OFFICIUM TRISTE "The Pathway" (2001)
Death-Doom
Beinahe wären die Holländer den Bach runter gegangen. Nach dem genialen Debut "Ne Vivam" (1997) gabs noch eine Split-MCD mit Cold Mourning (1998) und dann löste sich die Band auf. Einfach unglaublich. Nicht auszudenken, was der Welt entgangen wäre ... !
Es wurde gar noch eine "Goodbye-CD" produziert! "Roses on my Grave" (MCD 1999) wurde dann letztlich doch kein Grabgesang, denn man bereute den Entschluss und formierte sich alsbald neu. Eine Promo (2000) wurde produziert, welche einen Deal bei einem neuen Label (Displeased Records) einbrachte. "The Pathway" erblickte 2001 das dunkle Licht dieser Welt. (Inzwischen gibt es auch diese Scheibe als Re-Release mit satten fünf Bonustracks!)
OFFICIUM TRISTE haben sich bereits mit dem zweiten Longplayer mehrfach mit sich selbst mulipliziert! Abgründigste Growls torpedieren die meterdicken Arrangements in Grund und Boden. Diese Kapelle erfindet die menschliche Tragödie neu. Traurigkeit und Depressionen werden hier keineswegs (nur) vertont, sondern regelrecht zelebriert!
Doch trotz aller epischen Tiefe und rettungsloser Verlorenheit strahlt diese Musik eine schier unbändige und mitreißende Kraft aus! Mag sein, dass das Suhlen im eigenen Sumpf so etwas wie eine reinigende Kraft besitzt. Schwer zu sagen. Diese dunkle Oper sucht jedenfalls ihresgleichen ... und "live" erst recht, denn 2003 räumten OFFICIUM TRISTE beim Doom Shall Rise ebenso kräftig wie völlig unerwartet ab.
Die sieben Trauermärsche sind wie aus einem Guss und benötigen eigentlich nur einen einzigen Titel. Dennoch fällt "Camouflage" - ein vorläufiger Höhepunkt - etwas aus den Rahmen. Zunächst wieder orchestral arrangiert - ähnlich wie das extrem klassisch angehauchte "Pathway (of broken glass) - und "sauber" gesungen, entwickelt sich die vermeintlich müde tickende Zeitbombe in einen kapitalen Brocken vor dem Herrn. Scheißgeil!
Schätze, die Neuauflage werde ich mir ebenfalls besorgen. Der ungeschliffene Rohdiamant dürfte aber über einen ganz eigenen (Sammler-)Reiz verfügen. Folglich kann ich beide schwarzen Dinos wärmstens empfehlen. Dem Doomkopp der reinen Lehre wahrlich nicht, denn dafür bietet die Scheibe einfach zu viel ...
Fazit: Deftiges Kammerkonzert in der Familien-Gruft.
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