Salbeirausch Ein Gartenkrimi
von Meta Friedrich
320 Seiten © 2017 - Gmeiner-Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-2011-5
Wer eine Lokalität in einer Kleingärtneranlage führt und sich zudem in der Kunstschule eingeschrieben hat, ist im Prinzip ausgelastet. Nicht aber Margreta Mai, die zusammen mit ihrer Freundin das "Radieschenheim" ins Leben gerufen hat.
Eigentlich wollte sie sich in ihrer Freizeit ausgiebig dem Thema "Blühende Landschaften" widmen, dem Motto des Sommermalkurses. Neuerdings spielen der Salbei und dessen zahlreiche Artverwandten eine Hauptrolle in ihrer Küche und nun möchte sie die notwendigen Handgriffe lernen, ihn auch auf die Leinwand zu bringen.
Leider scheint ihr Leben ohne Komplikationen nicht zu funktionieren, was ihren beschaulichen Alltag immer wieder kräftig durcheinander wirbelt. Mit dem Mord an der Rektorin der Vogelsangschule hat sie zunächst nichts zu tun. Ihre Tochter Marjolein unterrichtet allerdings dort und aktuell ergibt sich ein Streit zwischen ihr und ihrem Mann Ole.
Es ergeben sich mitunter Interessenskonflikte, wenn der Ehemann der Sohn des ermittelnden Kriminalkommissars ist und man vielleicht eine andere Meinung zum Stand der Ermittlungen äußert. Wenn der Vater mit dem Sohn und die Mutter mit der Tochter, sind die Messer sowieso gewetzt. Jetzt muss nur noch Tante Ria überraschend vor der Haustüre stehen und schon ist das Chaos perfekt.
Fast jedenfalls, denn Meta Friedrich legt gerne noch einen drauf, indem sie so herrlich schräge Figuren wie die der exzentrischen Grete Siebenhus über die Bühne fegen lässt. Ihr niemals enden wollendes Mundwerk wird lediglich durch ihr Erscheinungsbild übertroffen. Nicht selten ist sie als "getigerte Pastellwolke" unterwegs.
Margretas zweiter Fall hat etwas mehr Biss und kleine Ungereimtheiten sind ebenfalls ausgemerzt. Während "Radieschenheim" dennoch mit einem gewissen Charme glänzte, legt Meta Friedrich jetzt in allen Bereichen nach, weshalb sich "Salbeirausch" den Titel des würdigen Nachfolgers redlich verdient hat.
Angesiedelt im Kleingärtnermilieu verbindet Meta Friedrich die bodenständige Beschäftigung des Gartenalltags mit ebensolchen Ermittlungsmethoden, die auch auf die eine oder andere humoristische Breitseite nicht zu verzichten brauchen. Ergebnis ist nicht nur ein spannender Fall, sondern eine heiter-besinnliche Lektüre mit einer starken, erdbezogenen Komponente.
Ihre Beschreibungen rund um den Gartensalbei verleiten nicht nur den Rezensenten, sondern dürften auch Leserinnen und Leser anregen, sich mit der enormen Artenvielfalt der Heilpflanze, in den entsprechenden Medien, einmal zu beschäftigen. Auch im Anhang befinden sich weitere Informationen sowie "Margretas Rezepte".
Und überhaupt bildet die Gartenkrimireihe des Gmeiner Verlags, auch in Verbindung mit der liebevollen Aufmachung, einen angenehmen Kontrast und Abwechslung in der inzwischen ebenso weitläufigen wie unüberschaubaren Krimilandschaft.
Erfreulich auch der am Ende zwischen den Zeilen ausgesäte Hinweis, der die Vermutung aufkeimen lässt, dass es sich bei dem aktuellen Fall nicht unbedingt um den letzten für Margreta Mai handelt. Wäre auch schade, denn allein die Besetzungsliste der Protagonisten ist eine Institution, die weiteren Aufgaben durchaus gewachsen und ganz und gar nicht abgeneigt sein dürfte.
Für das Fazit kann man Tante Ria bemühen und sie damit gleichzeitig rehabilitieren, denn trotz aller Verwirrung, die Margretas Großtante stiftet, hat sie zumindest in einem Punkt recht: "Das ist ja spannender als im Daadort!"
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