Kunsthandwerk

Der böse Zauberer - Marionette mit neun Fäden - oder...
...Marionettenbau ganz einfach?

Nü ja, eigentlich nicht... denn für ungeduldige Zeitgenossen ist diese Art von "Zeitvertreib" wohl eher ungeeignet. Mich interessierte und faszinierte das Thema Marionettenbau schon in Kindertagen. Die Darbietungen der Augsburger Puppenkiste waren zweifellos der Auslöser.
Ich erinnere mich noch gerne an meine erste Thema-Verweigerung im Kunstunterricht der 7. Klasse (oder so). Die anderen malten einen (dämlichen) Banküberfall (!) und ich entschloss mich, eine Marionette zu bauen. Für den "Marsmensch" bekam ich trotz "Thema verfehlt" eine Eins...!

Leider habe ich die Baupläne (vom Innenleben) meines Zauberers, der inzwischen 20 Jahre auf dem Buckel haben dürfte, nicht mehr (das entsprechende Buch((?)) ist bei einer meiner Gütertrennungen flöten gegangen), und somit ist eine genaue Anleitung nicht möglich. Ist auch gar nicht nötig, denn im Internet gibt es für den passionierten Bastler mehr als genug Anleitungen, weshalb ich mich an dieser Stelle auf allgemeine Tipps (sowie einige von mir selbst angefertigte Skizzen) beschränken möchte. Außerdem darf ich voraussetzen, dass der geneigte Puppenfreund nicht nur Interesse, sondern auch eine gewisse Grundkenntnis mitbringt. (Computerkids sollten gleich die Finger davon lassen, denn da dürfte es schon im Vorfeld Probleme geben. Wieso? Deshalb: Mein Sohn fragte mich gerade, mit welchem "Programm" ich die Zeichnung angefertigt hätte. Ich antwortete: "Mit Hirn, Geodreieck und Bleistift." Er sah mich völlig entgeistert an... kapiert hat er's nicht, glaub' ich...)

Damals entschied ich mich für eine Marionette mit neun Fäden, da diese Bauart sehr differenzierte Bewegungsabläufe ermöglicht und Puppe sowie Spieler ein Maximum an Ausdrucksmöglichkeiten erlaubt.

Das Spielkreuz habe ich recht klein gehalten, weil ich die Marionette mit einer Hand spielen wollte. Im Nachhinein stellte sich dies aber als unmöglich heraus, denn kleiner, Ring- und Mittelfinger halten das Kreuz, Daumen und Zeigefinger sind für die Bewegung der Füße besetzt, und somit muß die zweite Hand zwangsläufig die Hände bewegen.



Die Anordnung der neun Fäden habe ich auf Zeichnung 1 skizziert. (Die Positionierung der beiden Kopf- und Schulterfäden sowie des Rückenfadens ergeben "automatisch" eine Verbeugung, wenn das Kreuz nach vorne geneigt wird!)



Die Handfäden laufen links und rechts durch Ösen (Zeichnung 2) und werden an der 3. Öse oben festgebunden. Die anderen Fäden habe ich in vorgebohrten Löchern befestigt.



Die dritte Skizze zeigt das Kreuz seitlich von unten. Gut zu erkennen der bewegliche Balken für die Füße - auch "Beinschaukel" genannt.



Für eine annähernd natürliche Bewegung sind "Gelenke" unerlässlich. Ich habe neben dem 2-teiligen Rumpf nicht nur Arm- und Knie-, sondern auch Fußgelenke eingebaut. Hierbei ist natürlich zu beachten, dass sich die Unterschenkel ausschließlich nach vorne bewegen lassen! Bei den Kniegelenken ist es selbstverständlich genau umgekehrt. Die Gelenke selbst bestehen entweder aus gemeiner Kordel, Dosenblech oder aus Leder.




Zuerst hatte ich kleine Hände aus (mit Heftpflaster überzogenem) Blech geplant und hergestellt. Später formte ich aus Modeliermasse größere und ersetzte den ursprünglichen Holzkopf aus ebensolchem Material. Mit dem Gesichtsausdruck bin ich bis heute nicht sehr glücklich, denn hier stieß ich an die Grenzen meiner gestalterischen Möglichkeiten. Aber na ja... es sollte ja ein böser Zauberer werden!



Zum Schluss müssen dann nur noch schnell die Klamotten genäht und der Hut gebastelt werden. Dann die Marionette an das Kreuz hängen (beginnend mit den Schulter- und Kopffäden) und schon kann die Vorstellung beginnen...

Thomas Lawall - März 2005
Fotos: Mary
Zeichnungen: Thomas

PS: Fragen bitte an mich privat oder im Forum.

 

 

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