Nemesis
von Jilliane Hoffman
524 Seiten © 2019 By Rowohlt Verlag GmbH www.rowohlt.de ISBN 978-3-8052-5072-6
Nach "Argus", erschienen 2012, liegt nun also der vierte Teil des "C. J. Townsend Zyklus" vor. Längst hatte man die wahrlich unangenehme Thematik beiseite gelegt. Ebenso die nicht gerade zimperlichen Schilderungen derselben. Sieben Jahre hat es gedauert, doch jetzt geht es tatsächlich weiter ...
Kein halbwegs gesunder Mensch würde freiwillig zu Miamis Staatsanwaltschaft zurückkehren, unterstellt Ed Bowman, einst beim Morddezernat des Miami-Dade PD tätig und Mitstreiter in der "Cupido-Taskforce". Doch Chloe Joanna "C. J." Larson tat, als "Chief Assistant State Attorney", genau dieses.
Nicht dass sie damit gerechnet hätte, doch die Vergangenheit ist auf der Überholspur. Eine gewisse Brisanz erzeugt natürlich die Tatsache, dass die Allgemeinheit den bei einer Verlegung entflohenen Serienmörder "Cupido" William Bantling in Freiheit wähnt. C. J. aber weiß es besser, womit die Sache eigentlich längst abgeschlossen ist, wären da nicht jene dreizehn Namen, die C. J. von keinem geringeren als Bantling selbst in Erfahrung bringen konnte.
Aktuelle Morde lassen jenes Namenverzeichnis wieder aus verstaubten Schubladen aufleben und plötzlich ist die hässliche Thematik wieder aktuell, die in dunkle Etablissements führt. Dort werden mörderische Rituale zelebriert, welchen man per Livestream für viel Geld in Echtzeit beiwohnen kann. Mehr muss man gar nicht erzählen, denn im Prinzip verrät der Klappentext fast alles. Und den Rest besorgt der Buchtitel selbst. Ein Rachethriller also. Und eine Einladung zur Selbstjustiz.
Fehlt natürlich noch das "literarische" Füllmaterial, was sich in der Hauptsache - welch eine Überraschung - in Townsends Privatleben abspielt. 48 Jahre ist sie alt und ihr Partner "Dom" Dominick 52, was die beiden nicht daran hindert, fleißig an der weiteren Familienplanung zu arbeiten. Da aus guten Gründen nur eine Adoption in Frage kommt, nehmen die Vorbereitungen entsprechenden Raum ein.
Und spätestens genau hier gerät die bis dahin noch einigermaßen plausibel zusammengeschraubte Story aus den Fugen. Jene Schritte, zu denen sich C. J. entschließt, und die ihre gesamte Persönlichkeit auf den Kopf stellen und ad absurdum führen, haben Konsequenzen, die sich mit einem "normalen" Familienleben nicht in Einklang bringen lassen. Wie soll das gehen? Nemesis kann nach ihrem "Tagwerk" nicht einfach nach Hause gehen und leckere Waffeln backen!
Falsch wäre es dennoch zu behaupten, dass Jilliane Hoffman auch derlei Konstruiertes und an den Haaren Herbeigezogenes nicht spannend erzählen könnte. Dennoch ist die Hochspannung der Vorgänger (insbesondere jene in "Argus", dem dritten Teil der Reihe) verloren gegangen und der vierte Band somit der mit Abstand schwächste. Doch damit nicht genug, denn das Ende ist ein Schmarrn und eine Zumutung zugleich. Wirkt wie ein Notausgang. Und wenn sie nicht gestorben sind ...
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