Literatur

mythenherz
reise in die wilde kraft des mannes


von Dirk Grosser (Buch)
viatores (Musik)


48 Seiten
mit 1 CD (56 min.)
© Arun Verlag
www.arun-verlag.de
ISBN 978-3-86663-099-4



Nun denn, "bei den Eiern" packt mich das Buch nicht gerade, wobei sich dieses auf dem hinteren Buchdeckel abgegebene Versprechen eher auf die beiliegende CD bezieht. Eine Gänsehaut ist dennoch garantiert, denn wie von den viatores ("Donnerseele") gewohnt, geht es hier um etwas Ursprüngliches und womöglich etwas, was man glaubt, schon lange nicht mehr gehört zu haben.

Vielleicht sind es Erinnerungen an diffuse Bilder aus der Vergangenheit, die entweder real oder weniger greifbar waren. Vielleicht ist es jenes "Raunen", "das aus weiter Ferne zu uns spricht und uns drängt, die Masken der Konventionen abzulegen und wirklich zu werden", welches Mythen entstehen lässt und Türen in andere Bewusstseinszustände oder Dimensionen anbietet oder gar öffnet.

Nach einer allgemeinen Betrachtung der Männlichkeit und dem aktuellen Stand der diesbezüglichen Dinge leiert Dirk Grosser keine Patentrezepte herunter. Einen erhobenen Zeigefinger kennt er ebenfalls nicht. Seine Gegenentwürfe zum Leben im und mit dem "grenzen- und schrankenlosen Kapitalismus" beziehen sich auf das Erleben und Sich-Selbst-Finden in freier und rauer Natur - ein individueller Weg, ausgestattet ohne jede Ortsangaben und Hinweisschilder, den schließlich jeder selbst finden muss.

Auf jener Reise kann sich der Mann begeben, wenn er denn möchte. Weit zurück führen die Wege in die Welt der Sagen und Mythen. Die vielzitierte große Macht und Eroberungen von ganzen Königreichen muss aber nicht als Liebäugelei mit dem Rückfall in die Barbarei verstanden werden, sondern, wie ehemals gedacht, als Allegorie für den Erhalt einer gewissen Reife - um wahrhaft erwachsen zu werden.

Ob es nicht schon zu spät ist in Tagen, die uns lehren, nur noch an das Sichtbare zu glauben, wäre ein möglicher Einwand. Die oberflächliche Betrachtung klatscht Beifall, und doch dürfte "mythenherz" selbst dem standhaftesten Zweifler etwas Unsicherheit ins Getriebe streuen. Das könnte ein Anfang sein. Immerhin.

Eine abschließende Bewertung dieser Texte und der Musik scheint dem Rezensenten in diesem Fall wenig angebracht. Wort und Ton sprechen für sich und ergänzen sich auf zahlreichen Ebenen. Wer etwas in sich hineinschauen und -hören möchte, darf sich in jedem Fall auf dieses Buch einlassen. Den Tatbestand einer Mutprobe erfüllt es, jedenfalls für immer noch verschlossene Herzen, in jedem Fall. Und wer weiß, was man(n) noch alles dabei entdecken kann!

Worte zum Loslassen und Finden. Reiseführer nach innen. Musik für ganze Kerle.

 

Thomas Lawall - September 2016

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum