CD-Review

MAR DE GRISES  "The Tatterdemalion Express" (2004)

Doom-Metal


Meine Fresse ... "El otro" kommt wie ein tiefergelegtes Brett von ANATHEMA (aus älteren Tagen), und ist somit der "schönste" Song, den die Inselpiraten gar nicht geschrieben haben ...

MAR DE GRISES stellen umgehend klar, um was es hier gehen soll. Äh, ja ... um was eigentlich? Denn die soundtechnischen "Extrem"itäten fallen nämlich total aus dem Rahmen. Die hochgradigen Stil- und Dynamikunterschiede führen im ersten Stück u.a. auch noch in Richtung Pink Floyd und verwirren konventionelle Doomköppe aufs heftigste ... und alle anderen sowieso.

Auch in "To see saturn fall" zelebrieren MAR DE GRISES eine permanente Ruhe vor und/oder im Sturm! Das innovative Quintett steigert sich gar in experimentelle Abstraktionen, um kurz vor dem unvermeidlichen finalen Crash (!!!!!!!!!) gerade noch einmal die Kurve zu kriegen! Nobelpreisverdächtig!!!

Das ultimativ-kreative Chaos hat seinen Preis, weshalb es wohl auch etwas länger dauert, bis das nächste Stück auf Touren kommt. Auch und besonders in "Storm" erweisen sich die kopflastigen Prog-Doomer als wahre Meister der Stille. Krach machen ist das eine - Atmosphäre erzeugen das andere! MAR DE GRISES sind Großmeister beider Kategorien, decken den gesamten Bereich dazwischen ab und betreten auch noch ganz andere Welten! Mal von düsterer Gewalt, mal zart und zerbrechlich, mal monumental und dann wieder höchst sensibel, kämpfen sich MAR DE GRISES durch den Dschungel ihrer (und unserer) Emotionen, kehren alles, was sie haben, nach außen ... und uns vor die verdammte Tür! “The Tatterdemalion Express“ ist eine Reise fern jeder Gewöhnlichkeit, sie fordert den Hörer heraus, verstört und fasziniert zugleich!

"Self portrait no 1" braucht nichts als ein Klavier (!!!). Die dunkle Schönheit des Songs scheint deshalb (vordergründig) leichter verdaulich zu sein, ist aber letzten Endes dennoch nicht wirklich erreichbar ... ! Das krasse Gegenteil - "Be welcome oh hideous hell" - ebenso nicht. Der gewaltige Prog-Doom-Brocken beglückt mit komplexem Donnerwetter und einem heillosen Durcheinander aus eigenwilligen Sound- und Klangcollagen, und verlangt dem Konventionaldoomer noch einmal alles ab ...

... bevor "Onirica" den bunten Melodienreigen dem "Höhepunkt" zuführt. So gediegen der Song beginnt, oh Überraschung, so endet er auch. Der letzte Track weiß auf eine sehr unspektakuläre Art und Weise die vorangegangenen Großtaten noch einmal zusammenzufassen. Es wurde bereits alles gesagt und getan, so dass ein gewaltiger Schluss-Strich nicht nötig war. Am Ende gibt es kein grandioses Finale, sondern die Spuren dieses großartigen Werkes verlieren sich im Sand ...

... genauso, wie dieses scheißendreck Review auch! Fuck die Worte ... lauschet dem Klang!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Fazit: Berauschende Klanggewalten! Intellektueller Doom für die Oberstufe!! Master-Doom!!!

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - April 2007

 

 

Tracklist:

1. El otro
2. To see saturn fall
3. Storm
4. Recklessness
5. Self portrait no 1
6. Be welcome oh hideous hell
7. Onirica

Line-up:

Sergio Alvarez: guitars
Alejandro Arce: drums
Rodrigo Gálvez: bass guitar
Rodrigo Morris: guitar
Marcelo Rodriguez: keys and vox
 

 

 

 

 

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