CD-Review

VANDEN PLAS  "BEYOND DAYLIGHT" (2002)

Metal-Expressionismus


Jetzt ist es DOCH passiert!!! Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass es mal eine Gruppe geben würde, die ich in die Nähe der gigantischen YES-Schublade hieven könnte. Seit über 30 Jahren halten die ultimativ-endgültigen Kunst-Rocker das Progressiv-Zepter fest in der Hand. Ernsthafte Konkurrenz gab es nie. Das war und ist unmöglich. Einen zweiten Wagner, Bach oder Mozart wird es ja schließlich auch nicht geben. Dachte ich mal. Aus und vorbei...

Mein Gott, ich glaub's nicht! VANDEN PLAS können den Göttern das Wasser reichen und schwenken dann auch noch respektlos nach links auf die Überholspur...
Ich könnt' bloß noch schreien: Die schweren Stolper-Breaks und Tempiwechsel, der filigrane (mehrstimmige) Gesang, orchestrale Arrangements und dramatische Song-Strukturen erinnern mich doch an was...

ALSO DAS IST DIE BISHER BESTE YES-PLATTE, DIE GAR NICHT VON YES IST!!!!!

Fast ist es so, als wären Chris, Jon, Rick, Steve und Alan versehentlich, absichtlich vom Himmel gefallen und würden, in der Hoffnung, dass es da oben niemand mitkriegt, hier unten beim Fußvolk (ohne Musikstudium) mal so richtig die Wutz rauslassen...

Jetzt ist aber Schluss - obwohl mir das sehr schwer fällt, denn dauernd erinnert mich was anderes an die alten PROG-Monarchen. Zumal "BEYOND DAYLIGHT" auch noch ein Konzeptalbum ist. Aber ein seltsames!!! Klar ist da ein roter Faden und alles gehört irgendwie zusammen. Lässt man ein Stück vom Ganzen weg, fehlt allerdings nichts! Hmmm - nimmt man das entnommene Stück für sich alleine, fehlt aber komischer Weise AUCH nichts!!?? Bin ich high, oder was?
Der potentielle Anwärter auf die Prog-Metal Platte des Jahres 2002 ist ein brillant-feudal-monumentales Gesamtkunstwerk, dessen Ganzes weitaus mehr als die Summe seiner Einzelteile zu sein scheint! Trotzdem sind die einzelnen Fragmente gleichzeitig auch die Summe... - äh? - ja...

Also Augen zu - auf die Knie - Raum und Zeit ausblenden und sich dann ins bodenlose Nichts fallen lassen ..."WHERE NO ONE EVER MEETS, ON SCARLET FLOWER FIELDS..."

Durch geheime Türen geht die phantastische Reise weiter. Ein Kaleidoskop geheimer Poesie. Menschen gehen wie die Jahreszeiten, um irgendwann wiederzukehren (ich glaub' zwar nicht dran - hört sich aber trotzdem schön an). In "END OF ALL DAYS" wird mit Endzeitlyrik "JFK" gedacht. Weitere geschichtliche Highlights werden besungen (z.B. Neros Feuerchen in Rom) und kunstvoll in Zusammenhang mit unserer "realen" Existenz verwoben. Den Rahmen für die Geschichten bildet ein einzigartiger musikalischer Expressionismus, der ein mit komplizierten Strukturen durchsetztes Arrangement bevorzugt und somit den Normalhörer restlos überfordern dürfte!

Was VANDEN PLAS mit all dem "indirektuellen" Zeugs meinen, wird spätestens in BEYOND DAYLIGHT klar:

"FOLLOW ME INTO MY WORLD
FOLLOW ME OVER AND UNDER THE SKIES
FOLLOW THE PILOT OF SOULS
SOONER OR LATER WE ARE BEYOND DAYLIGHT"...

OK, wird gemacht! Und die nächsten 10 Werke werde ich schon mal vorbestellen!!!!

Aber jetzt mal ehrlich. Im Bonus-Track (KANSAS-Cover) "POINT OF KNOW RETURN" sitzt doch wohl Rick Wakeman am Keyboard, oder nicht? Nee? OK, OK!!

11 von 10 Punkten!!!


Thomas Lawall (März 2002 - Überarbeitung im November 2004)
 

 

Tracklist:

1. NIGHTWALKER
2. COLD WIND
3. SCARLET FLOWER FIELDS
4. HEALING TREE
5. END OF ALL DAYS
6. FREE THE FIRE
7. CAN YOU HEAR ME
8. PHOENIX
9. BEYOND DAYLIGHT
10. POINT OF KNOW RETURN (Bonus Track)

Line-up:

Stephan Lill (Guitars)
Torsten Reichert (Bass)
Andreas Lill (Drums)
Andy Kuntz (Vocals)
Günter Werno (Keyboards)

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