, gleich wird es das Wort zum Montag. Nee, denn durchaus angenehmes Gitarrengeflirre beendet seinen Monolog und eine schöne Chorpassage diesen Hörgang.
Zu 8
Ach du guter Himmel, über 11 Minuten stehen mir bevor. Ich glaube, ich pausiere erst mal und lege eine meditative Platte zum Erholen auf. Hab' prompt zu spät ausgeschaltet, denn jetzt geht’s wieder mit Growlingstimme weiter. Gut, ich bleib dran. Man soll nicht unhöflich sein und ihm einfach ins Wort fallen. Und Ausschalten wäre jetzt hinterlistig. Weiter geht's wie gehabt mit aberwitzig peitschenden Gitarrengewittersequenzen. So ab 9 1/2 beginnt der Ausklang mit einer zauberhaft schönen Klaviereinlage. Diesmal überirdisch schön! Ein Traum, zum Dahinschmelzen. Verdammt, wenn man alle klasse durchkomponierten Passagen zu einer Einheit verschmelzen würde, wäre es eine Scheibe aus einem Guss, so hinterlässt sie einige Fragezeichen. Aber das muss wohl so sein.
Klingt alles vielleicht ein bisschen nach Opeth. Bin auf die Lösung mehr als gespannt!
Meine Bewertung: 9/12
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