XXX Ein Atomkraft-Krimi
von Martin Sudermann
240 Seiten © Sutton Verlag, 2013 www.suttonverlag.de ISBN 978-3-95400-258-0
Seit 1976 waren sie unzertrennlich. Erika, Holger, Barbara und Thomas waren damals als Mitglieder der Anti-AKW-Bewegung in Brokdorf. Doch schon bald trennten sich ihre Meinungen und Wege. Während Holger in der Computerbranche Fuß fasste und seine politischen Aktivitäten fortsetzte, begann Thomas Kommunikationswissenschaften zu studieren, um schließlich als freier Journalist beim Rundfunk zu arbeiten.
Freude, nach längerer Zeit wieder von Erika zu hören, kommt erst gar nicht auf, denn sie hat schlechte Nachrichten. Holger ist tot. Man hat seine Leiche in einem Bach in Wendland gefunden. An den Castor-Protesten hätte er noch teilgenommen, aber die weiteren Ereignisse wären nicht genau zu rekonstruieren.
Thomas findet im Internet eine kurze Zeitungsnotiz des Lüchow-Dannenberger Tageblatts. Holgers Leiche hat demnach mindestens eine Woche im Wasser gelegen. Seine Identität herauszufinden gestaltete sich schwierig, da er keine Ausweispapiere mitführte. Indizien bestätigten lediglich, dass er an den Castor-Protesten teilgenommen hat.
Für den Journalisten steht fest, dass hier etwas nicht stimmt. Er beginnt, da die Polizei an einen Unfall glaubt und ein Fremdverschulden ausschließt, auf eigene Faust zu recherchieren. Thomas ist sich sicher, dass sein gut trainierter Freund nicht einfach in einem Bach ertrinken und dass er niemals ohne Ausweispapiere unterwegs sein würde.
Seine weiteren Ermittlungen führen ihn zu Berichten von heftigen Auseinandersetzungen bei den Castor-Protesten im Wendland, bei welchen hunderte von Demonstranten verletzt worden waren. Berichten zufolge wurden zweihundert Liter Pfefferspray eingesetzt, was ausreichen würde, um 16000 Demonstranten außer Gefecht zu setzen. Holger sei ebenfalls getroffen worden und von einem Sanitäter versorgt worden. An einen Zusammenhang mit dem vermeintlichen "Unfall" möche er jedoch nicht glauben.
Auch den Fundort der Leiche nimmt er in Augenschein. Erschreckt muss er feststellen, dass in diesem "Rinnsal" wohl niemand ertrinken kann ...
Martin Sudermann fährt mit seinem bewährten Rezept, Anspruch mit Unterhaltung zu verbinden, fort. Schon in seinem ersten Kriminalroman "Mordsgeschäfte" gelang dies auf Anhieb. Bildeten damals die sog. Kriegsendzeitverbrechen an Zwangsarbeitern, KZ-Häftlingen und Regimegegnern den geschichtlichen Rahmen, sind es in "XXX" die Anti-AKW-Bewegung in den siebziger Jahren bis heute.
Fiktive Ereignisse und Personen fügt der Autor, vor dem Hintergrund der Reaktorkatastrophen in Tschernobyl und Fukushima, energiepolitischen Themen in der Türkei, sowie dem Uranabbau in Kasachstan und Australien, zu einem homogenen Ganzen zusammen, wobei einem die eine oder andere Aktion der AKW-Gegner, sowie die von Polizei und übergeordneten Behörden nicht selten recht bekannt vorkommt.
Auch wenn die Figuren teilweise etwas blass erscheinen, bildet immerhin Holger Becker, der immer noch militante AKW-Gegner, den Mittelpunkt. Sein Leben und seine Aktivitäten bringt uns der Autor in Rückblenden nahe und verbindet diese im weiteren Verlauf mit den aktuellen Geschehnissen. Eine dramatische Verdichtung bleibt nicht aus und der so nicht erwartete Schluss ebenfalls.
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