Literatur

Der Sturm des Orients

von Steffen Bärtl


432 Seiten
© Projekte-Verlag Cornelius GmbH
www.projekte-verlag.de
www.steffenbaertl.de
ISBN 978-3-86237-078-8



Ich bin einigermaßen entsetzt und bitte schon im Vorfeld um Entschuldigung, falls ich mich im Ton etwas vergreifen sollte. Dieses Buch geht gar nicht. "Das Geheimnis der Osiris" konnte noch irgendwie überzeugen, doch der zweite Roman von Steffen Bärtl fällt insofern aus dem Rahmen, als er mit Rechtschreibfehlern der groben Sorte, sowie mit einer ganzen Reihe von grammatikalischen Unzulänglichkeiten gesegnet ist. Hinzu kommt, dass es der Story an allen Ecken und Enden an Spannung und Tiefgang fehlt. Zudem wird die Geschichte holprig, umständlich und oft in einem unsäglichen Amtsdeutsch erzählt, sodass mir schon nach wenigen Seiten der Spaß am Lesen gründlich und nachhaltig vergangen ist.

Es findet ein "Treffen aller Außenminister des Europäischen Sicherheitsrates" statt. In Madrid gab es einen Anschlag. Außenminister "Allatriste Muerta" will aber auf "schmerzliche Details" nicht eingehen, da er es schon schlimm genug findet, "dass so etwas überhaupt geschehen musste". Ohne jede weitere halbwegs plausible Erklärung verkündet er die Auffassung der span. Ermittlungsbehörden, dass "eine Welle von Anschlägen Europa heimsuchen wird". Untersuchungen hätten ergeben, "dass eine kleine Spur in den Orient führt".
Es gibt einen "Applausregen", denn Muerta sieht die Zeit zum Handeln gekommen (... und nach derart wenigen Worten ist er bereits "außer Puste gekommen".) Jetzt wird also nicht länger gewartet, sondern sofort abgestimmt (!): "Wer ist für eine europäische Ermittlungsbehörde?"
Die Mehrheit stimmt dafür. Für den deutschen Außenminister Clemens bleibt "nur die Frage offen, welche Behörde die Gesamtermittlungen übernehmen würde". Natürlich "spekuliert" er auf den BND und zwar "im Innersten seines Wesens". Doch prompt hat er sich in dieser Sekunde "verspekuliert", als der französische Außenminister "Jaques Yves" zwei Dienste zur Auswahl stellt, indem er verkündet: "Drei Dienste stehen zur Auswahl"!

Es darf gelacht werden ... und schon auf Seite 13 wollte ich die Lektüre beenden, doch ich wagte mich noch ein paar Seiten weiter. Es stehen also der "spanische Geheimdienst CNI, der österreichische Inlandsgeheimdienst BVT sowie der französische Geheimdienst DGSE" zur Verfügung. Nach nur fünf Minuten ist die Wahl entschieden. Clemens macht sich aber "so seine Gedanken". Der DGSE hatte in letzter Zeit "einige Schlappen auszubaden", doch man wollte ihm wohl eine zweite Chance geben. Schließlich gibt er das Handzeichen "und war nun Bestandteil einer gefestigten und unabhängigen Umfrage, die, sollte der gewisse Erfolg gegen den Terrorismus in Erwartung treten, einmal in die Geschichte Europas eingehen." Öhm ... was bitte ist ein "gewisser Erfolg", der evtl. "in Erwartung" treten könnte? 

Egal, denn schon wird die Versammlung aufgelöst. Sofort laufen alle "Handydrähte" heiß (muhahaha), weil die Minister ihren Regierungschefs die "Erfolgsmeldung im Kampf gegen den Terror" mitteilen müssen. (Welche Erfolgsmeldung?)
Jetzt kommt der deutsche Botschafter André Hartmann ins Spiel. Clemens bietet selbigen bei einem Gespräch mit Yves als Unterstützung an, da dieser über gute Kontakte zum amerikanischen Geheimdienst "ICIS" besitzen würde. Es gäbe nur ein Problem, denn Hartmann müsste dann auf seinen Resturlaub verzichten, da ihn Yves hier und nicht in Washington gebrauchen kann. Der Gedanke, Hartmann die ausstehenden Urlaubstage zu streichen, versetzt Clemens in eine "melancholische Tiefseestimmung" ...

Der Schauplatz wechselt. "Amin Yussai", ein Mitglied der syrischen Freiheitsbewegung SdO, bahnt sich "desorientiert" seinen Weg durch Leipzig. Der Kadett ist uralt und hat seine Macken. Eine ganz besondere versuche ich hier zu schildern. "Auf einem Metallstift" der rechten Beifahrertür sollte man eigentlich ein "Plastikgehäuse" sehen. Dieses ist aber nicht mehr vorhanden, weshalb der rostige Metallstift für einen Beifahrer ein "gewisses Risiko" darstellen würde, wenn der Fahrer einmal zu scharf in die Kurve gehen würde. Der Beifahrer würde sich nämlich den Stift ins Knie "jagen". Das wäre so schmerzhaft, dass er vorerst die "Patella" (Kniescheibe) nicht bewegen könnte. Zudem würde Gelenkflüssigkeit austreten, was "eine Heilung verlängern würde ..."

Diese Schilderung ist nicht nur haarstäubend absonderlich, sondern auch völlig überflüssig, denn Amin befindet sich solo auf dem Weg zu einem Anschlag! Diesen rechtfertigt er mit den Ereignissen nach dem 11. September bzw. mit den amerikanischen Interventionen in Afghanistan. Ganze Familien seien ausgerottet worden und in diesem Krieg "gab es keine Ehre mehr". (In welchem Krieg gab es je Ehre?)
Auf jeden Fall saß er in seinem Opel und wartete darauf, "dass für ihn eine günstige Situation sich offenbarte und er daraufhin handelte." Schließlich "überwältigte" er die letzten Millimeter zwischen Finger und Auslöser ...

Anschließend erfahren wir, dass die Explosion Dozenten, Lehrer und Passanten in Angst und Schrecken versetzt (welch eine Überraschung!) und dass der Ruf der "freundlichen Studentenstadt" durch diese Bombenexplosion "beschädigt" wird.

Szenenwechsel. 6. April/Torgau - Schloss Hartenfels: Anlässlich den Feierlichkeiten zur "Ehrung des Widerstandes und des Niederschlags des Faschismus" hielt auch Botschafter Hartmann eine Rede. Doch zunächst hatte er einige Problemchen am Rednerpult, "wo rechts und links darauf kleine Papierfähnchen wehten und er selbst, durch den aufkommenden Wind, der vom Fluss rüberwehte, seine Rede, die er mit der Hand festhielt, um ein Wegwehen zu verhindern."

Bevor mir der Kragen nun endgültig platzte, musste ich die Lektüre endgültig aufgeben. Zwar bin ich erst auf Seite 23 angekommen, aber ich sehe nicht ein, mir dieses Kauderwelsch weiterhin anzutun. Ich empfehle dringend eine komplette Überarbeitung des Buches sowie ein professionelles Lektorat. Sehr gerne werde ich dann einen weiteren Leseversuch unternehmen.

 

Thomas Lawall - Oktober 2010

 

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