Literatur

Die Einsamkeit der Schuldigen - Der Abgrund


von Nienke Jos


508 Seiten
© 2019 - Gmeiner Verlag GmbH
www.gmeiner-verlag.de
ISBN 978-3-8392-2449-6



Warum noch einmal das Gleiche schreiben, wenn für die Fortsetzung von "Die Einsamkeit er Schuldigen - Das Verlies" die gleichen Worte zu finden wären. Die potentielle Leserschaft wünscht sich dennoch ein paar informierende Zeilen, jedoch selbstredend ohne solche, die zu viel verraten. Zur Beruhigung: In wenigen Worten wäre dies sowieso nicht zu erreichen.

Für das Schattenspiel der verirrten Seelen nimmt sich Nienke Jos nun noch mehr Zeit, als es ihr im ersten Teil notwendig erschien. Dies kann verwirren, sofern man sich das Oberstübchen, in der Abteilung Lesegewohnheiten, vor Beginn der Lektüre nicht gründlich defragmentiert haben sollte. Insofern unerlässlich, da die Autorin eine ganze Reihe von Personen in verschiedensten Handlungsebenen auftreten lässt.

Hierbei finden sich alte Bekannte ebenso, wie (zunächst) gar nicht erkennbare und näher bezeichnete Personen, welche in dem was sie tun, sind oder vorgeben zu sein, ordentliche Rätsel aufgeben. Diese sprunghafte Erzählweise dürfte keine flächendeckenden Begeisterungsstürme auslösen, doch wer Geduld mitbringt, wird mit Erleuchtung belohnt werden. Doch zunächst gilt es, die Achterbahn zu betreten.

Das Verwirrspiel kündigt der Klappentext knapp aber treffend an. Ann Beck hatte anderes im Sinn. Wie konnte sie zu einer Mörderin werden? Spontan unkontrolliert? Was führt ihre, mit eiskalter Intelligenz gesegnete, Rechtsanwältin im Schilde? Was hat Leen Rogers vor? Übrigens: Die Dialoge Rogers-Beck sind eine Bereicherung und schon für sich alleine des Lesens wert. Na gut: Alle anderen ebenso.

Psychiater Theodor Stein wird gezwungen, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen, Junia und Isa sehen ihre vermeintlich aussichtslose Lage in grundlegend unterschiedlichen Ansätzen, und was hat es denn mit dem kleinen Jungen namens Titus auf sich oder jenem Motorradfahrer? Wie geht es Berne Jurin und was geschieht mit den drei Drecksäcken Ruben, Fitz und Thies? Und wie war das noch gleich mit diesem schrecklichen Video?

Wie das alles zusammenpasst und -führt? Das ist Nienke Jos' Kunst, nachzulesen in der vorliegenden Ausgabe, weshalb der Rezensent nun die Klappe halten sollte. Apropos Klappe: Während der Text auf jener, zumindest der vorderen, in Ordnung geht, ist der hintere Klappentext teilweise wenig brauchbar und in einer Sache gar schlichtweg falsch.
 
Deshalb: Widerspruch, denn natürlich hat die Autorin "etwas für die Guten übrig". Wenn dem nicht so wäre, würde es die Figur des Pius nicht geben. Wer führt hier also wen "durch die Manege"?

Nienke Jos kann furchtbar, aber auch rührend!

 

Thomas Lawall - Oktober 2019

 

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