BLURRED LIPSTICK "heavenly fields" (2004)

Dark Wave


Rücksturz zur Erde. Back to the roots. Ja nü, Tyves, der Kopf dieser Bande, hat sich nicht nur weiter entwickelt, den Bandnamen geändert und kommt mit dem einen oder anderen Stück dieser Scheiblette nicht mehr so klar, aber dennoch gibt es das Teil. "Heavenly Fields" existiert nun mal. "Und ich höre, dass sie gut war ..."

Die inzwischen umbenannte Kapelle wähnt jetzt in anderen Sphären bzw. hat den Horizont etwas erweitert. PLACE4TEARS nennt man sich nun, und definiert sich in der 2006 erschienenen Scheibe "the silent flame" neu. Ist ok. Macht ja nix. Ganz im Gegenteil, denn und sowohl als auch oder sowieso egal, dennoch wer kann das schon wissen und weshalb auch nicht bzw. sehr verschieden und überhaupt, wenn nicht noch oder erst recht, was nicht so viel heißt wie alles oder gar nix und viel weniger ebensowenig. Klar? Na also! Was ich damit sagen will ...

... kann denn ein unverbindlicher Rückblick schaden? Kann denn Liebe Sünde sein? Nö. Denn "heavenly fields" ist mehr als nur ein beliebiges Stück Vergangenheit. Selbst so leichte Durchhänger wie der zwei- bis mehrdeutige Track "on a strange way" können nicht darüber hinweg täuschen, dass es sich hier um eine der in Zukunft meist gesuchten Dark-Wave-Scheiben aus dem Underground handeln wird!

"bitter taste" macht Angst ... und als deftiger Kontrast kommt "how could I know" dann fast wie ein Kinderlied. Aber auch DAS ist wieder eine von den optisch-musikalischen Täuschungen, die Chefchen Tyves permanent zu installieren beliebt. Das macht der irritierende Knabe gar nicht mal so übel ... was er uns (aller-)spätestens in "the last way garden" zu Gehör trägt. Man ist fasziniert und verstört zugleich! Und der leicht "angesägte" Gesang ist einfach herrlich!

Die Verwirrung der Gefühle wird mit "field #3" nicht besser ... und mit der darauf folgenden Tragödie erst recht nicht. Tyves erinnert sich an ein früheres Leben ... ! Seine ganz persönliche "tragedy" ist nicht nur ein waviger Trauermarsch, sondern auch der Höhepunkt dieser seltsam entrückten Platte. Geschichten, die keiner kennt und doch jeder weiß, oder zumindest vermutet ... ! Noch eins drauf bekommen wir mit "flying the line (to nowhere)"! Das schwermütige Klagelied thematisiert indirekt Missbrauch an Frauen und Kindern. Musikalisch führt uns die bedrohliche Scheinharmonie direkt und ohne jeden Umweg ins Nichts. Wir haben die Wahl. Einfach nur zuhören oder die Beine in die Hand nehmen und rennen ... ja ... bloß in welche Richtung?

DAS ist der Weg nach nirgendwo! Jetzt sind alle Türen offen, doch wer wagt den letzten Schritt ... ?

Verwirrend und bezaubernd zugleich. Und nie war eine Platte so wertvoll wie heute. Möglicherweise. So was ähnliches wie eine Blaue Mauritius, vielleicht. Das Teil ist in spätestens zehn Jahren der absolute Kult. Ich sagte es bereits. Hurry up, denn es gibt nur 300 Exemplare auf DIESER Welt. Und wenn die ANDEREN kommen, wird es zu spät sein ...

Fazit: Betörende Sinfonie in W(ave)-Moll. Kultiges Dark-Theatre. Risiken und Nebenwirkungen garantiert!

Bewertung: 10/12
("the last way garden", "tragedy", "flying the line [to nowhere]" 12/12)

Thomas Lawall - Februar 2007

Line-Up:

Tyves: Guitars, bass, synthesizer, programming, lyrics, vocals
Schuchy: Guitars, lyrics
Sabine: Guest vocalist

www.blurredlipstick.com
www.place4tears.com
www.myspace.com/place4tears
www.noexplicitlyrics.co.uk.tt
www.myspace.com/noexplicitlyrics
www.blackchristmas.co.uk.tt
www.myspace.com/darkchristmas

 

Tracklist:  

01. atmosphere
02. tears of avalon
03. field #1
04. awakening
05. the innocent sleep of a lost soul 1st part
06. the "good bye" song
07. on a strange way
08. the innocent sleep of a lost soul 2nd part
09. field #2
10. bitter taste
11. how could I know?
12. the "last way garden"
13. field #3
14. tragedy
15. flying the line (to nowhere)
16. the last field
     (+some dark secrets ...)

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