Literatur

Das Feengrottengeheimnis
Ein Thüringen-Krimi


von Rolf Sakulowski


384 Seiten
© Sutton Verlag, 2014
www.suttonverlag.de
ISBN 978-3-95400-389-1



Die Tür zu seinem Zimmer steht offen. Jonas fällt ein Stein vom Herzen. Im Laufschritt erreicht er den Raum und fragt seine Freundin, wo sie denn gewesen sei. Jeder würde nach ihr suchen. Doch sofort kommt die Ernüchterung, denn die junge Frau ist nicht seine Fenja. Das Zimmermädchen wähnte den Gast der Pension an den Saalfelder Feengrotten bereits als abgereist. Nachdem sie das Zimmer fluchtartig verlassen hat, scheint die Stille im Zimmer zu explodieren. Die Hoffnung zerbricht, als Jonas klar wird: Fenja bleibt verschwunden.

Fenja ist Studentin und hat einen Ferienjob in den Schaugrotten angenommen. Sie studiert Geologie und verbindet das Angenehme mit dem Nützlichen. Während sie tagsüber im Feenkostüm die Kinder der Touristen unterhält, darf sie nach den Öffnungszeiten ihrem Forschungsdrang nachkommen. Hierzu hatte sie mit der Verwaltung eine Sondervereinbarung getroffen. Sie darf im Rahmen dieser Vereinbarung eigene geologische Untersuchungen in dem Grottensystem vornehmen, allerdings nur in dem Bereich, der für die Öffentlichkeit vorgesehen ist. Für die Dauer ihrer Semesterferien hat sie sogar einen Schlüssel für den oberen Besuchereingang erhalten.

In der letzten Nacht ihres Aufenthalts ist sie aber nicht in das Zimmer ihrer Pension zurückgekehrt. Jonas, ebenfalls Student, wartet bis zum nächsten Morgen vergeblich auf sie. Ohne zu zögern verständigt er den Direktor, welcher sich zunächst sehr kooperativ zeigt. Gemeinsam mit dem technischen Leiter Marco Jäckel erhält er die Erlaubnis, noch vor der offiziellen Öffnung der Grotten nach seiner Lebensgefährtin zu suchen. Diese bleibt ohne Erfolg, und kurz vor der Suche in einem weiteren, nicht öffentlichen Bereich, verkündet Direktor Emanuel Richwien eine Entwarnung. Man habe den Schlüssel, den man Fenja überlassen hatte, im Hausbriefkasten gefunden. Zweifellos hätte sie die Grotten also gar nicht betreten und würde sich an einem anderen Ort aufhalten ...

Diese dramatisch geschilderten Ereignisse bilden nur den Auftakt des komplexen Kriminalromans von Rolf Sakulowski. Auf drei Ebenen breitet er seinen Spannungsbogen aus. Die erste Erzählperspektive beginnt vor über 100 Jahren im "schwarzen Berg", dann folgt ein Zeitsprung in die Gegenwart, und auf einer Zeitstufe, die noch weiter in die Vergangenheit fällt, erfahren wir von den Tagebüchern des Steigers Jakob Brunner aus dem Jahr 1860. Es mag nicht unbedingt ein Zufall sein, dass sich die Grotten des Schaubergwerks in der Realität ebenfalls über drei Ebenen erstrecken.

Hauptaugenmerk legt der Autor aber nicht nur auf seine Geschichte, sondern auch auf die ausführlichen Beschreibungen von Land und Leuten. Es faszinieren nicht nur der ortskundige Gang durch die geschichtsträchtigen Feengrotten und die damit verbundenen Schilderungen, sondern auch der geschichtliche Hintergrund des Bergwerks, welcher bereits im Mittelalter mit dem gefährlichen Abbau von Alaunschiefer begann und sich später mit der Gewinnung von Heilwasser fortsetzte.

Zusätzliche Spannung baut Rolf Sakulowski auf, indem er höchst interessante Nebendarsteller die Bühne betreten lässt. Ein gewisser Hünninger und sein unheimliches Haus spielen beispielsweise eine tragende (Neben-)Rolle und geben der Geschichte einen mystisch-gruseligen Hauch. Insgesamt fällt die Detailverliebtheit des Autors generell im Rahmen seiner außerordentlich plastisch wirkenden Personenbeschreibungen immer wieder auf. Nils Enderlein, der Leiter des Stadtarchivs in Saalfeld, ist ebenfalls so eine Figur. Kaum zu erkennen ist er in seiner "akademischen Unordnung", bis er sich für Hauptdarsteller Jonas als "schwarze Stoffinsel" langsam von seiner Umgebung zu unterscheiden beginnt.

Besser als in "Das Feengrottengeheimnis" kann man einen real existierenden Schauplatz nicht mit Fiktion verbinden. Vor grandioser Kulisse entwickelt Rolf Sakulowski ein Krimi-Drama mit nachhaltiger Faszination. Ein großer Kriminalroman und ein ebensolches Abenteuer. Wenn "Pleiten, Pech und Pannen" einer der humorvollsten Krimiminalromane aus dem Programm des Sutton Verlages ist, dann kann ich "Das Feengrottengeheimnis" als einen der spannendsten ohne Wenn und Aber empfehlen.

 

Thomas Lawall - Januar 2015

 

 

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