CD-Review

BLUTWURST BREATH - Nuclear Winter (2010)

Electro-Industrial-Metal



BLUTWURST BREATH kommt nach "Electrics" mit dem sechsten Longplayer ans Licht dieser Tage, und BLUTWURST BREATH wären nicht BLUTWURST BREATH, wenn nicht schon das Datum der Veröffentlichung reichlich schräg gewählt wäre. Die Sonne scheint, die Vöglein zwitschern, das letzte Eis ist längst verschwunden, die Knospen treiben aus, Frühlingsgefühle frohlocken und prompt kommt der Birsl mit "Nuclear Winter" daher. Autsch! Doch wenn schon mal jemand wieder ne Platte schickt, soll er auch prompt bedient werden.

Nun muss ich mir aber erst nochmal die eingangs Zitierte geben, denn seit dem letzten Streich sind doch glatt schon wieder zwei Jahre vergangen. Moment, habs gleich ... aha, die Unverkennbarkeit des Songmaterials ist mir sofort wieder im Ohr, was man von zahlreichen anderen Veröffentlichungen nicht gerade behaupten kann.                             

Guido Birsl fängt im Prinzip da an, wo er weitermacht. So gesehen ist Gravierendes an Veränderungen wiederum nicht in den Fels der Musikgeschichte zu meißeln. Was jedoch gleich zu Beginn auffällt, ist die nochmals erhöhte (leichte) Druckverstärkung und ein sanft, aber doch deutlich erhöhter Metal-Anteil. Teils stürzt die Mucke gar kurzzeitig in doomigen Sumpf ab, was jedoch nur in Spurenelementen geschieht und somit entsprechenden Jüngern zu begründeten Hoffnungen wenig Anlass bietet.

Das Schlagzeug hat es meiner bescheidenen Meinung nach nicht verdient - obwohl es eh meist den Eindruck macht, etwas hinterherzuhinken - stets auch noch etwas zu schwach rüberzukommen. Die gebotenen Blastparts, richtig ausgesteuert, würden den Planeten (was die Komiker in CERN ja nun immer noch nicht geschafft haben) in ein schwarzes Loch stürzen. Vorerst wirken sie noch reichlich blechern - lediglich die Basstonne scheint an Bedeutung gewonnen zu haben.

Solche Erwägungen stehen für BLUTWURST BREATH aber nicht im Vordergrund. Vorrangig scheint der Gedanke, eine gewisse Sterilität mit der brutaleren Seite der Macht zu kombinieren. Hinzu kommt eine kranke Portion Konversation, denn die Sprachausgabe kommt weiterhin bis ins Unendliche verzerrt, weshalb sich ein Booklet auch diesmal wieder vollkommen erübrigt. Das Projekt definiert sich durch sich selbst, weshalb auch in den nächsten Jahren wohl keinerlei sog. Abwechslung den Weg in diese musikalische Einzelhaft finden wird.
 
Warum auch? Denn wie mir scheint, kann es aus diesem Gefüge keinerlei Ausweg geben und deshalb ist es verdammt besser so, dass im Prinzip alles beim Alten bleibt. Schließlich ist eine gewisse Kontinuität doch auch mal was wert, oder? Na also! Zu der bewertenden Sieben gebe ich deshalb sogar ein fettes Bonuspünktchen obenauf ... und nicht nur deshalb. Hier zieht jemand sein ureigenes Ding durch - kompromisslos und in weiter Ferne von jeder Anbiederei oder gar Ambitionen auf einen der in endloser Zahl zur Verfügung stehenden Züge aufzuspringen!

Der einzige wirkliche Kritikpunkt, den ich anzubieten habe, ist die enorm verkürzte Spieldauer auf 42 Minuten, denn vor zwei Jahren durften wir uns auf satte 67 Minuten freuen. 2012 darf es dann wieder etwas mehr sein, gell?

Und wann schreibt jemand den Film zu "Drone" und/oder "Betonkrebs" ...!?

Fazit: Kauzige Elektro-Metal-Konserve. Ewig haltbar.

 

Bewertung: 7+1/12

Thomas Lawall - April 2010

 

 

 

Tracklist:

01. Sturmschwalbe
02. Viral Warfare
03. Cockroach
04. Nebula
05. Love Us Or Hate Us
06. Drone
07. Jellyfish
08. Nuclear City
09. The Lawless Monsterzone
10. Betonkrebs
11. Lava
12. Robotic Death
13. Ritalin

Line-up:

Guido Birsl: Guitars, Bass, Keyboards, Voice, Drum-Programming


www.blutwurstbreath.de

www.myspace.com/blutwurstbreath

 

 

 

 

 

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