Radieschenheim
von Meta Friedrich
320 Seiten © 2016 - Gmeiner Verlag GmbH www.gmeiner-verlag.de ISBN 978-3-8392-1847-1
Margreta Mai startet private Ermittlungen. Merkwürdig nur, dass man sie im Kleingärtnerverein "Geniner Sonnenglück" nicht kennt. Als Besitzerin des gar nicht mal weit entfernten Gartenlokals "Radieschenheim" im gleichnamigen Kleingartenverein ist sie eigentlich bekannt wie ein bunter Hund. Deshalb sollte sie selbst der leicht senile Vorstand des Nachbarvereins eigentlich sofort erkennen. Immerhin weiß sie ihn mit gleich zwei erfundenen Nachnamen noch etwas mehr zu verwirren.
Sie selbst ist ebenfalls der allgemeinen Verwirrung nahe, denn der beschauliche Alltag im Kleingärtnerverein Radieschenheim ist ordentlich durcheinander geraten. Schließlich wollte sie nur ihren Garten inspizieren und ärgerte sich zunächst maßlos über jenen vermeintlichen Ignoranten, der es wagte, ihren Kräutergarten zu verwüsten, um sich anschließend im bereits austreibenden Oregano ein Schläfchen zu gönnen.
Leider verhallte ihr lautstarker Protest ohne die erwartete Reaktion, selbst ein beherzter Fußtritt konnte die Situation nicht klären. Erst das Hochheben einer ziemlich spanischen Kopfbedeckung, mit der sich der Betrunkene, wahrscheinlich vor allzuviel Sonneneinstrahlung, schützen wollte, brachte die entsetzliche Wahrheit ans Licht: Die vermeintliche Alkoholleiche war eine richtige!
Verdächtige sind schnell gefunden, doch die Verdachtsmomente verflüchtigen sich ebenso schnell. Margreta dauert das alles viel zu lange, weshalb sie die Ermittlungsarbeit der Polizei durch eigene Aktivitäten beschleunigen möchte. Dumm nur, dass ihr ständig Hauptkommissar Jan Knutsen, der zukünftige Schwiegervater ihrer Tochter Marjolein, im Wege steht. Zusätzliche Komplikationen entstehen durch einen Drohbrief und Verdachtsmomente gegen sie selbst.
Ein "Garten-Krimi" ist mal etwas anderes. Dies dachte sich wohl auch die Autorin, welche denselben mit viel Liebe zum Detail gestaltet hat. Meta Friedrich schmückt die Rahmenhandlung mit allerlei zur Jahreszeit passenden Arbeiten und verlegt jeden anderen mehr oder weniger üblichen Tatort kurzerhand in ein Kräuterbeet. Leider haben sich in den "fachlichen" Teil einige Ungereimtheiten eingeschlichen, denn beispielsweise Radieschen kann man nicht versetzen, Steckzwiebeln werden auf keinen Fall mit Erde bedeckt oder gar angehäufelt und "sandige" Hände bekommt man nur am Strand.
Humor spielt, wenn auch etwas kantig-trocken und damit typisch norddeutsch formuliert, eine große Rolle. Beispielsweise reagiert das Gärtnerherz weniger entsetzt auf eine Leiche im Garten, als auf zertretene Kräuter wie Oregano oder Schnittlauch. Selbstverständlich gibt es auch reichlich Komplikationen im familiären Umfeld, schließlich wollen Margretas Tochter und der Sohn des Kommissars demnächst heiraten.
Leider gibt es auch von einem größeren Manko zu berichten, denn die zweifellos nicht unspektakuläre Aufklärung des Falles kann nicht unbedingt überraschen, da der routinierte Krimifan die Täterschaft gleich auf den ersten Seiten der richtigen Person zuordnen kann. Die Vermutung gilt es natürlich zu beweisen, so dass ein nicht unbeträchtlicher Rest an Spannung bleibt. Ein Krimi von der Stange ist "Radieschenheim" sowieso nicht.
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