Philosophie

Das Paradies - Teil II

Goldener Oktober 2006, oder ...
... Paradise Lost?


Der 26.10.2006 ist ein ganz besonderer Tag. Ex-Kanzler Gerhard Schröder veröffentlicht seine "Memoiren",  prompt spuckt der Ätna immer mehr Lava aus, und ein Erdbeben der Stärke 5,7 erschüttert den Meeresboden vor Sizilien. Madonna kämpft um Klein-David, und in der ostenglischen Stadt Middlesbrough bekommt die stolze Mutter Kerry Richardson Zwillinge, und zwar ein weißes und ein schwarzes! Naomi Cambell hat wieder Ärger mit der Polizei, und Arnold Schwarzenegger gilt bei der Gouverneurswahl in Kalifornien am 7. November als klarer Favorit. Das Motodrom in Hockenheim ist zum Saisonfinale völlig ausverkauft, Farin Urlaub wird 43 und Vanessa Mae 28 Jahre alt. Die Tour de France 2007 beginnt in London, der Plan für die 20 Etappen steht, rund 3550km sind zu fahren, und der offizielle, legitime Sieger 2006 steht noch immer nicht fest. George Michael setzt mit seiner Show "25Live" völlig neue Maßstäbe, Airbus baut ein Werk in China, Hertie kommt wieder, ABB steigert Gewinn, die Bundesbürger sind kauffreudig wie nie, und in unserem Dorf wird kurz vor zwölf Uhr eine Bank überfallen. Der bewaffnete Täter entkommt zu Fuß ...

... und nur schlappe 100 Meter davon entfernt, arbeite ich im Garten und freue mich, dass es immer noch so schönes Wetter hat. Nach dem völlig verregneten August, der uns die letzten drei Ferienwochen restlos versaut hat, entschädigt dieser goldene Oktober wirklich für alles.

Erstaunlich, was noch alles so wächst und gedeiht. Die Blümchen wollen nicht gehen, der Rosenkohl scheint regelrecht zu explodieren,
 

  


und die letzten Kornblumen geben sich die Ehre. Chinakohl lockt Augen und Gaumen gleichermaßen,
 

   


die Erdbeeren blühen, von der Sonne gelockt, noch einmal auf, und ein Kürbis hat sich aus dem Kompost geschlichen.
 

  


Rosen kämpfen um die letzten Sonnenstrahlen,
 

  


Lauch gibt ein Schattenspiel, und filigrane Möhren tanzen in der Sonne.
 

  


Die spröde Eleganz des Selleries spielt plötzlich eine Hauptrolle, und Rettich spielt Verstecken mit sich selbst.
 

  


Spontan entscheide ich mich, die Harke aus der Hand zu legen, um nach Hause zu gehen und die Kamera zu holen. Dieser Tag verdient es, in Bilder gerahmt zu werden. Hat es einen solchen Oktober jemals gegeben? Ich kann mich nicht erinnern.
In wahlloser Reihenfolge fotografiere ich "nützliche" Planzen sowie solche, die "unnütz" in der Gegend herumstehen ... oder einfach nur schön sind.

Die gelbe Staude am Bach zum Beispiel, die winzigen lila Blumen, die man so gerne übersieht,
 

  


und diese herrlichen dunkelroten Beeren. Man kann sich gar nicht satt sehen an diesem Tag. Selbst der gemeine Salat erstrahlt in diesem natürlichen Flutlicht zu einer besonderen Größe.
Die Endivie sieht wie ein Gemälde aus,
 

  


 der rote Paprika gar wie fehl am Platze, denn der nahende November kennt den Anblick dieser wärmeliebenden Vitaminbombe nicht. Er wird sich wundern ...
Rote Tomaten? Wir sind begeistert und sagen JA zur globalen Erwärmung! Ja, und die Gurken sind auch noch da!
 

 



Ich habe an diesem Tag jede Kontrolle verloren und überlasse meinen Augen die Auswahl der Eindrücke. Innerhalb kürzester Zeit entstehen diese Bilder. Ein kleiner Ausschnitt eines ganz besonderen Tages.

Wo sind all die Blumen hin? HIER sind sie geblieben!















Fernab des alltäglichen Wahnsinns
fühle ich mich wieder einmal
wie auf einer Insel.
Wie auf einem fernen Planeten.
In der Fremde, aber doch zu Hause. Und erneut kommt mir so eine Idee.

Ich ahnte es ja schon lange, dass dieses Märchen vom Paradies gar keines ist ...

 

Thomas Lawall - Oktober 2006
Fotos: © Thomas

 

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