Philosophie

Morgens auf dem Klo - Teil IV


Das Schwert des Damenklos


Meine Ärzte wissen nun langsam keinen Rat mehr. Ich auch nicht. Seit 45 Jahren habe ich Durchfall und ein Ende ist nicht abzusehen. Die Schulmedizin hat versagt. Also ging ich zu einem Homöopath. Dieser verschrieb mir Kügelchen und eine anständige Bergtour.
Na gut, dachte ich und bin gleich losgefahren. Ins Tannheimer Tal. Volltreffer! Schon bei der ersten Durchsicht der Wanderkarte habe ich mir in die Hosen gemacht!!!
Zwar haben die Ziele "Pfrobeschwanz", "Pirschling", "Gamsbocksteig" und "Lochgehrenkopf" meine Gedanken zunächst in eine ganz andere Richtung gelenkt. Geil! Höhö, das hätte echt was werden können!
Der "Bescheißer" (2000m) bereitete aber allen guten Vorsätzen ein vorzeitiges Ende. Mein Gott, bin ich gerannt...

Am nächsten Tag hatte ich mich einigermaßen erholt. Die Karte hatte ich meiner damaligen Gattin überlassen. Nun suchte sie die Route aus, denn ich wollte keinerlei Risiko mehr eingehen! Fröhlich ging es zum Adlerhorst. Auf dem Weg dahin eröffnete meine mir Zugemutete dann den weiteren Verlauf der Strecke. Runter nach Haller, den Rundwanderweg weiter nach Nesselwängle, rauf zum Gimpelhaus, vorbei an der Köllenspitze (2240m) zur Kleinen Scharte bis zur Vilser Alpe und dann über die "Hundsarschalpe" zum "Hundsarschjoch". Nee, also DAS war zu viel! Ich hab' den Aufstieg zum Adlerhorst sofort zugeschissen und das vorgegebene Ziel nie erreicht!

Was soll das? Irgendwie habe ich das Gefühl, alle sind gegen mich! Menschen - ja selbst simple Dinge - einfach alles! Nachts bin ich, als ich zum dritten Mal die Schüssel suchte, über die Klobürste gestolpert. Dann war kein Papier mehr da und als es bereits zu spät war bemerkte ich, dass ich die Hosen noch gar nicht runter hatte und zudem noch im Bett lag...

... und dann wieder dieser Wachtraumnebel ohne Zeit und jede Dimension! Das Tor geht auf und nichts ist mehr, wie es zu sein scheint. Plötzlich sah ich meine Mami über mir - in den Händen eine riesenhafte Windel, so groß wie ein Zirkuszelt!                                        
Neben ihr so seltsame Gestalten. Ein paar Leutchen habe ich erkannt. Jaaa, da war Herr Freud und Woody Allen, umzingelt und bedrängt von allerlei zweifelhaften Damen. Die ebenso furchtbare wie nimmermüde Tante EMMA samt Erzfeindin Vilar im Kampf um das "dressierte" Meisterwerk und Buch der Bücher, Theresa die Gute und Theresa mit Jurassic Fuck, Elsa von Brabant, Friesentochter Ortrud, die Jungfrau aus Frankreich, die blonde Schlampe vom Rhein, Biene Maja, Präsidentenweiber, Legehennen und Gott - also meine Mutter, die das ganze Welttheater einst geschaffen hat...

Ich glaube, ich hab' ein Problem. Sagt mein Verstand. Doch mein Gefühl wehrt sich gegen das weibliche Diktat. Gottpapa hat sich ebenfalls gewehrt. Mit Händen und Füßen. Hat nichts gebracht. Er ärgerte sich, bis es auch ihm zu viel wurde. Doch einfach gehen - NEIN! Vorher noch die Sau rauslassen...
Schwarze Quader hat er noch verteilt, in letzter Hast und Todesangst, als Zeichen für die Welt danach und Wege ihn zu finden. OK, gesagt getan, und dann hat er den Urknall erfunden. Idiot! Aber ich werde nicht aufgeben, meinen Vater zu suchen...

Wo bin ich, wer bin ich, was bin ich?

Egal. Nun sitz' ich wieder hier auf meinem angestammten Platz, aber ich werde das Gefühl nicht los - über mir und uns "Allen" schwebt drohend - das Schwert des Damenklos...

Widmung: Für das "Titty Twister", Quentin Tarantino und Woody Allen.

 

Thomas Lawall - Ende Juni 2002 (Überarbeitet im November 2004)

 

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