Literatur

Einfach gar nicht ignorieren
Ein völlig unnötiges Nachschlagewerk
von Aaaaaaaah bis Zett


von Detlef Guhl


182 Seiten
© 2021 Copyright by Detlef Guhl
Verlag Detlef Guhl, Berlin



Es ist echt kein Verlass mehr auf die Leute. 2019 kehrte Detlef Guhl nach der zehnten Veröffentlichung einmal ordentlich durch und der literarischen Welt den Rücken gleich mit. Man lehnte sich entspannt zurück, in der sicheren Gewissheit, von fürchterlichen Lachkrämpfen in Zukunft verschont zu werden und auch zu bleiben. Dies Wähnen währte aber nur ein schlappes Jahr, denn mit "Und?" - "Fehlt noch alles!" legte er bereits 2020 nach. Doch damit nicht genug, denn mit "Einfach gar nicht ignorieren" bekommen wir nun im wortwörtlichsten Sinne voll eins auf die "Zwölf"!

Erfreuliches gibt es dennoch zu berichten, denn erstens hat sich der Wahlberliner erstmals dazu entschlossen, ein "völlig unnötiges" Buch zu schreiben, und zweitens steht "Mehmet" wieder auf der Matte, den es zwar nicht gibt, der aber weiterhin fleißig kommentieren darf.

Das Einfachste wäre ja, wenn man das Werk "einfach gar nicht ignorieren" würde, trotzdem sollte man dem Autor dahingehend Tribut zollen, indem er gut 100.000 hochklassigen Buchveröffentlichungen, welche die Republik jährlich feilbietet, ein nutzloses Werk gegenüberzustellen gewagt hat.

Und genau deshalb kann er es ganz schön krachen lassen, denn ungewohnt ruppig bricht er vom gewohnt gehobenen Niveau seiner vornehmen Art und Ausdrucksweise gelegentlich ab, wo er doch sonst jedes Wort auf der Goldwaage zu wiegen gedenkt. Vielleicht wollte er herausfinden, inwieweit sich die Leserschaft mit umgangssprachlichen Formulierungen, die beispielsweise in etwa bedeuten, die Notdurft an einer Wand zu hinter(n)lassen, schockieren zu lassen bereit ist.

Bis hierher habe mich bemüht, nicht zu viel zu verraten, weil ich damit womöglich den kapitalen Anschiss einer "Spoilertante" riskieren könnte. "Ja, da leck mich doch einer am Arsch", aber was soll das eigentlich, denn schließlich möchten potentielle Leseopfer doch gerne vorab geklärt wissen, womit sie es hier in etwa zu tun bekommen. Zudem auch noch unnötigerweise.

Genaues sollte eine Rezension nicht verraten, schon klar, aber wie soll man ein Buch wie dieses besprechen, also nichts erwähnen von nicht jugendfreien Opern ("Schon wieder Schweinkram!"), ebensolchen "Kügelchen", massiven Pfosten ... nichts, gar nichts, also nicht mal die Guhl'sche Chaostheorie oder die Mär blähender Winde? Kein Wort von Minibuletten an "Preiselbeerpampe" (die es nur in jenem Möbelhaus gibt, wo es dereinst Betten und Apfelkuchen gab, die Gutvik und Äppelkaka hießen) oder dass der Autor Zentauren im öffentlichen Leben schmerzlich vermisst?

Na gut, dann erzählt der Rezensent halt eine eigene Geschichte, denn "Einfach gar nicht ignorieren" hat durchaus interessante Nebenwirkungen. Mitunter öffnet das Buch, am Beispiel "Unbefugte/r", Türen in die Schatzkammer fast schon verblasster Erinnerungen:

Unbebaute Grundstücke und Sandberge übten in fernen Kindertagen magische Anziehungskraft auf mich aus. Den Abenteuern im Wege standen jedoch jene Schilder mit der Aufschrift "Zutritt verboten!". Fast an dieser Formulierung verzweifelnd fragte ich meine Mutter, weshalb ich dieses Grundstück ausgerechnet mit meinen zwei besten Kumpels, also "zu dritt", nicht betreten dürfe!?

Also wenn man neuerdings nichts mehr über den Inhalt des Buches sagen darf, dann halt offene Fragen fragen. Zum Cover zum Beispiel. Das gewählte Motiv soll ja angeblich ein Versehen dokumentieren. Netter Versuch. In Wirklichkeit handelt es sich hier um eine wiederholte Ohrfeige im Rahmen eines alternativen Hörtests (wobei aus Sicherheitsgründen die Zahnprothesen manuell zu fixieren sind).

Okay, ein Lexikon also, und wie sich das gehört von A-Z (ja, "Üpsilon" auch!). Schade nur, dass in einem "unnötigen" Nachschlagewerk Worte wie Ruderhoffnung, Dorfmatratze oder Klabusterbeeren fehlen. Und apropos, was nun, Herr Guhl? Die "Zugabe" endet mit eindeutigen Worten. Also wird es dann doch nichts mehr mit Mehmets Opernführer und weiteren ungeschriebenen Perlen? Nee, oder?

"Oh, welch ein Verdruss", wäre es nun tatsächlich der letzte Streich gewesen. Fans in aller Welt werden diese Möglichkeit allerdings "einfach gar nicht ignorieren" wollen.

 

Thomas Lawall - Dezember 2021

 

 

Für Fragen, Kritik und Anregungen steht unser Forum zur Verfügung

Home News Literatur Gedichte Kunst Philosophie Schräg Musik Film Garten Küche Gästebuch Forum Links Impressum