CD-Review

GROUNDATION  "Hebron Gate" (2002)

Roots-Reggae


... obwohl die Meinungen hier etwas auseinanderdriften. Ob man das Konzept der Band nun "Hippie-Reggae" nennt, oder es für das "Manifest eines postindustriellen Reggae" (Riddim 02/03) hält, sei dahingestellt. Diese Formulierungs- und Definitionsdebatten überlasse ich den Experten. Außerdem ist dies die erste Reggae-Platte, die ich seit mindestens 25 Jahren bewusst höre. Und dem Rezensent fällt es sichtlich schwer, sich auf Text und Musik zu konzentrieren, denn nebenbei kann man diese Scheibe eigentlich nicht konsumieren, geschweige denn gleichzeitig etwas dazu schreiben. Man verliert dauernd etwas. Die Fassung nämlich... 
  
Nicht zur Diskussion freigegeben ist wohl der Gänsehautfaktor, zuletzt gesehen, erlebt und gefühlt beim 3. JAMAICAN REGGAE-FESTIVAL in Kandel (bei Karlsruhe). Der Headliner stellte am späten Abend des 17. Juni alles bisher Gehörte in den Schatten!

Musikalisch orientiert sich GROUNDATION am klassischen Roots-Reggae. Der Sound der Band weist jedoch einige Besonderheiten auf und eine davon fällt zunächst gar nicht auf. In einem Interview habe ich gelesen, dass sich der ursprüngliche Klangcharakter in einerm etwas "antiquierten" Aufnahmeprocedere begründet. Alle Instrumente wurden "live" eingespielt! Kein digitales Mischmasch also. "Hebron Gate" kommt also sozusagen voll analog! Also nicht nur back to the roots, sondern auch back to the 70er...!
Unüberhörbar sind dann aber die deutlichen Jazz-Anleihen, die sich auch und vor allem im Musikstudium einiger Bandmitglieder begründen. Dazu mischt Harrison Stafforddie kalifornische Band auch noch Dub-Elemente und fertig ist eine Fusion der ganz besonderen Art.
Diese Musik ist eine ganzheitliche Erfahrung. Sie berührt uns bis in die hintersten Winkel unserer Seele und gleichzeitig ist sie physisch (be)greifbar.

Staffords abenteuerlicher Gesang schafft in Verbindung mit der erdigen Rhythmus-Fraktion und der technisch versierten Bläserabteilung eine Neuinterpretation ausgetretener Roots-Pfade. Zudem erzeugen seine eindringlichen Botschaften für eine bessere Welt eine unglaublich positive Dynamik, die gleichsam Körper und Seele nährt. Optisch ähnelt sein Aufzug dem eines nicht ganz unbekannten Religionsführers, allerdings besteht Herr Stafford zu 100% aus positiver Energie! Und mit einem sehr individuellen Nachdruck weiß er diese Energie 1:1 an uns ergriffene Zuhörer weiterzugeben!

Fazit: Perfektionistisches Reggae-Gemälde. Moderner Retro Roots. Voll der Riddim.

 

Bewertung: 12/12

Thomas Lawall - Juli 2006

 

 

Tracklist:  

1. Jah Jah know
2. Babylon Rule Dem
3. Silver Tongue Show
4. Weeping Pirates
5. Picture On The Wall
6. Something More
7. Hebron
8. Freedom Taking Over
9. Undivided

Line-Up:

Harrison Stafford: vocals, guitars, nyabinghi drums, percussion
Marcus Urani: b3organ, rhodes, piano, melodica, analog synth, percussion
"Iron" Ryan Newman: bass
"Papa" Paul Spina: drums
Kelsey Howard: trombone
"King" David Chachere: trumpet
Jason Robinson: tenor saxophone, flute, bass flute
Shawna Anderson: backing vocals
Malika Marie: backing vocals

With:
Don Carlos and Cedric "Congos" Myton

 

 

 

 

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