Alte Freunde
von John Niven
352 Seiten © 2017 by John Niven © 2017 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München www.heyne-hardcore.de ISBN 978-3-453-26944-6
Im Gegensatz zu "Coma", "Gott bewahre", "Old School", und "Straight White Male" kann ich mich mit "Alte Freunde" kurzfassen. Das aktuelle Werk kann in keinster Weise die Qualität der genannten Vorgänger erreichen. Auch nicht annähernd und damit wäre eigentlich schon alles gesagt.
Die beiden farblosen Charaktere Craig, ein gescheiterter Rockstar, und Alan, ein erfolgreicher Autor, treffen sich nach fast 25 Jahren zufällig wieder. Es folgen Rückblicke in die gemeinsame Schulzeit, wobei einige schräge Erlebnisse erste Höhepunkte darstellen (sollen?) ... welche sich aber recht konstruiert und seltsam zwanghaft gestalten. Bis zur absoluten Langeweile ist es nicht weit.
Als Alan den "Penner" Craig mit nach Hause nimmt und ihm Obdach gewährt, gibt es erste Komplikationen mit der Familie, die aber ebenfalls recht brav und unspektakulär dahinplätschern. Ein paar bissige Kommentare, fein gewiegte Sozialkritik, und das war es dann schon. Fast jedenfalls, denn einige (wenige) Perlen gibt es dann doch.
Der gute alte Niven durchbricht die seichte Groschenromanthematik spätestens an den Stellen, die in anderen Romanen nicht vorkommen oder nur vage angedeutet werden. Brillant ist das Zusammenspiel einer sich lösenden Stuhlgangverstopfung und einer veralteten sanitären Anlage, oder die Befindlichkeiten nach einer spontan veranstalteten Küchenparty, den Folgen, sowie den entsprechenden Gegenmitteln.
Ein kurzes Schlaglicht auf die Vorteile des Stadtlebens oder "sinnlose deutsche Saufweisheiten" können ebenfalls begeistern, erinnern an vergangene literarische Großtaten, doch letztlich können sie den Roman auch nicht retten. Unglaublich, dass es gegen Ende gar melodramatisch, rührselig und fast kitschig wird.
|