Blind Review Nr. 10

Interpret, Albumtitel und Erscheinungsjahr sind (mir) nicht bekannt



Fast zuckte ich zusammen, als die CD ihren Lauf nahm, weil die Lautsprecher zu laut eingestellt waren. "Schneidend" hohe, oft sich überschlagende kehlige Frauenstimmen gaben sofort Ton und Takt an - mit bulgarischer Folklore, wie ich meine. Und ich dachte sofort an "Le Mystere des Voix Bulgares". Warum? Weil mich die sog. Weltmusik schon lange interessiert und mir diese Stimmen mit der besonderen Gesangstechnik nicht unbekannt sind.

Der sog. Weltmusik kann ich an sich viel abgewinnen. Allerdings habe ich z.B. bei der Sitarmusik von Ravi Shankar große Probleme. Hier dürfte ich mich wohl in einem großen Kreis derer wiederfinden, die nur einen beschränkt-exotischen Zugang zu dieser Musik erreichen, nicht dagegen besonders emotional berührt werden. Dabei gefällt mir dieses Instrument, wenn ich nur an die Beatles mit "The inner light" denke. Mit der Musik australischer Aborigines und einem der ältesten Musikinstrumente der Menschheit, dem Didgeridoo, oft mit Klanghölzern verbunden, fand ich dagegen auf Anhieb Zugang. Leider spiele ich dieses Instrument viel zu selten. Ebensowenig Probleme bereiten mir orientalische, südamerikanische, russische Musikformen und andere.

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Hier habe ich jedoch echt Probleme. Ähnlich wie mit dem Obertonsingen. Auf Dauer nerven die hohen, schneidenden Stimmen zunehmend, obwohl die Melodien teilweise wunderschön sind. So etwas würde ich mir mit den landestypischen Instrumenten und gepaart mit anderen Stimmlagen wünschen. Sobald nämlich der Chor nicht mehr die extrem hohe Stimmlage benutzt, ist er sehr angenehm anzuhören, wie dies beim Titel 6 über weite Strecken der Fall ist. Oder bei Titel Nr. 9, der fast schon sakralen Charakter aufweist. Nr. 10 ist dagegen schon fast eine Klangcollage mit bellenden und schreienden Stimmen. Das verstört dann wieder. Mit Titel 13, der wunderbar sanft startet, kann ich mich trotz der hohen Stimmlage dagegen recht gut anfreunden. Innerlich sagte mir eine Stimme aber immer wieder: Warum nicht eine Oktave tiefer? Titel 11 versöhnt mich fast. So etwa könnte ich mir die übrigen Aufnahmen vorstellen. Doch die Nr. 12 holt mich wieder in eine gewisse Tinnitusgefahr und damit nicht so angenehme Realität zurück. Klar kann man leicht lästern, denn die internationale Bedeutung des Chores ist weitgehend unumstritten. Sie erhielten 1990 sogar einen Grammy Award und ich kann nur meine eigene, unmaßgebliche Meinung äußern ...

Ja, sind sie's nun, die bulgarischen Frauenstimmen?

Meine Bewertung für diese gesangliche Kunstform musste aus den beschriebenen Gründen geteilt sein:
6/12

 

Gerd Müller - Mai 2009

 


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