Literatur

Letzter Knödel

von Herbert Dutzler


404 Seiten
© Haymon-Taschenbuch, Innsbruck-Wien
www.haymonverlag.at
ISBN 978-3-7099-7933-4



Kaum zu glauben, dass mit "Letzter Knödel" bereits der neunte Band der Serie um Altaussees Postenkomandanten Franz Gasperlmaier erschienen ist. Schon wieder 400 Seiten und kurz drängt sich einem die Frage auf, ob sich das Thema nun nicht langsam doch einmal auslaufen könnte. Fans der beliebten Serie ahnen es und um das Fazit vorwegzunehmen: Dem ist bei weitem nicht so!

Schlechte Menschen gibt es überall und es gab sie zu jeder Zeit. Stoff für Kriminalromane ist also in Hülle und Fülle vorhanden und wird so schnell nicht ausgehen. Ebensolches gilt für den privaten Bereich eines altbekannten Polizisten und jeder, der Band acht "Letzter Jodler" aufmerksam gelesen hat, wird mit Spannung erwarten, wie es sich nun nach Gasperlmaiers "Fehltritt" mit Nachbarin "Maresi" ausgehen und welche Konsequenzen das womöglich nach sich ziehen wird.

So wie sich das gehört, dreht sich aber das Rad der Überraschungen gleich noch etwas weiter, denn auf den Fuß folgt eine überaus private Angelegenheit, mit der Gasperlmaier nicht im Traum jemals gerechnet hätte. So etwas gibt es doch nur in anderen Familien...!

Doch zunächst gibt es erst einmal eine "Tatortbegehung". Anlässlich des angesagten Altausseer Politgipfels verwandelt sich der Polizeiposten in ein Tollhaus. Kompetenzen und Zuständigkeiten purzeln wegen der angespannten Sicherheitslage völlig durcheinander. Gasperlmaier scheint überflüssig und fehl am Platze zu sein. Da ihn keiner mehr zu brauchen scheint, kann er sich nun wirklich "dringenden" innerörtlichen Problemen widmen.

Zum Beispiel um jenes der Frau Haselbrunner, die sich schon seit längerer Zeit immer wieder über einige Schulkinder beschwert, die ihren Garten als Abkürzung für den Schulweg benutzen. Den Ort des schändlichen Verbrechens besucht Gasperlmaier nun selbst und dann auch noch persönlich, was die Geschädigte gleichermaßen überrascht wie höchst erfreut.

Weniger erfreulich gestaltet sich der weitere Verlauf der eigentlichen Geschichte dann für eine Köchin, die ihr Leben lassen muss. Am frühen Morgen wird Gasperlmeier über den polizeilichen Notruf geweckt. In einem Cateringzelt auf der Festwiese wurde die Leiche einer Frau gefunden. Der Ernst des Lebens kann wieder beginnen. Als ob nicht alles schon schwer genug wäre. Und es soll noch weitaus schlimmer kommen ...

Im Prinzip ist auch dieser Krimi recht einfach strukturiert. Üblicherweise geschieht ein Mord oder mehrere, und was folgt, ist die gewohnte Ermittlungsarbeit mit all ihren richtigen und falschen Fährten. Weshalb dieses (scheinbar) simple Gerüst auch auf mehreren einhundert Seiten niemals langweilig wird, bleibt das Geheimnis Dutzlers. Und das soll es auch bleiben. Während es Kolleginnen und Kollegen mit tolpatschigen Figuren oder teils völlig kaputten Charakteren versuchen, bleibt der österreichische Autor mit seiner schlicht sympathischen Figur des Polizisten Franz Gasperlmaier auf dem Teppich.

Ein einfaches Gemüt zu haben, bedeutet jedoch nicht automatisch, ein Trottel, in welcher Richtung auch immer, zu sein. Das Leben selbst sorgt für Überraschungen aller Art, und das gilt nicht nur für den harmoniebedürftigen Postenkommandanten, der es über alles schätzt, wenn alles seinen gewohnten Gang geht. Weder seine Familie noch die Frau Dr. Kohlross vom Bezirkspolizeikommando in Liezen bleiben davon verschont.

Schön, dass zwar der Fall restlos aufgeklärt wird, einige sich ergebende Fragen privater Natur aber unbeantwortet bleiben. Hierbei dürfte es sich um untrügliche Hinweise und Zeichen handeln, die den freudigen Verdacht aufkommen lassen, dass uns Herbert Dutzler zu gegebener Zeit mit einem zehnten Band beglücken wird. Habe die Ehre!

 

Thomas Lawall - November 2021

 

 

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