CD-Review

.heon. "electro-acoustic requiem" (2003)

Experimentelle Musik


Quer durch die Werkzeugkiste! Was mit Schrauben und Nägeln, einem Schraubenzieher, sowie einer Säge und einer Fender Stratocaster machbar ist, führt uns Martin Héon mit seinem "electro-acoustic requiem" vor...

Wir lesen im Booklet: "Wer bin ich?", "Wo gehe ich hin?", "Warum bin ich hier?" Also gut, diese Fragen sind nicht gerade neu. Die Antworten für diese Rätselberge ebenfalls nicht. Kluge Köpfe haben das in kilometerdicken Büchern dokumentiert. Für jeden ist was dabei. Man muss sich nur die jeweils passende Auflösung aussuchen.
Der Gitarrist Martin Héon braucht diese Antworten nicht. Der Mann hat völlig recht, denn diese gibt es nicht wirklich. Vielleicht hat er begriffen, dass "unlösbare Dinge" mitunter schlicht in einer falschen (oder überflüssigen) Fragestellung begründet sind!!! Vielleicht ist aber andererseits der Verzicht auf eine Antwort schon ein Teil derselben...?!
Nü ja, egal. Das Mysterium des Lebens ist nicht in Worte zu fassen. In Musik vielleicht? Na klar - aber ebenfalls nix Neues. Herr Héon begibt sich dennoch auf diesen ausgelatschten Pfad. Allerdings tut er dies auf eine ganz besondere Art und Weise. Und DAS ist tatsächlich 'ne neue Mucke! Schon das Cover mag einen dezenten Hinweis liefern, denn das Griffbrett ragt weit über den Horizont hinaus...

Mit "death" beginnt die kopflastige Interpretation des Unsagbaren. Ziel ist "heaven" und schließlich "back to life". Diese bizarre Reise beschreibt uns der klangwerkelige Tüftler mittels einer "Fender Stratocaster". Mit diversen "Hilfsmitteln" überschreitet er jedoch die Grenzen dieses Instruments bei weitem und bringt damit zwangsläufig bislang Ungehörtes zu Tage!
Martin Héon zeigt sich mitunter nicht gerade sehr "harmoniefreundlich". Selbige Eigenschaften sollte der potentielle Hörer ebenfalls mitbringen - sowie gewisse jazzlastige Neigungen und offene Öhrchen, groß wie Scheunentore!

Zu viel will ich hier aber nicht verraten. Deshalb nur ein kleines Appetithäppchen zum Schluß: Wer erinnert sich noch an die Spielereien am alten Küchenradio - besonders an den nervigen Soundbrei der "Kurz- und Langwelle"? Dies (und noch viel mehr) kann man offenbar mit einer Klampfe nachspielen bzw. am PC entsprechend aufbereiten...

Fazit: Gar nicht mal so uninteressant. Nicht nur für Zerdenker und Indirektuelle, sondern auch für Leutz, die schlicht noch'n letzten Speicherplatz auf ihrer biologischen Festplatte frei haben! Notfalls den Eingangswahlschalter auf "AUX" stellen, falls vorhanden...


Thomas Lawall - Mai 2004 (Überarbeitet im November 2004)
 

 

Tracklist:

01: death
02: reaching for the sky
03: amazed by beauty
04: melancholy
05: purgatory
06: the trial
07: the verdict
08: the punishment
09: hell
10: absolution of the sins
11: heaven
12: back to life

Line-up:

Martin Héon:
Fender Stratocaster guitar,                      screwdriver, screws, saw, nails

Bandpage:

mi2c.com/requiem

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