Blind Review Nr. 16/Loes.

Auflösung des Blind-Reviews Nr. 16
 

SATURNUS - Veronika Decides To Die (2006)

Death-Doom-Metal



... der melodisch verträumten Sorte habe ich für unser Blind-Review Nr. 16 ausgewählt und unser aller Forumsmitglied Falschparker hat sich in seinem Debut-Beitrag bereits ausführlich mit der Scheibe beschäftigt. Deshalb will ich jetzt mit der Auflösung nicht lange fackeln.

Nun könnte ich mühelos wieder eines meiner gefürchteten Loblieder starten, denn hier wäre jede Note unter der Höchstwertung eine Blasphemie. Ich versuche mich dennoch kurzzufassen. Es ist sowieso immer ein echtes Problem, eine der besten Scheiben zu besprechen, die derzeit auf dem Planeten zu haben ist.

Grundlage des phantastischen Trauerzuges ist Paul Coelhos Buch "Veronika beschließt zu sterben" (1998). Die 24-jährige Slowenin landet nach einem missglückten Selbstmordversuch in der Psychiatrie. Die Ärzte eröffnen ihr, dass sie nach der Überdosis Tabletten nur noch eine Woche zu leben habe. In dieser Zeit macht sie Bekanntschaft mit anderen Patienten der Anstalt und schöpft wieder Lebenswillen. Schließlich verliebt sie sich in Eduard und erst im Angesicht des Todes erscheint ihr das Leben lebenswert zu sein ...

Im dritten Album entfachen die Dänen einen melancholischen Overkill der Referenzklasse. Man hat alle Zeit der Welt und die wird bis zur letzten Sekunde voll ausgenutzt. Die sanftmütigen Wilden stürzen uns in ein Wechselbad der verwirrten Gefühle, die nur Menschen ertragen können, die im Licht und im Schatten gleichermaßen zu Hause sind. Man möchte sanft entschweben, um für immer diesem dezent-brachialen Wohlklang zu folgen.

Allein was uns Sänger Thomas mit seinem außerordentlich stilsicheren Wechsel zwischen "sauberem" und eigentümlich gurgelndem Gegrunze anbietet, geht weit über die gebotene Norm hinaus. Ich weiß nicht, ob ich derart Tiefsinniges überhaupt schon einmal vernommen habe. Wieder einmal ist es eine Metal-Band, die uns in ungeahnte Höhen und Tiefen führt. Ich würde mein letztes Hemd verwetten, dass sich daran bis ins hohe Alter nichts mehr ändern wird. Soll doch die ganze andere Scheiße samt totproduzierten musikalischen Allgemeinplätzen im Morast der Gewöhnlichkeit verrecken.

Klavierpassagen und mächtige Keys platzieren sich fernab vom Gothic-Kitsch und wissen vornehm und unaufdringlich zu kondolieren. Die Gitarren sind eigenständig, erinnern aber auch in diesem Fall in auffallend vielen Passagen an Samantha Escarbe von VIRGIN BLACK, die ihre Gitarre bekanntlich nicht spielt, sondern weint. Gewaltige Tränentäler saugen unsere Tränen auf, während wir in schroffem Gebirge vor dem Abgrund stehen und den Rinnsalen unserer Schwermut zusehen, wie sie sich in immer größer werdende Flüsse vereinen und sich am Horizont in einer ungewissen Zukunft verlieren. Wartet der dunkle Abgrund oder die Glückseligkeit?

Die Hoffnung stirbt zuletzt ...

Fazit: Sinfonie in Moll. Geniales Trauerspiel.

Thomas Lawall - Januar 2010

Bewertung: 12/12
"Decending" & "Rain Wash Me": 12++/12



Tracklist:

1. I Long
2. Pretend
3. Decending
4. Rain Wash Me
5. All Alone
6. Embraced By Darkness
7. To The Dreams
8. Murky Waters


Line-Up:

Thomas: Vocals
Anders: Keyboards
Peter: Guitar
Tais: Guitar
Lennart: Bass
Nikolaj: Drums


www.saturnus.dk
www.myspace.com/saturnus

 

 

 

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