Literatur

Weltenerbe 2 - Von Gestern nach Heute

Umbrella Brothers


260 Seiten
© ACABUS Verlag, Hamburg 2011
www.acabus-verlag.de
www.umbrella-brothers.de
ISBN: 978-3-941404-82-3



Die zweite Auflage von "Weltenerbe 1 - Das Geheimnis der Zylinder" (1. Auflage: 2009) ist wie geplant 2010 erschienen. Die Wartezeit auf den zweiten Teil des spannenden SF-Thrillers war lange, und so langsam muss ich zugeben, dass diese Mehrteiler insofern etwas anstrengend werden, als man sich nach so langer Zeit an große Teile der Handlung nicht mehr erinnern kann. Deshalb bin ich für die knapp 6seitige Zusammenfassung sehr dankbar, denn sie erinnerte mich gleich zu Beginn an das, was bisher geschah. Danach musste ich mich aber auf einen grundlegenden Wechsel der Schauplätze einstellen ...

Meister We'en ist mit seinem Schüler Lo'on unterwegs. Er will ihm zeigen, dass der "Lehrer" nicht alles ist, da ihm grundlegende Daten fehlen würden. Lo'on versteht das nicht, und warum man der Maschine die fehlenden Informationen nicht einfach eingeben kann, erst recht nicht. We'en erklärt seinem Schüler geduldig, dass es eben Dinge gäbe, die man nicht aus einer Maschine lernen kann. Fürsorge sei so ein Beispiel, doch Lo'on ist davon überzeugt, genug darüber zu wissen. Sein Meister entgegnet ihm: "Du weißt viel. Und doch weißt du nichts." Auch das versteht der junge Schüler nicht und warum sie nach oben fahren würden, schon gar nicht. Ginge es nach ihm, würde er den ganzen Tag im "Lehrer" verbringen. Hier kann er alles lernen was wichtig ist und Umgebungen kann man schließlich simulieren, weshalb sich also die Mühe machen, diese zu betreten?

Lo'on beobachtet die Liftkonstruktion. Man muss in einen gekennzeichneten Bereich treten, der dann zu leuchten beginnt. Schließlich wird man in einen Schacht mit sehr vielen solchen Plattformen gehoben, die sich mit unglaublicher Geschwindigkeit von oben nach unten bewegen. Lo'on sieht nach unten, doch der Boden des Schachts ist nicht zu erkennen. Um Höhenängste zu vermeiden, schuf man die Illusion der Plattform. Somit hat man das Gefühl, auf festem "Boden" zu stehen. Dennoch ist es ein Trugbild, denn die Fahrgäste werden einzig und allein durch einen Fangstrahl gehalten.

We'en will seinem Schüler eine der 520 Satelliteninseln zeigen, auch wenn dieser die Notwendigkeit dieses Unternehmens nicht einsehen kann. Er ist immer noch davon überzeugt, dass es hier oben nichts gibt, was er nicht auch unten bekommen könnte. Wissen ist für ihn nichts anderes als eine Ansammlung von Daten, weshalb er zu seinem "Lehrer" keine Alternative erkennen kann. Sein Unmut verwandelt sich erst, als sie ihr Ziel erreichen, denn dort sieht er etwas, womit er nicht gerechnet hat. Sein Widerstand bricht zusammen und er verstummt ...

Die Regeln im Stamm sind hart. Die Männer müssen stark sein. Wer nicht stark ist, wird sterben. Nur so kann der Stamm überleben. Es ist das Gesetz aller Lebewesen, denn wer schwach ist, hat keine Chance. Eine andere Regel sagt, dass eine Frau nur einen Mann aus dem eigenen Stamm nehmen darf. Wenn sie sich einem Fremden hingibt, hat sie ihr Leben verwirkt. Jerts Mutter machte diesen Fehler. Sie flüchtete, versteckte sich in Höhlen und kehrte später zu ihrem Stamm zurück. Nachdem sie ihren Sohn gebar, tötete man sie. So waren die Regeln. Kinder waren immer willkommen. Sie sicherten den Fortbestand des Stammes, denn nur jeder zehnte überlebte ... damals, vor 11.000 Jahren.

Doch Jert ist schwach, nur seine geistigen Fähigkeiten scheinen stärker ausgeprägt zu sein. Er erlegt das Wild mit Köpfchen, statt mit Kraft. Er braucht sie nicht, denn seine Stärken liegen ganz woanders. Das erkennt auch Rogan, und fortan steht er unter seinem persönlichen Schutz. Dieser wird auch gebraucht, denn Jert muss lernen, den Widerständen im Stamm zu trotzen. Aber es lauern noch andere Gefahren. Die Dinge ändern sich. Nach einer langen Jagd treffen sie auf einen anderen Stamm. Anführer Tugor erzählt seinen erstaunten Zuhöreren, dass nicht mehr alle Männer seines Stammes auf die Jagd gehen würden. Sie arbeiten jetzt auf Feldern und würden "kleine Bäume" anbauen. Aus den Früchten könne man Nahrung herstellen, doch sie müssten davon etwas abgeben. Diejenigen, die ihnen das Saatgut gegeben haben, verlangen einen regelmäßigen Anteil ...

Ich werde jetzt auf gar keinen Fall weitererzählen, denn Klappentext und Infos vom Verlag verraten eigentlich schon viel zu viel. Einige Begebenheiten und Wendungen hätte ich gerne erst im Roman selbst erfahren. Der Spannungsbogen kommt aber, obwohl man an nicht wenigen Stellen ahnt, was jetzt geschehen wird, mit ein paar Schrammen davon. Noch ein Kritikpunkt ist die Entwicklung einer bestimmten Idee, die der Geschichte die eigentliche Wendung verschafft. Diese revolutionäre Entdeckung wird viel zu schnell abgehandelt. Ein, zwei mehr oder weniger provisorische Experimente und schon können Berge versetzt werden. Das wirkt nicht gerade sehr überzeugend und hätte, auch im Hinblick auf eine (nochmalige) Steigerung der Spannung, weiter ausgebaut werden können ...

... was auf gar keinen Fall heißen soll, "Weltenerbe 2 - Von Gestern nach Heute" würde es an Spannung fehlen! Ganz im Gegenteil, und wer sich im ersten Teil der Geschichte wohlgefühlt hat, wird vom zweiten Teil hellauf begeistert sein. Die Umstände rund um den Fund der geheimnisvollen fünf Zylinder war ja schon mysteriös genug, doch was jetzt aufgefahren wird, sprengt den Rahmen dessen, was ich erwartet hatte. Es ist nicht nur der radikale Wechsel des Schauplatzes gleich zu Beginn, sondern es sind wieder diese verrückten Ideen des Autors, welche die Story scheinbar nebenbei bereichern, im Grunde aber ganz entscheidende Impulse setzen.

Ich vermute jedoch, dass es Martin Stottmeister auch damit noch nicht bewenden lässt, weshalb ich am Ende eine Unterstellung riskieren will. Die Tragweite und Dimension der Geschichte dürfte das Zeug dazu haben, noch einige weitere Erwartungshaltungen sprengen zu können! Leider hört das Buch nach dem finalen Knalleffekt (der es wahrlich in sich hat!) mitten in der darauf folgenden "Action" auf, was mich nun leicht auf die Palme bringt. Da nun schon wieder eine Wartezeit von mindestens einem Jahr anliegt, könnte man den Übergang wirklich etwas leserfreundlicher gestalten. Trotzdem bin ich beim dritten Band natürlich wieder dabei!

 

Thomas Lawall - April 2011

 

 

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