CD-Review

MAR DE GRISES - Draining The Waterheart (2008)

Prog-Doom-(Death-)Metal



Ich habe mich ja damals bei “The Tatterdemalion Express“ (2004) kaum noch auf die Reihe gekriegt. Seinerzeit sprach ich von "berauschenden Klanggewalten", "intellektuellem Doom für die Oberstufe" und "Master-Doom". Nun liegt nach dem fulminanten Debut das Zweitwerk auf der Matte und ich habe angesichts der aktuellen Klangepen nicht die allergeringste Ahnung, wie ich das jetzt verbal noch toppen soll.

Vielleicht sollte ich das Brötchen mal andersrum schmieren und gar nix mehr sagen. Oder weniger oder auf das Wesentliche reduziert oder wie auch immer ...

MAR DE GRISES meinen es ernst. Die Chilenen zelebrieren eine derart ernsthafte und tiefgründige Marke, dass einem schier die Lauschtrichter abfallen. Was hier in nur einer einzigen Stunde geboten wird, dürfte andere Kapellen für ein ganzes Leben restlos überfordern.

Die Band lotet quadratmillimeterweise die Grenzen des Genres aus und entdeckt somit fast zufällig ungeahnte Möglichkeiten. Diese intellektuelle Reise sucht wirklich seinesgleichen. Das ist in etwa so, als ob eine ganze Welt in Zeitlupe explodiert und wir als gesegnete Zuschauer die Möglichkeit haben, jeden einzelnen Brocken in Zeitlupe zu verfolgen und genaustens zu betrachten.

MAR DE GRISES definieren progressiven Doom völlig neu, und ich wage mal zu behaupten, dass diese Messlatte womöglich eine endgültige sein dürfte. Schon erstaunlich, was man alles entdecken kann, wenn man eine Platte schon 20mal gehört hat. Ach was Blödsinn - jeder Hördurchgang ist etwas völlig Neues!

Das ist ganz großes Theater, und in jeder Vorstellung entdeckt man neue Ahnungen von Ideen, die zu diesem oder jenem Klanggewand und/oder schrägstem Break (siehe bzw. höre "Kilómetros de nada"!!!) geführt haben mögen. Jede Sekunde dieser Stunde ist ausgefüllt. Jede Sekunde führt uns auf Wege, die wir noch nicht kennen und nach denen wir niemals zu fragen gewagt haben!

Immer mal wieder gibt es Kapellen, die Musikgeschichte schreiben. MAR DE GRISES haben das getan und sie werden es weiter tun. Während uns dieses so langsam klar wird, sollten wir einstweilen sachte auf die Knie sinken ...

Fazit: Progressiver Doom-Overkill. Referenzklasse!

 

Bewertung: 12++/12

Thomas Lawall - Januar 2009

 

 

Tracklist:

01. Sleep just one dawn
02. Kilómetros de nada
03. Deep-seeded hope avant-garde
04. Fantasia
05. Wooden woodpecker conversion
06. One possessed
07. Summon me
08. Liturgia: Convite y prefiguración/
     Purgatorio/Diálogo infierno

Line-up:

Sergio Álvarez: Guitar
Alejandro Arce: Drums
Juan Escobar: Keys and Vox
Rodrigo Gálvez: Bass
Rodrigo Morris: Guitar


www.mardegrises.com

www.myspace.com/mardegrises2
 

 

 

 

 

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